Aufregung in der David Letterman-Show, spätabends im US-Fernsehen. Ein Weißkopfseeadler macht sich bereit, durch das Studio zu fliegen. Das Tier, auf dem Handschuh seiner Betreuerin sitzend, ist ein bisschen unruhig. Aber nicht so unruhig wie der Star-Moderator hinter seinem Schreibtisch.
"Oh, er verdrängt aber doch eine Menge Luft", bemerkt Letterman und weicht sichtlich zurück, als seine Notizen durch ein paar mächtige Flügelschläge durcheinandergewirbelt werden. Wie heißt der Vogel, will er wissen. Challenger.
Nationalsymbol: Die Geschichte des Weißkopfseeadlers ist die Geschichte der USA.© IMAGO/imagebroker
Die Episode ist schon ein bisschen her. Was der Talkshow-Moderator damals offenbar nicht wusste: Der Vogel, der seine Sendung aufmischte, ist wenigstens so legendär wie er selber. Challenger, ein männlicher Weißkopfseeadler von fast zwei Metern Flügelspannweite, ist eine Art Markenbotschafter in eigener Sache: ein Bald Eagle, der durch die USA tourt, um patriotische Gefühle zu erwecken und dabei für den Schutz seiner Art zu werben. Die Adler und die Amerikaner – ein kompliziertes Verhältnis.
Der Weißkopfseeadler, englisch Bald Eagle, lateinisch Haliaeetus Leucocephalus:
Woran erkenne ich ihn? Am markanten weißen Kopf und Schwanz, am mächtigen gelben, hakenförmigen Schnabel, den kräftigen gelben Klauen.
Wie groß ist er? 70 bis 90 Zentimeter, Flügelspannweite bis zu 2,50, Meter, Gewicht: bis zu etwa sechs Kilo.
Und die Geschlechter? Männchen und Weibchen sehen gleich aus, die Weibchen sind aber ein Drittel größer.
Wo kommt er vor? Nur in Nordamerika, dort gerne in Flussnähe, denn seine Lieblingsspeise ist Fisch.
Wo kann ich ihn sehen? Über Flüssen kreisend, auf hohen Bäumen, ansonsten in den USA täglich und überall: auf dem präsidentiellen Siegel, auf Dollarscheinen, auf Logos, Abzeichen und in der Werbung.
Als die ersten Siedler die heutigen USA betraten, kreisten rund 500.000 Bald Eagles am Himmel. Die indigenen Amerikaner verehrten diese Könige der Lüfte, und die Europäer schlossen sich an.
Auf Papier gebannt: Der Weißkopfseeadler ziert das große Siegel der Vereinigten Staaten und damit auch die Dollarnoten.© Getty Images / zlisjak
"Aus Sicht der Amerikaner zumindest verkörpern sie Stärke und Mut und Freiheit, und das sind natürlich Werte, die die amerikanische Nation von ihrer Gründung an mit sich selbst in Verbindung gebracht hat", schreibt Jack E. Davis. Er hat ein Buch über den Bald Eagle geschrieben, Untertitel: Amerikas Vogel und seine unwahrscheinliche Reise. Die Geschichte der Adler, so wie er sie beschreibt, ist auch die Geschichte der USA.
Ein Heldenepos mit unsicherer Zukunft und eine Liebesgeschichte mit offenem Ausgang. Denn die zugezogenen Amerikanerinnen und Amerikaner schafften es, die Bald Eagles zu verehren, nahezu auszurotten, zu retten und ihnen dann einen ungedeckten Scheck auf die Zukunft auszustellen.
Schon der Status als Wappenvogel war umstritten. Am 4. Juli 1776, am Tag der Unabhängigkeit, gab der Kongress ein nationales Siegel in Auftrag.
Sechs Jahre Arbeit waren nötig, bis 1782 das Design feststand: Ein wenig eleganter Adler mit einem Olivenzweig in der einen und einem Bündel Pfeile in der anderen Klaue. So sieht das Siegel im Grunde bis heute aus.
Truthahn besser als Adler?
Benjamin Franklin, der berühmte Gründervater, war wenig begeistert. Er wünschte sich, der Bald Eagle wäre nicht als Repräsentant dieses neuen Staates ausgewählt worden, schrieb er seiner Tochter. Er fand, der Wilde Truthahn sei viel respektabler.
