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Nimm sie hin denn, diese Lieder!
Beethoven? Das sind Sinfonien, Streichquartette, Klaviersonaten. Werke, die die Musik für immer veränderten. Seine Lieder sind viel weniger bekannt. Welche Bedeutung haben Sie für sein Schaffen, wer hat sie gesungen?
Rund 90 Lieder hat Ludwig van Beethoven komponiert. Zu einer gewissen Prominenz haben es davon das Einzellied "Adelaide" op. 46 (um 1795) und der Zyklus "An die ferne Geliebte" nach Alois Jeitteles op. 98 (1816) gebracht. Dazwischen gibt es zahlreiche Lieder, die wenig bekannt sind, etwa die Gellert-Lieder op. 48 (vollendet 1802).
Nur einige wenige von Beethovens Liedern haben es ins Standardrepertoire von Liederabenden geschafft. Etwa das kurze, charmante "Mailied" op. 52,4 nach Goethe, das so gut wie alle namhaften Sänger auch aufgenommen haben.
"An die ferne Geliebte" wird als erster Liedzyklus der Musikgeschichte beachtet – und heute etwa von Christian Gerhaher gewürdigt –, steht aber im Schatten des etwa gleichzeitig einsetzenden Liedschaffens von Franz Schubert, der die Möglichkeiten dieser Gattung auslotete.
Intime Bekenntnisse
Wenn das Lied für Schubert eine Gattung war, in der er Maßstäbe für ein ganzes Jahrhundert setzen konnte, so war es für Beethoven das Übergangsphänomen eines Genres, das er seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert hin und wieder bedachte, während sich die revolutionäre Kraft seiner Musik in anderen Gattungen verwirklichte, allen voran in der Sinfonie. Beethovens Lieder sind intime Bekenntnisse, die der sängerischen Bravour nur wenig Nahrung geben.
Liegt es daran, dass sich reine Beethoven-Liederabende heute kaum finden – und auch früher eher selten anzutreffen waren? Hervorzuheben sind hier die drei großen Pioniere Dietrich Fischer-Dieskau, Nicolai Gedda und Peter Schreier, deren zeitlose Aufnahmen in dieser Sendung ebenso zu hören sind wie historische Dokumente.
"In questa tomba" mit Boris Christoff ist auch für unseren Studiogast Jürgen Kesting eine echte Entdeckung. Dazu kommen große Stimmen der Vergangenheit wie Kirsten Flagstad, Emmi Leisner und Jussi Björling und zeitgenössische Interpreten wie Cecilia Bartoli, Stephan Genz und Olaf Bär.