Schäfer Hahnel kämpft ums Überleben
Jedes Jahr zu Ostern sucht Schäfer Hahnel in seinem Stall nach neugeborenen Lämmchen. Auch sein Sohn will Schäfer werden. Doch der uralte Beruf ist in Deutschland vom Aussterben bedroht. Frank Hahnel will ihn retten.
Im März und April werden die Lämmer geboren, darum hat der Schäfer seine Herde im Stall an seinem Haus versammelt. Die Nächte sind derzeit kurz für den 52-jährigen Frank Hahnel.
"Ich bin seit vier hier im Stall. Und dann fällt das Frühstück erstmal aus, weil, man muss warten, bis die Damen fertig sind."
Die "Damen", so nennt Hahnel liebevoll seine 500 Muttertiere der Rasse "Merino Landschaf". Die Lammzeit ist für Hahnel die schönste Zeit im Jahr.
"Sehr arbeitsreich, aber auch sehr schön, wenn ein Lämmchen zur Welt kommt und zeigt uns so diesen Kreislauf der Natur."
Die "Damen", so nennt Hahnel liebevoll seine 500 Muttertiere der Rasse "Merino Landschaf". Die Lammzeit ist für Hahnel die schönste Zeit im Jahr.
"Sehr arbeitsreich, aber auch sehr schön, wenn ein Lämmchen zur Welt kommt und zeigt uns so diesen Kreislauf der Natur."
Hahnel stammt aus Berlin, wollte aber schon immer Schäfer werden, draußen in der freien Natur. Der erfahrene Schäfer geht langsam und ruhig durch den vollen Stall, sucht nach Neugeborenen. Blökend machen ihm die Schafe Platz, ein großer weißer Pyrenäen-Berghund folgt ihm auf dem Fuße. Hahnel hat ein halbes Dutzend davon, zum Schutz gegen Wölfe.
Hahnel sucht gemeinsam mit seiner Auszubildenden Sandra Weihmann den Stall ab, auch sein Sohn Hans hilft mit: Osterferien. Die Schafe sind nur zum Lammen im Stall, ansonsten draußen in den Wiesen rund um Müncheberg, 50 Kilometer östlich von Berlin.
Hahnel sucht gemeinsam mit seiner Auszubildenden Sandra Weihmann den Stall ab, auch sein Sohn Hans hilft mit: Osterferien. Die Schafe sind nur zum Lammen im Stall, ansonsten draußen in den Wiesen rund um Müncheberg, 50 Kilometer östlich von Berlin.
"Hier hat nun auch eine gelammt. Und ganz ohne Hilfe, siehste."
Zufrieden markiert Hahnel das neugeborene weiße, wollige Lämmchen auf dem Rücken mit einem farbigen Fettstift. Auch Sandra Weihmann ist fündig geworden.
"Ich wollte eigentlich Tierpfleger werden, aber das hat nicht geklappt. Dann habe ich hier Praktikum gemacht, es hat mir gefallen und dann wollte ich nicht mehr weg."
Zufrieden markiert Hahnel das neugeborene weiße, wollige Lämmchen auf dem Rücken mit einem farbigen Fettstift. Auch Sandra Weihmann ist fündig geworden.
"Ich wollte eigentlich Tierpfleger werden, aber das hat nicht geklappt. Dann habe ich hier Praktikum gemacht, es hat mir gefallen und dann wollte ich nicht mehr weg."
Hahnel schwingt sich auf seinen Trecker, fährt Silage-Ballen auf die Lämmerweide gleich neben dem Stall. Winterfutter. Früher hatte er 1900 Mutterschafe und zwei angestellte Schäfer. 30.000 Euro Lohnkosten im Jahr.
"Und die hat damals diese Mutterschafprämie abgefedert. Du wusstest: 1000 Schafe, dann kannst du einen Angestellten bezahlen. Und wenn für dich etwas übrig bleiben soll, müssen es ein paar Schafe mehr sein."
16.000 Euro Brutto
Doch 2005 schaffte die EU diese Weidetierprämie ab, überließ es aber den Mitgliedsländern, sie weiter zu zahlen. 22 Länder blieben dabei, erzählt Hahnel, während er die Schutzfolie von den Silageballen abzieht. Deutschland nicht.
