Natur, Sex, Freiheit, Drogen und Jazz
Jack Kerouac, William S. Burroughs und Allen Ginsberg verkörperten nach dem Zweiten Weltkrieg die Beat Generation. Das Pariser Centre Pompidou zeigt jetzt die erste Retrospektive in Europa über die literarische Bewegung, die in den USA des Puritanismus und der McCarthy-Ära für Skandale sorgte.
Unendlich lang ziehen sich die Straßen durch die Landschaft Nordamerikas. Sie sind aus einem Auto heraus gefilmt. Die Bilder flimmern auf drei Leinwänden gleichzeitig und spiegeln sich auf einem über 30 Meter langen Glaskasten mit dem Herzstück der Ausstellung wider: Jack Kerouacs Roman "Unterwegs". Es ist das Manifest der Beat Generation. Eine Gruppe von Entwurzelten, Nomaden, die zum ersten Mal in New York aufeinander trafen. Diese Geschichte erzählt Philippe-Alain Michaud, einer von drei Kuratoren:
"1943 als Ginsberg, Kerouac und Borroughs sich an der Columbia Universität trafen, waren das einfach nur Einzelpersonen. Junge Autoren, Studenten. Und nach und nach ist die Bewegung gewachsen, sie ziehen nach Kalifornien."
Rebellion gegen Prüderie und Anti-Kommunismus
Dort leben und arbeiten sie als Autoren und Künstler in San Francisco und Los Angeles, ziehen nach Mexiko und ins marokkanische Tanger. In ihren Werken rebellieren sie gegen die USA der Nachkriegszeit, gegen Prüderie, Anti-Kommunismus und Technikgläubigkeit. Für sie zählen die Natur, räumliche Weite, sexuelle Freiheit, Drogen, Jazz- und Bebop-Musik. Viele ihrer Werke werden zum Skandal, so wie Ginsbergs Gedicht "Howl", übersetzt "Geheul". Die Autoren der Beat Generation werden dadurch weltbekannt. Auch Paris war von 1958 bis 1963 eine prägende Station für die Gruppe.
"Hier lebten sie in diesem Hotel, das man am Ende nur noch Beat Hotel nannte. Sie verwandelten es in eine Art Labor, in dem sie mit Bildern und Tönen experimentiert haben. Hier hat Gysin seine Cut-Up-Technik entwickelt."
Eine Technik, bei der Texte zerschnitten und neu zusammengesetzt werden. Aus Zufall und Kombination ergibt sich dann eine eigene Erzählstruktur.
Texte, Gemälde und Klänge korrespondieren
Nach dieser Idee ist auch die Ausstellung konzipiert, in der der Besucher den Wirkungsorten der Beatniks chronologisch nachspüren kann. Textauszüge, Filmausschnitte, Zeichnungen, Gemälde und Klänge füllen den Raum und korrespondieren miteinander.
Die Beziehungen unter den Werken verändern sich ständig. Somit ist die Ausstellung buchstäblich unerschöpflich, verspricht Kurator Michaud. Der Besucher kann nicht alles sehen. Aber er kann eintauchen und sich inmitten der Klänge und Bilder bewegen. Die Ausstellung ist als Reise konzipiert.
Eine Reise, bei der der Besucher einen umfassenden Einblick in das Universum der Beat Generation bekommen soll. Wer aber ihr Lebensgefühl wirklich verstehen will, wird um das Lesen ihrer Werke trotzdem nicht herum kommen.
Informationen des Centre Pompidou