Beethovenfest mit britischen Tönen

Von Henning Hübert |
Mit einem Eröffnungskonzert des Philharmonia Orchestra aus London unter Dirigent Sir Andrew Davis startet das diesjährige Beethovenfest Bonn. Dieses Mal steht Großbritannien im Mittelpunkt des vierwöchigen Programms unter dem Motto "Joy" (Freude). Geplant sind insgesamt 61 Konzerte und Opernaufführungen an 23 Spielstätten in Bonn und Umgebung sowie ein umfangreiches Rahmenprogramm mit weiteren 71 Veranstaltungen wie Ausstellungen und Filmen.
Schon zu Lebzeiten war der in Bonn geborene Ludwig van Beethoven in England ein Star. Allein über 500 Musikdrucke wurden bis zu seinem Tod 1827 auf der Insel veröffentlicht. Das Beethovenhaus Bonn zeigt über seine Wirkungsgeschichte in England gerade eine Begleit-Ausstellung.

Ein anderes Beispiel für die Beziehung zu England und das gewählte Motto "Joy" des Beethovenfestes ist natürlich seine 9. Sinfonie mit der "Ode an die Freude", die zum Abschluss auf dem Programm stehen wird. Der Auftrag für dieses Werk kam 1822 von der Insel. Ilona Schmiel, Intendantin des Beethovenfestes:

"Die Neunte ist ein Auftrag der Philharmonic Society aus London. Und einer der Gründungsdirektoren, Ferdinand Ries, ist gebürtiger Bonner, Klavierschüler von Beethoven in Wien gewesen. Es gibt vielfältige Beziehungen, die wir hier darstellen. Und 'Song of Joy' - ist die englische Übersetzung des Chorfinales aus der Neunten - daher kommt das Motto."

Keine Freude bereitet hat die Entwicklung rund um die Uraufführung der Oper FREAX von Moritz Eggert, einem Auftragswerk des Beethovenfestes. Sie sollte auch ein letzter fulminanter Abgang des scheidenden Chefdramaturgen der Bonner Oper Jens Neundorf von Enzberg werden, der neuer Operndirektor in Braunschweig wird: Inszeniert werden sollte das Zwei-Stunden-Stück über eine Liebe unter Behinderten eigentlich von Christoph Schlingensief.

Doch diese Zusammenarbeit kommt kurzfristig nicht zustande. Anders als bei seinem Parsifal für Bayreuth oder den Fliegenden Holländer für das brasilianische Manaus konnte Schlingensief für Bonn die Musik nicht frühzeitig hören. Außerdem wurde der Regisseur krank. Die Uraufführung nächste Woche kommt also nur konzertant auf die Bühne. Von Schlingensief geplant ist derzeit nur noch eine Video-Einspielung für die Opernpause. Ihr Titel"Fremdverstümmelung 2007 - Freax - Ein Diskurs über Behinderung in der Oper". Auftraggeberin Ilona Schmiel bricht dennoch nicht den Stab über Schlingensief:

"Künstlerische Prozesse sind immer ein schwieriger Weg. Und ich denke, wenn man sich mit diesen Künstlern zusammentut, dann ist eben auch eine Form von Konfrontation, von Provokation, aber auch von einer Auseinandersetzung im Hinblick darauf, wie zeitgenössisches Musiktheater funktionieren kann, angesagt."

Jetzt ist aber erstmal die szenische Realisierung der Oper von Moritz Eggert abgesagt. - Dafür wird ein neuer Stardirigent, der erst 26-jährige Gustavo Dudamel, öffentlichen Raum erobern. Das Konzert mit seinem Simón Bolívar Youth Orchestra aus Venezuela war innerhalb von zwei Stunden ausverkauft.

Jetzt wird es auch Teile aus Bernsteins West Side Story und Beethovens Eroica auf den Bonner Marktplatz auf einer großen Public-Viewing-Leinwand zu hören und zu sehen geben. Überhaupt lief der Vorverkauf gut, erstaunlich gut: Schon zu Beginn sind 84 Prozent aller Karten des Beethovenfestes 2007 verkauft.


Service:
Das Beethovenfest Bonn dauert bis zum bis 23. September 2007.