"Das durchschnittliche Einkommen in der Schäferei liegt derzeit bei 16.000 Euro."
Hahnel ist seit 35 Jahren Schäfer. Der Preis für Wolle ist in dieser Zeit in den Keller gerauscht. Mit den drei Tonnen hochwertiger Wolle seiner Merino-Schafe kann er nichts mehr verdienen.
"Wir haben uns noch nicht getraut, den Händler anzurufen. Voriges Jahr habe ich einen Euro für das Kilo bekommen, der Preis ist eine Katastrophe. Zurzeit erzählen sie was von 70 Cent. Der Schafscherer hat 2,50 gekostet pro Stück, also, dieses Jahr zahlen wir auf jeden Fall zu."
Auch der Preis für deutsches Lammfleisch sei existenzbedrohlich niedrig. Tiefkühlware aus dem fernen Neuseeland liege aber für mehr als 30 Euro pro Kilo im Laden, zürnt Hahnel.
"Und ich bekomme hier 2,50, wenn ich Glück habe und im Sommer sogar bloß 1,90 fürs Kilo, lebend. Da läuft wirklich was schief, und da könnte man als Verbraucher versuchen den Markt zu fragen: 'He, Freunde, ich möchte frisches, deutsches Lammfleisch!' So, wir werden mal rum gehen um den Stall, weil hier geht es nur von innen auf, dann können wir unsere Schafe zur Schwangerschaftsgymnastik und zum Fressen raus lassen."
"Das durchschnittliche Einkommen in der Schäferei liegt derzeit bei 16.000 Euro."
Hahnel ist seit 35 Jahren Schäfer. Der Preis für Wolle ist in dieser Zeit in den Keller gerauscht. Mit den drei Tonnen hochwertiger Wolle seiner Merino-Schafe kann er nichts mehr verdienen.
"Wir haben uns noch nicht getraut, den Händler anzurufen. Voriges Jahr habe ich einen Euro für das Kilo bekommen, der Preis ist eine Katastrophe. Zurzeit erzählen sie was von 70 Cent. Der Schafscherer hat 2,50 gekostet pro Stück, also, dieses Jahr zahlen wir auf jeden Fall zu."
Auch der Preis für deutsches Lammfleisch sei existenzbedrohlich niedrig. Tiefkühlware aus dem fernen Neuseeland liege aber für mehr als 30 Euro pro Kilo im Laden, zürnt Hahnel.
"Und ich bekomme hier 2,50, wenn ich Glück habe und im Sommer sogar bloß 1,90 fürs Kilo, lebend. Da läuft wirklich was schief, und da könnte man als Verbraucher versuchen den Markt zu fragen: 'He, Freunde, ich möchte frisches, deutsches Lammfleisch!' So, wir werden mal rum gehen um den Stall, weil hier geht es nur von innen auf, dann können wir unsere Schafe zur Schwangerschaftsgymnastik und zum Fressen raus lassen."
Die Kosten aber seien in den vergangenen Jahren immens gestiegen, rechnet Hahnel vor: Die Pacht für das Weideland; der Diesel; die Berufsgenossenschaft; dazu die teuren Herdenschutzhunde gegen die Wölfe. Da bleibe von den Agrarsubventionen für Grünlandpflege kaum etwas übrig. Darum fordern Deutschlands Schäfer die Rückkehr der Weidetier-Prämie: 38 Euro pro Mutterschaf und Jahr. Weil ihre Tiere Grünflächen kurz halten, so zur Artenvielfalt beitragen und Hochwasserdeiche schützen.
Hahnels Sohn Hans ist 15. Später will auch er Schäfer werden.
"Weil es ja auch nicht mehr so viele in Brandenburg gibt und das ja auch ein aussterbender Beruf ist. Um halt den Beruf wieder zu beleben."
Azubi Sandra Weihmann öffnet die Stalltür. Eilig trappeln die Schafe hinaus. Trotz der prekären wirtschaftlichen Lage rät Frank Hahnel dem jüngsten seiner fünf Kinder nicht ab:
"Welchen schöneren Grund gibt es, für die Weidetierprämie zu kämpfen, für den Erhalt des Betriebes, wenn der eigene Sohn die Firma übernehmen will irgendwann mal?"