"Was Franklin tat, war, dass er den, in Anführungszeichen 'Charakter' des Truthahns mit dem des Adlers verglich. Er beschrieb den Truthahn als mutigen, noblen Vogel. Er beschrieb den Bald Eagles als gemeinen Feigling und Dieb, weil er gerne dem Fischadler seine Beute klaut, weil der ein besserer Fischer ist."
Was jeder Vogelfreund bestätigen wird: Adler sind Opportunisten. Dem anderen Vogel einen Fisch zu klauen, ist manchmal einfacher, als selbst einen zu fangen.
Dass Franklin den Truthahn zum Wappenvogel machen wollte, ist eine oft erzählte Geschichte. Jack E. Davis bezweifelt sie. Franklin selbst beschreibt den Truthahn als ein bisschen eitel und dumm. Und will man als Nation wirklich mit dessen Geräuschen in Verbindung gebracht werden?
Greifvögel als Konkurrenz für Jäger und Fischer?
Was Franklin aber ganz gewiss tat: Er befeuerte den Mythos von der Charakterschwäche des Amerikanischen Adlers. Bauern, Jäger, Angler und Fischer gingen noch weiter. Sie, die den amerikanischen Kontinent eroberten, empfanden die Greifvögel als Konkurrenz.
Adler wurden vergiftet, erschossen, gejagt. Bis weit ins 20. Jahrhundert hinein wurden in Alaska Prämien für jedes Paar Klauen gezahlt. Da war längst klar, dass die Weißkopfseeadler ernsthaft in Gefahr waren.
Markenbotschafter in eigener Sache: Vogelpflegerin Lindsay und der legendäre Weißkopfseeadler Challenger in der American Eagle Foundation in Tennessee.© Katrin Brand, ARD-Studio Washington
Lindsay, eine junge Frau von Mitte 20, wirkt erstaunlich entspannt dafür, dass sie einen Vogel auf der linken Hand sitzen hat, der gefühlt halb so groß ist wie sie. Challenger, der Vogel, der einst David Letterman erschreckte, ist aus der Nähe wirklich eine respektgebietende Erscheinung.
Diese strengen gelben Augen! Dieser mächtige gelbe Hakenschnabel! Dieser makellos weiße Kopf! Und diese gefährlichen gelben Klauen, die sich in den Handschuh seiner menschlichen Partnerin krallen!
Na, was machst du da? Er ist neugierig, sagt Lindsay, während der Adler seinen beweglichen Hals dreht und sich umschaut.
Stiftung zum Schutz der Adler
Wir sind bei der American Eagle Foundation in Pigeon Forge, Tennessee, einer Stiftung, die sich dem Schutz der Adler widmet. Challenger, inzwischen über 30 Jahre alt, sieht nicht mehr so gut und verbringt hier seinen Ruhestand, zusammen mit anderen Greifvögeln, die, wie er, allein in freier Wildbahn nicht überleben könnten.
"Als er klein war, wurde er aus seinem Nest in Louisiana geweht. Menschen, die es gut meinten, retteten ihn und boten ihm, weil er hungrig wirkte, etwas zu essen an. Leider wussten sie nicht, dass sie damit riskierten, dass der junge Vogel dadurch auf Menschen geprägt werden könnte." Und so kam es auch, sagt Robyn D. Miller, die bei der Adler-Stiftung für den Bildungsbereich zuständig ist.
Alle Versuche, den jungen Bald Eagle freizulassen, scheiterten. Das Tier kam alleine nicht zurecht und wurde immer wieder halb verhungert aufgegriffen. Die Stiftung nahm ihn schließlich unter ihre Fittiche.
Dient auch als Adler-Pension für Schutzbedürftige: Bei der American Eagle Foundation werden die Vögel überwacht und dokumentiert. © Katrin Brand, ARD-Studio Washington
Weil Challenger so perfekt aussieht und zudem keine Angst vor Menschen hat, machte ihn die Stiftung zum Botschafter seiner Art.
