Hören Sie hier die Einschätzung von René Aguigah, Literaturexperte und Leiter der Abteilung Hintergrund Kultur und Politik, zur diesjährigen Preisvergabe
Friedenspreis geht an Aleida und Jan Assmann
Den renommierten Friedenspreis des Deutschen Buchhandels erhält in diesem Jahr ein Ehepaar: Die Kulturwissenschaftler Aleida und Jan Assmann hätten in gegenseitiger Inspiration ein bedeutsames Werk geschaffen, heißt es in der Begründung.
Die Literatur- und Kulturwissenschaftlerin Aleida Assmann (71) und ihr Ehemann, der Ägyptologe und Kulturwissenschaftler Jan Assmann (79), erhalten den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels 2018. Damit ehre der Börsenverein des Deutschen Buchhandels ein Forscherpaar, das sich seit Jahrzehnten wechselseitig inspiriere, teilte die Institution am Dienstag mit. Das Ehepaar habe ein zweistimmiges Werk geschaffen, "das für die zeitgenössischen Debatten und im Besonderen für ein friedliches Zusammenleben auf der Welt von großer Bedeutung ist".
Aleida Assmann greife mit ihren wissenschaftlich fundierten Studien engagiert die Themen von Geschichtsvergessenheit und Erinnerungskultur auf, begründete der Stiftungsrat seine Vergabe. Sie leiste in hohem Maße Aufklärung zu Fragen eines kulturellen Gedächtnisses einer Nation. "Ihr Werk weist darauf hin, dass ein offener und ehrlicher Umgang mit der Vergangenheit grundlegende Bedingung für ein friedliches Miteinander ist."
Beitrag zur Friedensfähigkeit von Religionen
Jan Assmann habe internationale Debatten zu den kulturellen und religiösen Konflikten der Zeit angestoßen, so der Stiftungsrat weiter. "Mit seinen Schriften zum Zusammenhang von Religion und Gewalt sowie zur Genese von Intoleranz und absolutem Wahrheitsanspruch leistet er einen unverzichtbaren Beitrag zum Verständnis der Friedensbereitschaft und Friedensfähigkeit der Religionen in der Weltgesellschaft von heute."
Die in Bethel bei Bielefeld geborene Aleida Assman wurde 1993 Professorin für Anglistik und allgemeine Literaturwissenschaft an der Universität Konstanz. Der in Langelsheim im Harz geborene Jan Assmann war von 1976 bis 2003 Professor für Ägyptologie an der Universität Heidelberg. Die beiden erhielten bereits zahlreiche Auszeichnungen. Das Ehepaar hat fünf Kinder und lebt in Konstanz.
Im Oktober verliehen
Der mit 25.000 Euro dotierte Friedenspreis gehört zu den bedeutendsten Kulturauszeichnungen des Landes. Er wird zum Abschluss der Frankfurter Buchmesse am 14. Oktober in der Paulskirche verliehen.
Mit dem Preis werden seit 1950 Schriftsteller, Philosophen und Wissenschaftler aus dem In- und Ausland geehrt. Darunter sind die Literaturnobelpreisträger Hermann Hesse, Mario Vargas Llosa oder Orhan Pamuk. Im vergangenen Jahr erhielt die kanadische Autorin Margaret Atwood die Auszeichnung.
Hören Sie hier ein Gespräch von Aleida und Jan Assmann mit René Aguigah in der Sendung "Zeitfragen" vom 29.03.2018.
Bereits am 16.11.2016 war Jan Assmann zu Gast in der Sendung "Im Gespräch" bei Susanne Führer: