Streit um Lohengrin in Bayreuth

Darf Gottfried kein Führer mehr sein?

05:48 Minuten
Die Richard-Wagner-Büste des Bildhauers Arno Breker nahe des Festspielhauses in Bayreuth steht auf einem Sockel
Richard Wagner (1813-1883) gilt als Antisemit, dessen Gesangstexte zu verändern und Worte wie "Heil" oder "Führer" umzubenennen sei "nicht zielführend", meint Kritiker Fuchs. © imago images / Eberhard Thonfeld
Jörn Florian Fuchs im Gespräch mit Sigrid Brinkmann |
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Wegen einer Textänderung gibt es Streit zwischen der Intendantin der Bayreuther Festspiele, Katharina Wagner, und dem Dirigenten Christian Thielemann. Der besteht auf einer werkgetreuen Umsetzung des Lohengrin, Wagner will strittige Wörter streichen.
Statt "Führer" soll der Solist Klaus Florian Vogt als Lohengrin in Bayreuth besser "Schützer" singen. Den Begriff "Führer" könne man nicht mehr verwenden, argumentiert die Intendantin der Bayreuther Festspiele, Katharina Wagner,.
Der Dirigent Christian Thielemann sieht das anders: Er möchte das Stück librettogetreu umgesetzt haben. Da habe Thielemann recht, findet Musikkritiker und Wagner-Experte Jörn Florian Fuchs.

"Eine Textveränderung ist nicht zielführend"

Denn der Kontext sei entscheidend. In der strittigen Passage gehe es darum, dass ein Heerführer angerufen werde: „Es geht um Gottfried, also eine Erlöserfigur am Ende des Stücks – eine wirklich positiv besetzte Figur.“

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In anderen Passagen von Richard Wagners Oper „Lohengrin“ werde viel von „Heil“ gesungen, so Fuchs. Nach Katharina Wagners Logik müsste auch dieser Text umgeschrieben werden, wie auch die Schlussansprache in der „Meistersinger“-Oper, da gehe es nationalistisch zu.

„Man muss sich inszenatorisch bei den Problemen der Stücke dazu verhalten, aber jetzt an den Texten in der Form alles zu verändern, ist nicht zielführend.“

Kampf um künftigen Einfluss

Der Streit sei durchaus auch Teil eines Machtkampfes zwischen der Intendantin Wagner und dem ehemaligen Musikdirektor der Festspiele, Christian Thielemann. Denn durch ihr Betreiben sei der Dirigent in den kommenden zwei Jahren bei den Festspielen nicht vorgesehen.
Doch auch die Zukunft von Katharina Wagner sei ungewiss in Bayreuth. Die einflussreiche Gesellschaft der Freunde von Bayreuth sei – wie Thielemann mit seiner großen Fangemeinde – eher konservativ, schätze eher weniger große Regieexperimente.
Wagners Plan für 2026, den „Ring des Nibelungen“ neu zu disponieren, sei dagegen abgelehnt worden, so Fuchs. Ihr sei gesagt worden: "Nein, also so schnell geht das nicht, da warten wir erst mal ab, ob der Vertrag verlängert wird.“
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