Mehrheit der Bevölkerung unterstützt die Hygieneregeln
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Die Coronademonstrationen erwecken den Eindruck, als wachse die Zahl derer, die sich gegen die Hygieneregeln wehren. Ein Monitoring der Universität Erfurt zeigt aber, dass die Bundesregierung die Mehrheit der Bevölkerung unverändert hinter sich hat.
Durch die Coronademonstrationen vom Wochenende und die intensive Berichterstattung gerät leicht in den Hintergrund, dass die Mehrheit der Bevölkerung den Hygienevorschriften folgt und mit den Maßnahmen der Bundesregierung weitgehend einverstanden ist. Die Psychologin Cornelia Betsch arbeitet im Projekt "Cosmo" an der Universität Erfurt, das in einem regelmäßigen Monitoring die Stimmung in der Bevölkerung erfasst.
Das Vertrauen in die Bundesregierung sei seit Beginn der Pandemie relativ stabil geblieben, sagt die Professorin für Gesundheitskommunikation über die Ergebnisse ihrer wiederholten Befragung von rund tausend Leuten.
"Wir fragen, ob die Maskenpflicht beibehalten werden soll in Geschäften oder in öffentlichen Verkehrsmitteln", sagt sie. Dem stimmten rund 80 Prozent der Befragten zu.
Wichtiger Blick auf die Zahlen
Zu sehen sei aber auch, dass es eine bestimmte Gruppe gebe, die viele Maßnahmen ablehne. "Sie sagen generell, die Maßnahmen sind übertrieben." Diese Gruppe habe zu Beginn bei 20 Prozent gelegen, sei aber jetzt auf 15 Prozent gesunken.
Das decke sich mit der Gruppe, die sage, dass sie gegen die Maßnahmen demonstrieren gehen wolle. Das seien laut Umfragen zwischen 12 und 14 Prozent der Befragten.
Es sei wichtig, sich solche Zahlen anzusehen, sagt Betsch. "Durch die Berichterstattung, durch die starken Bilder, die da produziert werden, kriegt man den Eindruck, dass es mehr werden", sagte die Psychologin über die Gegner der Coronamaßnahmen.
Aber tatsächlich sei es so, dass der Anteil derer steige, die die Lockerungen der Maßnahmen zu schnell fänden und sich eher strengere Regeln wünschten. Die letzten Umfragen zeigten, dass die Risikowahrnehmung steige. "Es gibt wieder mehr Angst vor dem Virus", so Betsch.
Vertrauen als Schlüsselfrage
Bei der Kommunikation der Maßnahmen durch die Politik laufe einiges gut, so die Psychologin. "Die Politik muss auch auf dem harten Weg lernen, dass sehr viel vorläufig ist." Das bedeute, dass man sich auch korrigieren könne und Fehler eingestehe.
Aber es gebe auch Probleme bei der Frage, ob die Regeln ausreichend einheitlich seien oder ob es in der Corona-App Widersprüche gebe. Auch die Kommunikation der Gesundheitsämter und deren Umgang mit den Quarantäneregeln seien verbesserungswürdig.
"Vertrauen ist eben eines der wichtigsten Dinge", betont Betsch. Es werde für viele der Maßnahmen gebraucht, auch eines Tages für eine mögliche Impfung.
(gem)