Gerd Bollmann, Sprecher
Cornelia Menzeln, Sprecherin
Hans-Helmut Sievert, Sprecher
Manchmal auch bei Predigten
Am Pfingstsonntag 2018 starb Dieter Schnebel im Alter von 88 Jahren. Zwischen November und Februar 2018 war er für eine Gesprächsreihe zu Gast im Deutschlandfunk Kultur. Diese "Begegnungen mit Dieter Schnebel" sind nun zum Vermächtnis geworden.
Experimentelles Arbeiten – das bedeutete für Dieter Schnebel durch gelebte Neugier Erfahrungen zu machen. Der emanzipatorische Impetus seiner Haltung zeigt sich nicht nur in der Musik, sondern zieht sich durch alle Bereiche seiner Kunst. In fünf Gesprächen berichtet der Berliner Komponist von seinem Leben zwischen experimenteller Musik und kritischer Theologie, von den schönen, den tragischen und den komischen Seiten des Lebens.
Zwei Lehrer habe er gehabt, ohne je eine Kompositionsstunde bei ihnen genossen zu haben: Karlheinz Stockhausen und John Cage. Dabei ist der Berliner Komponist und Theologe Dieter Schnebel selbst einer der bedeutendsten experimentellen Komponisten geworden.
Zu Beginn der 50er Jahre hatte Dieter Schnebel die Neue-Musik-Szene als Außenseiter betreten. Es war die Zeit der Experimente und der musikalischen Neuanfänge. Darmstadt hieß der Ort, auf den alle blickten, denn die 1948 dort gegründeten Ferienkurse für Neue Musik wurden zum Konsolidierungszentrum des zeitgenössischen Musikschaffens und zum Synonym für die musikalische Avantgarde schlechthin. Hier wurden serielle Verfahren zur stufenweisen Durchorganisation des musikalischen Materials entwickelt – es entstand eine ästhetische Strömung, die als Serialismus in die Musikgeschichte einging.
Zu Beginn der 50er Jahre hatte Dieter Schnebel die Neue-Musik-Szene als Außenseiter betreten. Es war die Zeit der Experimente und der musikalischen Neuanfänge. Darmstadt hieß der Ort, auf den alle blickten, denn die 1948 dort gegründeten Ferienkurse für Neue Musik wurden zum Konsolidierungszentrum des zeitgenössischen Musikschaffens und zum Synonym für die musikalische Avantgarde schlechthin. Hier wurden serielle Verfahren zur stufenweisen Durchorganisation des musikalischen Materials entwickelt – es entstand eine ästhetische Strömung, die als Serialismus in die Musikgeschichte einging.
Selbst tief im seriellen Denken verwurzelt, hat Dieter Schnebel sein Komponieren nicht Tief im seriellen Denken verwurzelt, hat sich Dieter Schnebels Komponieren nicht allein auf das rationale Organisieren akustischer Messgrößen (Tonhöhe, Dauer, Lautstärke) beschränkt. Vielmehr hat er früh schon das serielle Strukturieren auf komplexere Zusammenhänge, auf dynamische Prozesse, ausgeweitet. Immer sind diese Vorgänge konkret, denn "Klangvorgänge" stehen bei Dieter Schnebel für "Lebensvorgänge". Und weil echte Lebensvorgänge nicht nur hörbar, sondern auch sichtbar und fühlbar sind, ist Dieter Schnebels experimentelle Musik konsequenterweise beim Visuellen, beim Theater angekommen. Doch erzählt dieses Theater keine traditionellen Geschichten; was sich dort ereignet, sind die Klangvorgänge selbst.
In den inzwischen über 70 Jahren kompositorischer Arbeit hat Dieter Schnebel ein schier unüberschaubares Werk geschaffen, das zugleich akribisch strukturiert ist: Phonetische Musik, Sichtbare Musik, Organische Musik, Psychoanalytische Musik, Experimentelles Theater usf. mit vielen Ableitungen und Seitenlinien, z.B. Zeichen-Sprache und Schau-Stücke. Die unerwarteten Beziehungen, die aus diesem systematisch-experimentellen Vorgehen resultieren, machen das ebenso überraschende wie befreiende Moment seiner Musik aus. Denn Dieter Schnebels Komponieren bedeutet immer auch einen Emanzipationsprozess.
In der fünften und letzten Sendung dieser Reihe erzählt Dieter Schnebel von seinem Leben im geteilten Berlin. Es geht um Radio- und andere Kunst, um Krankheit, Tod und die komischen Seiten des Lebens und um die Frage, was der Unterschied zwischen einer Geige und einer Harley Davidson ist.
Begegnungen mit dem Komponisten und Theologen Dieter Schnebel (5/5)
Manchmal auch bei Predigten
Letzte Dinge und komische Momente
Carolin Naujocks im Gespräch mit Dieter Schnebel
Mit Ausschnitten aus folgenden Kompositionen:
Dieter Schnebel
"Hörfunk" Radio-Stücke I-V
Pierre Boulez
"Polyphonie X" (1951) für 18 Soloinstrumente
SWF-Sinfonieorchester Baden-Baden
Leitung: Hans Rosbaud
Dieter Schnebel
"Glossolalie" (Fassung für 4 Sprecher und 3 Instrumentalisten)
Gruppe Neue Musik "Hanns Eisler"
Leitung: Christian Münch
Dieter Schnebel
"Ekstasis" (1996-2002) für Sopran-Solo, Sprecher, 2 Kinderstimmen, Schlagzeug-Solo, Chor und großes Orchester
Chor des Bayerischen Rundfunks
Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks
Leitung: Lothar Zagrosek
Dieter Schnebel
"Harley Davidson" für Trompete (Posaune) und Motorräder (2000)
Harley-Sounding-Group
Dieter Schnebel
"Flipper" (2002) Kammermusik für Spielautomaten, Darsteller, Instrumente und Tonband
Kammerensemble Neue Musik Berlin
Mitglieder der Maulwerker
Leitung: Steffen Tast, Klanbgregier: Dieter Schnebel
Dieter Schnebel
Stücke (1954-1955) für Streichinstrumente
Quatuor Diotima
Maurice Ravel
"Rapsodie espagnole" für Orchester (1996-2002)
Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks
Leitung: Lorin Maazel
Igor Strawinsky
"Orpheus" Ballett in 3 Bildern für Orchester (1946-1947)
RIAS-Symphonie-Orchester
Leitung: Georg Solti
Anton Bruckner
Sinfonie Nr. 5 B-Dur (1875-1878)
Deutsches Symphonie-Orchester Berlin
Leitung: Kent Nagano
Dieter Schnebel
Streichquartett "Im Raum" (2005-2006)
Quatuor Diotima
Ludwig van Beethoven
Sinfonie Nr. 3 Es-Dur op. 55
Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin
Leitung: Rafael Frühbeck de Burgos