Beatrice Rana, Klavier
Dänisches Nationales Symphonie-Orchester
Leitung: Fabio Luisi
Junger Mozart und edler Strauss
Beatrice Rana spielte in Kopenhagen Mozarts "himmlisches" Klavierkonzert Es-Dur KV 271. Chefdirigent Fabio Luisi leitete das Nationale Symphonie-Orchester des Dänischen Rundfunks, auch für Strauss' Suite "Der Bürger als Edelmann" und Nielsens "Pan und Syrinx".
Am 11. März konnten die Musikerinnen und Musiker des Nationalen Dänischen Symphonie-Orchesters endlich wieder in ihrem akustisch ausgereiften und optisch wunderbaren Saal im Konzerthaus von Danmarks Radio spielen, nach einigen Wochen Zwangspause.
Chefdirigent Fabio Luisi hat das Programm mit dem Orchester zusammengestellt und mehrfach verändert. Zuletzt kam eine andere Solistin als noch vor Tagen geplant zum Zuge. Aus Italien hat Luisi Beatrice Rana mitgebracht. Die junge Pianistin spielte Mozarts Es-Dur Klavierkonzert KV 271.
Die Naturszene für Orchester "Pan und Syrinx" von Carl Nielsen eröffnet den Abend. Geschrieben innerhalb zweier Wochen für ein Porträtkonzert des Meisters in Kopenhagen vor gut einhundert Jahren. In ihr erzählt der Komponist mit vielen einprägsamen Solostellen die Geschichte vom Hirtengott Pan, der die nach ihm benannte Flöte erfindet. Wie alle antiken Götter und Halbgötter war auch Pan offen lüstern, wenn er ein weibliches Wesen erblickte.
Der lüsterne Pan erfindet die Flöte
In diesem Fall ist es die Nymphe Syrinx, der er nachstellt. Sie rettet sich an einen nahen Fluss und verwandelt sich mithilfe anderer Nymphen in Röhricht. Der schwer atmende Pan bringt die hohlen Schilfrohre zum Klingen. Er bricht sie ab wie der Knab' das Röslein und bindet aus den einzelnen Stängeln die vieltönige Flöte. Musik über einen musikalischen und zugleich erotischen Akt also.
Innovatives Konzert für eine junge Frau
Mozart dürfte die meisten seiner Solokonzerte für den Eigenbedarf komponiert haben. Doch nicht ausschließlich. Die Nachwelt ist da bei einem Klavierkonzert einem Missverständnis aufgesessen. Das berühmte Jeunehomme-Konzert, eben jenes Es-Dur-Konzert ist gar kein Konzert für den jungen Mann oder jemanden dieses Namens.
Erst vor wenigen Jahren konnte die Wissenschaft die wahre Widmungsträgerin des Klavierkonzerts KV 271 identifizieren: Die französische Pianistin Victoire Jenamy. Das Konzert hat Mozart selbst oft gern gespielt, auch in seinen späteren Jahren. Was ihn daran besonders gereizt hat, dürfte vor allem die starke Rolle des Soloinstruments sein. Mehr als damals üblich steht das Klavier im Vordergrund.
Beatrice Rana - die Solistin- hatte drei Tage Zeit, sich auf ihren Auftritt vorzubereiten. Davon habe sie die Hälfte gebraucht, um das Konzert zu üben, und die andere Hälfte, um ihre Reise zu organisieren. Das erzählte sie im Dänischen Radio.
Sie genoss aber die Gelegenheit, mal wieder mit einem Orchester zu spielen, auch wenn in Kopenhagen das Publikum fehlte. Das Es-Dur-Klavierkonzert KV 271 von Wolfgang Amadeus Mozart hat sie das erste Mal im zarten Alter von 12 Jahren einstudiert.
Musik mit himmlischen Qualitäten
Mozart zu spielen sei immer eine Herausforderung, meint Beatrice Rana. "Seine Einfachheit ist ganz natürlich, aber diese Einfachheit zu erreichen, ist extrem kompliziert. Er war sehr jung, als er es geschrieben hat. Es war das erste richtig große Klavierkonzert. Inspiriert hat ihn die junge Virtuosin Jenamy. Das ist schon wunderbar, dass eine Frau das gespielt hat. Es steckt voller Virtuosität. Zugleich eröffnet Mozart neue Räume für Expressivität und Architektur. Das Klavier spielt von Anbeginn an, das gab es vorher nie, oder nur wenn das Klavier Continuo-Instrument war. Außerdem gibt es im dritten Satz ein Menuett. Das schafft große Dimensionen – wir haben drei sehr ausführliche Sätze. Dabei werden ganz viele Aspekte aufgezeigt, wie Solistin und Orchester zusammenspielen können."
Mozart schaffe eine sehr schöne Rhetorik durch ein Frage- und Antwortspiele zwischen Solistin und Orchester. Sehr intim und geradezu himmlisch seien die Dialoge im langsamen Mittelsatz, meint Beatrice Rana. Mozart müsse höhere Eingebungen gehabt haben, dieser Satz sei der Beweis. Göttlich sei das. Und einzigartig.
Das Beste aus einer Schauspielmusik
Drittes und letztes Werk im Programm war die Suite nach Molières Ballettkomödie "Le Bourgeois Gentilhomme" von Richard Strauss. Chefdirigent Fabio Luisi hat das Werk im Dänischen Radio erläutert. "Das ist eine Suite, die auf der Schauspielmusik zu "Der Bürger als Edelmann" basiert. Die Schauspielmusik ist länger als die Suite und hat einige spezielle Teile, mit Chorpassagen und Einschüben türkischer Musik. Richard Strauss brachte sie damals keinen Erfolg. Die Orchester-Suite hat er einige Jahre später daraus zusammengestellt. Die spielen wir jetzt. Das sind die besten Teile der Schauspielmusik. Die Suite sollte der erste Teil sein vor der "Ariadne auf Naxos".
Es gibt einige Themen, die in dieser Oper wieder auftauchen. Es ist ein sehr schöner neoklassischer Stil in beiden Stücken. Ich finde diese Musik sehr vielfältig und herausfordernd. Ich bin sehr froh, dass ich das mit meinem Orchester aufführen kann. Es ist größer besetzte Kammermusik. Die Klänge, die er mit den wenigen Instrumenten erzeugt, sind erstaunlich. Das ist ein sehr schönes Stück."
Konzerthaus von Danmarks Radio, Kopenhagen
Aufzeichnung vom 11. März 2021
Aufzeichnung vom 11. März 2021
Carl Nielsen
"Pan und Syrinx" op. 49
"Pan und Syrinx" op. 49
Wolfgang Amadeus Mozart
Klavierkonzert Nr. 9 Es-Dur KV 271 "Jeunehomme"
Klavierkonzert Nr. 9 Es-Dur KV 271 "Jeunehomme"
Richard Strauss
"Le Bourgeois gentilhomme" op. 60
Suite nach Molière
"Le Bourgeois gentilhomme" op. 60
Suite nach Molière