Einsatz bei Amtseinführung von Obama
Seit 1993 war er Hunderte Male im Einsatz, um Amerika darauf aufmerksam zu machen, dass die Weißkopfseeadler eine bedrohte Art sind. Er flog über Footballstadien, bei der Amtseinführung von Präsident Barack Obama und in Fernsehstudios wie dem von David Letterman. Er bekam sogar einen eigenen Song.
Auch im September 2007 war Challenger im Weißen Haus unüberhörbar dabei, an einem historischen Tag für die Adler. Der Weißkopfseeadler werde offiziell von der Liste der bedrohten Arten fliegen, kündigte Innenminister Dirk Kempthorne an. Eine kleine Sensation. Denn Anfang des 20. Jahrhunderts war die Zahl der Brutpaare steil nach unten gegangen.
Insektizid bedroht Weißkopfseeadler
Naturschützern und Politikern wurde klar, dass sie dabei waren, ihren Wappenvogel auszurotten. 1940 verboten sie es zunächst, Bald Eagles kommerziell zu fangen und zu töten. Das brachte nur begrenzt Erleichterung, denn kurz darauf kam das Insektenvernichtungsmittel DDT auf den Markt.
DDT, diese teuflische Waffe der modernen Wissenschaft, habe Millionen von Menschen gerettet und Milliarden Insekten getötet, hieß es in einem Werbefilm aus den 40er-Jahren. In den USA wurde es in der Landwirtschaft großflächig aufgetragen, mit verheerender Wirkung vor allem für die Adler. Die Schalen ihrer Eier wurden dünn, so dünn, dass sie zerbrachen.
1963 gab es in den USA, Alaska und Hawaii mal abgerechnet, nur noch etwa 400 Brutpaare. In dieser Zeit erschien „Der stille Frühling“ von Rachel Carson, die bedrückende Vision einer Welt, in der keine Vögel mehr singen, weil es keine Insekten mehr gibt. Und Joni Mitchell sang: Bauer, pack das DDT weg! 1972 endlich wurde DDT verboten, und die Bestände der Adler begannen sich zu erholen, mit viel Nachhilfe.
Es ist Ende Mai und im Adlerhorst hoch oben in einem Tulpenbaum im Nordosten von Washington D.C., zetert ein Küken, gut zu sehen über die beiden Webcams, die das ganze Frühjahr schon auf das Nest gerichtet sind. Mister President und Lady of the United States, kurz Lotus, so haben die Vogelfreunde der Hauptstadt das Pärchen genannt, das gerade seine Brut großzieht.
"Die Adler haben sich irgendwie wieder eingegliedert, sie haben gelernt, mit uns zu leben", sagt Dan Rauch, Chef-Ornithologe von Washington.© Katrin Brand, ARD-Studio Washington
Dan Rauch ist Mitarbeiter der Energie- und Umweltbehörde in Washington D.C., und der Ornithologe der Stadt. Er habe bis nach Wyoming fahren müssen, damals in den 70ern, um seinen ersten Adler zu sehen, bei einer Paddeltour, erzählt Dan, während wir auf einer windigen Fußgängerbrücke über dem Anacostia-Fluss stehen. Ein paar hundert Meter entfernt rumpelt die Metro über eine Brücke, der Verkehr rauscht.
"Hoch mit den Ferngläsern!"
Er hätte nie gedacht, dass er mal in einer Stadt arbeiten und sich mit Adlern beschäftigen würde. Jetzt sei es selten, dass er mal keine zu sehen bekomme. Hier am Fluss sind sie oft unterwegs. Ihr Nest ist nicht weit entfernt: Hier fangen sie die Fische für den Nachwuchs. Also, hoch mit den Ferngläsern!
Kein Bald Eagle, sondern nur ein Fischadler, sagt Dan. Wir haben Pech. Wir bekommen an diesem Vormittag weder Mr. President noch Lotus vors Fernglas.
Ende der 40er-Jahren hatten zuletzt Adler in D.C. gebrütet, dann Jahrzehnte lang nichts. Mitte der 90er begannen junge Naturschützer, Jungvögel aus Wisconsin im Stadtwald freizulassen, und seit der Jahrtausendwende gibt es wieder ein bis zwei brütende Paare in der Hauptstadt.
