Beethoven im Vergleich zu seinen Schülern, Freunden und Konkurrenten

Beethovens Genie

112:47 Minuten
Blick hinauf am Beethovendenkmal in Bonn am Rhein, wo die grau-grüne Bronzefigur in den blauen Himmel ragt.
Blick aufwärts zu einem Genie, zu Beethoven als Denkmal, hier in Bonn © IMAGO / CHROMORANGE
Moderation: Stefan Lang, Gast: Marie Radauer (Geige) |
Viel kann man über das Musikgenie Beethoven schreiben. Viel einfacher: den Werken seiner Schüler, Freunde und Zeitgenossen zuhören. Im direkten Vergleich offenbart sich musikalisch, wie sehr er herausstach, was andere nachahmten, woran sie sich orientierten.
Ludwig van Beethoven ist unbestritten ein musikalisches Genie gewesen. Doch wir groß sein Können war, wird vor allem dann hörbar, wenn man Werke seiner Zeitgenossen, Freunde, Schüler und Konkurrenten im direkten Vergleich hört.

Musikalisches Geschenk

1824 fanden sich sechs Geiger zusammen, um Beethoven zum Geburtstag zu huldigen, indem sie Variationen über ein Thema (den Beginn) seiner beliebten Chorfantasie schrieben. Darunter Franz Clement, der Uraufführungsgeiger des Violinkonzertes, der dann unter der Aberkennung der Widmung leiden musste. Oder Joseph Michael Böhm: damals ein Star, aus Pest stammend, einer der ersten, der prinzipiell ohne Noten spielte, dem eine schneidend klare Intonation nachgesagt wurde.
Ignaz Schuppanzigh war langjähriger Beethovenfreund, wenn auch mit großer Unterbrechung: er war der Geiger, der aus Wut über verlorenen Respekt – glaubte er zumindest – auf Beethovens Noten herumtrampelte, weil er eine Quartettstimme zu kompliziert erschien und sie nicht spielen konnte. Zum Variationskreis gehörten auch der Geiger Napoléon Antoine Eugéne Léon de St. Lubin, dem Beethoven ebenfalls einst ein kleines Stück gewidmet hatte. Dazu traten die Virtuosen Wiens Joseph Mayseder und Josef Hellmesberger, dessen Sohn später auch in der Walzerdynastie eine Rolle spielen sollte.
Ihr Werk ist eine freundliche Gabe, und doch waren sie bemüht, den Meister zu erfreuen, vor allem mit ihrer Spiellaune.

Dem Wiener Publikum verpflichtet

Jan Václav Voříšek, der 1791 geborene und schon 1825 gestorbene Komponist, lebte wie Beethoven in Wien, ohne mit ihm verbunden gewesen zu sein – er war eher Teil einer anderen Komponistenfraktion. Sie waren sich zwar begegnet, aber ihre Wirkungskreise waren sehr verschieden. Beethoven äußerte sich lobend über Voříšek, der Hoforganist in Wien war und in vielen privaten Adelshäusern wirkte. Seine G-Dur Sonate ist ein kompaktes Werk, das Marie Radauer sehr ins Herz geschlossen hat.

Gewichtiger Schüler

Erzherzog Rudolf von Österreich – Bruder des Kaisers Franz, Sohn Leopolds II. – war viele Jahre Klavier- und Kompositionsschüler Beethovens. Zudem förderte der Erzherzog Beethoven, auch finanziell. Als Krönung dieser Begegnung ist Beethovens Missa Solemnis zu sehen. Rudolfs Violinsonate ist ein Zeugnis der gemeinsamen Arbeit.
Beethovens 10. Violinsonate steht schließlich als Vergleichswerk im Mittelpunkt der Sendung und gibt damit das Niveau an.
Jan Václav Voříšek
Sonate G-Dur op. 5
Ludwig van Beethoven
Sonate für Violine und Klavier Nr. 10 G-Dur op. 96
Erzherzog Rudolf von Österreich
Sonate für Violine und Klavier f-Moll
Joseph Mayseder, Franz Clement und Joseph Böhm, Ignaz Schuppanzigh, Napoléon Antoine Eugéne Léon de St. Lubin und Josef Hellmesberger
Variationen sammt Coda für Violine und Pianoforte
Gemeinschaftskomposition zur Huldigung Beethovens und seiner Chorfantasie)

Duo Brüggen-Plank
Marie Radauer-Plank, Violine
Henrike Brüggen, Klavier

Aufnahmen vom September 2019 in der Jesus-Christus-Kirche in Berlin-Dahlem
Mehr zum Thema