Bebersee Festival

Zwischen Wäldern und Militärgeschichte

115:23 Minuten
Eine Jagdkanzel am Rande eines Laubwaldes in herbstlicher Färbung. Deutschland, Brandenburg, Liepe, Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin
Musik ganz anders wahrnehmen: das Brandenburger Biosphärenreservat Schorfheide begünstigt das mit seiner einzigartigen Atmosphäre. © picture alliance / imageBROKER | Rainer Schlepphorst
Wo einst sowjetische Kampfjets röhrten, erklingt heute Musik auf höchstem Niveau: Das Bebersee-Festival verwandelt einen ehemaligen Flugzeughangar im Brandenburger Biosphärenreservat Schorfheide in eine einzigartige Bühne.
Allein die Anfahrt ist schon ein Erlebnis, durch urwüchsige Wälder, Seen - Stille statt Stadtlärm. „Es passiert etwas mit einem, wenn man in die Schorfheide hineinfährt, man wird ruhiger, beginnt zu lauschen und kann Musik ganz anders wahrnehmen“, so Gregor Sigl, seit diesem Jahr der neue Festivalleiter. Das Festival neu erfinden wolle er nicht, sagte er im Deutschlandfunk Kultur – am wichtigsten sei die Qualität der musikalischen Aufführungen. Und die ist auch im 25. Jahr des Festivalbestehens garantiert.

Ein einziger melodischer Strom

Herbert Schuch, Stephen Waarts und Benjamin Kruithof eröffneten das Festival mit dem „Erzherzog-Trio“ von Ludwig van Beethoven. Lyrisch und schwärmerisch, keine Spur vom grantelnden Schicksalsbezwinger. Ein einziger melodischer Strom ist dieses Klaviertrio, der ein paar temperamentvolle Stromschnellen mit sich führt und bis zum Ende nicht abreißt.

Wilde Emphase

Die einzige Violinsonate von Leos Janácek dagegen stürzt sich mit wilder Emphase ins Geschehen – mit Noa Wildschut und Raùl da Costa spielten zwei aufstrebende Musiker der jüngeren Generation.

Pianistische Ausdruckswelten

Mit Franz Schuberts verinnerlichten Impromptus und zwei Klavierwerken von Ferruccio Busoni (sein Todestag jährt sich in diesem Jahr zum 100. Mal) endete das Eröffnungskonzert. Gegensätzlicher als Schubert und Busoni können pianistische Ausdruckswelten nicht sein; nach innen gerichtet die zart schimmernden Impromptus, eine massive Klangorgie Busonis Toccata. Herbert Schuch meisterte beides – und ließ ein beglücktes Publikum wieder hinaus in die Stille der Schorfheide.

Bebersee Festival
Hangar Groß Dölln, Schorfheide
Aufzeichnung vom 21.08.2024

Ludwig van Beethoven
Klaviertrio B-Dur op. 97 "Erzherzog-Trio"

Herbert Schuch, Klavier
Stephen Waarts, Violine
Benjamin Kruithof, Violoncello

Leoš Janáček
Sonate für Violine und Klavier

Noa Wildschut, Violine
Raul da Costa, Klavier

Franz Schubert
Impromptu c-Moll op. 90 Nr. 1

Arnold Schönberg
Klavierstück op. 11 Nr. 2 (Bearbeitung in "konzertmäßiger Interpretation" von Ferruccio Busoni)

Franz Schubert
Impromptu As-Dur op. 90 Nr. 4

Ferruccio Busoni
Toccata BV 287

Herbert Schuch, Klavier

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