Jede Menge Krähen sehen wir über dem Fluss, dazu Schwalben und Segler. Im Wasser Schildkröten, am Ufer Wasserhyazinthen und Rohrkolben, eine üppig grüne Marschenlandschaft, von Ebbe und Flut geprägt.
Früher war der Anacostia das Schmuddelkind unter den Flüssen der Hauptstadt, träge und brackig, über Jahrzehnte von Industriebetrieben und Werften vergiftet. Jeder Starkregen, und davon gibt es hier viele, spülte Dünger, ungeklärtes Abwasser und Dreck von kontaminierten Brachen in den Fluss. Inzwischen gibt es Regenrückhaltebecken, die Wasserqualität hat sich verbessert. Aber es sieht immer noch nicht aus wie eine Naturlandschaft, die ich mit Adlern assoziieren würde.
Das sind Stadtvögel, sagt der Ornithologe. "Sie haben sich irgendwie wieder eingegliedert. Sie haben gelernt, mit uns zu leben, sogar in dem kleinen Lebensraum, den wir ihnen zur Verfügung stellen."
Adlerkitsch gibt es überall in den USA. © Katrin Brand, ARD-Studio Washington
Und jetzt? Abspann, dramatische Musik, Taschentücher raus? Nein, die Geschichte der Weißkopfseeadler in den USA ist noch nicht zu Ende erzählt. Wir müssen noch mal los, nach Delaware.
Lisa Smith ist die Geschäftsführerin der Vogelrettungs- und Forschungsstation im Dreiländereck von Delaware, Maryland und Pennsylvania. Die Anlage liegt am hügeligen Rand von Newark, zwischen Wiesen und Wald. Ein Paradies für Wildvögel draußen und ihre verletzten Artgenossen drinnen. "In diesem Brutkasten haben wir zwei Amerikanische Robins und drei Bluejays. Sie sind beinahe flügge. Sie haben fast alle Federn", sagt Smith.
Küken in Joghurtbechern: Wanderdrosseln und Kollegen in der Vogelrettungsstation in Delaware. © Katrin Brand, ARD-Studio Washington
Die Piepmätze sitzen in großen Joghurtbechern, die mit Papiertüchern ausgestopft sind und wackeln mit den Köpfen. Es ist Brutsaison, und das heißt Hochsaison für die Rettungsstation, wo jährlich 3500 einheimische Vögel aufgepäppelt werden, ganz oft solche, die aus dem Nest gefallen sind. Unablässig klingelt das Telefon. „Ruhe bitte, Krankenstation“ steht auf einem Schild.
Blei im Organismus der Vögel
Aber Lisa Smith und ihre Kollegen können viel mehr als Gartenvögel aufpäppeln. Bei Ölkatastrophen reisen sie bis nach Kanada und in die Karibik und sie kümmern sich um kranke Adler, in steigender Zahl. Voriges Jahr waren es 103. Von diesen 103 Bald Eagles hatten etwa 15 eine messbare Menge Blei in ihrem Organismus, sagt Smith.
Blei ist ein hochgiftiges Metall, das nicht ausgeschieden wird, sondern sich in den Knochen ablagern kann. Bei zu hoher Vergiftung sterben die Tiere. Ist die Konzentration niedriger, kann es passieren, dass sie die Orientierung verlieren.
"Blei ist ein Nervengift. Es kann ihre Wahrnehmung und Koordination beeinträchtigen. Manche der Vögel mit messbarer Bleikonzentration waren von einem Auto erfasst worden." Grund dafür ist, dass viele Jäger immer noch Munition aus Blei verwenden. Lassen sie ein totes Tier oder auch nur seine Eingeweide liegen, vermeintlich, um der Tierwelt etwas Gutes zu tun, bringen sie in Wirklichkeit Aasfresser in Lebensgefahr.
"Weißkopfseeadler sind Aasfresser. Besonders im Winter fressen sie gerne totgefahrene Tiere. Ihre Ernährung wechselt vom Fisch im Sommer zu Enten und Aas im Winter."
