Sex-Produkte für Muslime
Ein muslimischer Sex-Shop? Die Nachricht, dass Beate Uhse mit dem Internet-Versandhandel El-Asira zusammenarbeiten wird, hat für Erstaunen gesorgt. Firmenchef Abdelaziz Aouragh erklärt, was er unter Sex im Rahmen islamischer Sittenlehre versteht.
Ein zarter Schleier, ein Hauch von Spitze, Rosenblätter und Arabesken."Feel admired – feel loved, feel sensual", "Fühle dich sinnlich" steht als Überschrift über einer Produktpalette die von sensual lotion bis hin zu einer "Sensual massage candle", einer Kerze aus Massage-Öl reicht.
"Die sich zu Öl verflüssigt, das zum Massieren benutzt werden kann."
So sieht sie aus die Homepage von El-Asira – "a unique arabic collection for a sensual love life". Produkte rund um traute heterosexuelle Zweisamkeit und das alles im Rahmen islamischer Sittenlehre. Der Mann hinter der Internet-Verkaufsseite ist Abdelaziz Auoragh, ein Niederländer mit marokkanischen Wurzeln. Ein Missverständnis will er mit seiner Seite vor allem aus der Welt räumen:
"Die Kinder werden nicht von fliegenden Kamelen gebracht. Sexualität und Sinnlichkeit spielt eine große Rolle im Leben von Muslimen. Es gibt sogar einen Hadith ein Ausspruch des Propheten, demzufolge der Akt nicht als vollzogen gilt, bis beide – Mann und Frau – den Höhepunkt vollzogen haben."
Abdelaziz Auoragh ist kein Missionar, sondern Geschäftsmann, der mit seinem Versandhandel einen gigantischen Markt erreichen will.
" Die Muslime sind die größte Zielgruppe der Welt. Und 52 Prozent der 1,8 Milliarden Muslime sind immerhin jünger als 24."
Zuerst galt Beate Uhse als pornografisch
Nackte Haut oder Pornografie sucht Mann oder Frau allerdings vergebens auf der Homepage.
"In einem normalen Sexshop wird Gleitmittel pornografischer vermarktet, das ist okay, aber für unsere Zielgruppe brauchen wir eine andere Art von Bildern und Geschichten rund ums Produkt."
Die für den muslimischen Markt zugeschnittenen Produktgeschichten interessieren auch andere Anbieter. Seit einem halben Jahr kooperiert die Beate Uhse AG mit El-Asira. Aouragh erinnert sich an die erste Anfrage des deutschen Unternehmens:
"Als Beate Uhse bei uns anklopfte, war unsere erste Reaktion: Nein auf keinen Fall, die kommen aus der Porno-Ecke. Aber dann merkte ich, ich reagiere ja genauso vorurteilsbeladen wie die Typen, die in Deutschland gegen den Islam demonstrieren. Lass uns reden! Es kam zum Dialog. Sie respektierten uns und wir respektierten sie."
Am Ende der Gespräche hatte El-Asira einen finanzstarken Investor gewonnen. Und beide Verhandlungspartner hatten eine Gemeinsamkeit entdeckt:
"Heute sind 70 Prozent der Beate-Uhse-Kunden Frauen, genau wie bei uns."
Eine schleichende Islamisierung der Europäischen Pornokultur steht also nicht bevor. Beate Uhse investiert in El-Asira – nicht umgekehrt. Und für die um das "christliche Abendland" besorgten selbsternannten Kulturwächter hat Abdelaziz Aouragh eine Verkaufsempfehlung parat:
"Vielleicht sollten sie mal unsere Massage-Öl-Kerze probieren. Mir kommen die nämlich ganz schön angespannt vor."