Politik will sich nicht mit Jägern anlegen
Das Blei-Problem könnte man relativ einfach lösen: Man müsste nur andere Munition verwenden. Das müsste doch auch im Interesse das Jäger sein, meint Lisa Smith. "Wenn Sie Ihrer Familie Wildfleisch vorsetzen wollen, wechseln Sie zu bleifreier Munition, damit sie nicht in Gefahr sind, dieses Nervengift aufzunehmen."
Die meisten Jäger denken offensichtlich nicht so weit, und die Politik hat offenbar keine Lust, sich mit ihnen anzulegen. Mit Verboten verliert man Wahlen in den USA. Also wird es wohl noch eine Weile so weitergehen.
Der Mythos Adler ist in den USA ungebrochen. Unzählige Sportclubs und Mannschaften sind nach Adlern benannt. Banken, Schädlingsbekämpfer, Campingplätze, Ferienresorts und Klamottenmarken benennen sich nach Adlern. Im Motivationsseminar werden Adlertugenden gepredigt. „Sei im Leben kein Papagei. Ein Papagei redet zu viel. Aber ein Adler ist still und hat die Willenskraft, den Himmel zu berühren.“
Identifikation für ein ganzes Volk - der Weißkopfseeadler als überirdisches Wesen und Projektionsfläche für Amerikanerinnen und Amerikaner.© IMAGO/BIA
Die Amerikanerinnen und Amerikaner haben sich einen Traum-Adler geschaffen. Ein überirdisches Wesen, auf das sie all ihre Ideale projizieren. Ein nationales Symbol, hinter dem sich alle, wie hinter Flagge und Hymne versammeln können.
Hollywood, die Traumfabrik, setzt noch einen drauf. Weil der Ruf des Original-Adler offenbar zu dünn klingt, wird er im Film synchronisiert – durch einen Rotschwanzbussard.
"Wann immer wir einen Adler in Filmen oder Fernsehshows sehen, und sie diesen Schrei des Rotschwanzbussardes stattdessen spielen, schüttelt es uns. Wir glauben, ihr Ruf ist ziemlich schön. Anders, aber ziemlich schön", sagt Robyn E. Miller von der American Eagle Foundation. Aber sie klingt ziemlich gut gelaunt, während sie das sagt. So wie überhaupt alle Adler-Freunde, mit denen ich während dieser Recherche spreche, grundsätzlich fröhlich sind. Die Rettung der Adler ist für sie eine Erfolgsgeschichte.
"Es ist die amerikanische Naturschutz-Geschichte. Der Bald Eagle, unser nationales Symbol. Er ist nur hier, weil es diese außerordentliche Naturschutzleistung gab", sagt Dan Rauch, der Ornithologe von Washington. Und Lisa Smith von der Rettungsstation in Delware listet es noch einmal auf: "Es ist eine Kombination aus DDT-Verbot, Schutz der Weißkopfseeadler und Steinadler durch Gesetz und außerdem die Wiederansiedlung in bestimmten Gebieten, um die Population anzukurbeln."
Dan Rauch, Ornithologe
Hoffnung auf kommende Generationen
Und die Zukunft? Die Bleivergiftungen durch nachlässige Jäger, der schrumpfende Lebensraum? Jake E. Davis, der Buchautor, setzt auf die kommenden Generationen. "Sie wachsen mit viel mehr Wissen über die Umwelt auf als wir, die Babyboomer-Generation. Sie verstehen die Verbindung zwischen der Qualität des menschlichen Lebens und der Qualität der Ökosysteme", schreibt er.
Viel Zuversicht, viel Vertrauen in die Entscheidungskraft der Menschen höre ich da heraus. Die Adler aber müssen nehmen, was kommt. Immer, wenn in der Vergangenheit ihr Freiheitsdrang mit dem Freiheitsdrang der Amerikaner kollidierte, mussten sie zurückweichen.
Neulich, auf einer Party werde ich gefragt, was ich gerade so mache. Ich erzähle von meiner Adler-Recherche, von der, wie ich finde, komplizierten Beziehung zwischen Amerika und seinen Weißkopfseeadlern, vom Verehren, vom beinahe Ausrotten, vom Retten. Mein Gesprächspartner, ein Amerikaner, Akademiker, Mitte 50, schweigt einen Moment. "Wieso kompliziert?", fragte er dann. "Ich nenne es Liebe."