Die Karriere geht weiter: "Nahtlos mit Reibungen"
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Als für Elisabeth Leonskaja in Moskau eine Auslandssperre festgesetzt wird, entscheidet sich die erfolgreiche Pianistin 1978 für die Auswanderung Richtung Wien. Alte und neue Freunde wie Swjatoslaw Richter und das Alban Berg Quartett begleiten diesen Schritt.
Elisabeth Leonskaja ist eine der geachtetsten Pianisten der heutigen Zeit. Als junge Frau gewann sie für die Sowjetunion zahlreiche Wettbewerbe, Auslandsreisen schlossen sich an, bis ein Auftrittsverbot im Ausland gegen sie ausgesprochen wurde. Warum, das erfuhr die Pianistin bis heute nicht. Diese Willkür ließ den Plan in ihr reifen, auszuwandern.
Das Tor zur Welt
Die jüdischen Wurzeln ihrer Mutter ermöglichten es, eine offizielle Ausreisegenehmigung nach Israel zu erwirken. Nach langem Warten entschieden sich die offiziellen Stellen ganz plötzlich. Sie erhielt die Papiere und innerhalb von neun Tagen musste sie das Land verlassen. Mit einem kargen Schriftstück verließ sie das Land, ihr Weg führte sie aber in die Musikmetropole Wien.
Mit Konzertkleidung und edlen Schuhen verließ sie den Flieger, um gleich zur Probe ins Konzerthaus zu eilen. Erst nach einigen Konzerten in der Stadt und in Graz nahm sie sich der Formalitäten einer Umsiedlung an, die auch in die Namensgebung eingriff. Aus Elisaveta wurde Elisabeth Leonskaja.
Diese Schritte wurden von Freunden begleitet, ihr zur Seite stand der Pianistenkollege Swjatoslaw Richter, der sich rührend um sie sorgte. Elisabeth Leonskaja meisterte diesen Umbruch: "Nahtlos, mit Reibungen.", wie sie es selbst leise lachend formuliert. Richter konnte sie sogar noch einmal nach der Auswanderung treffen: sie besuchte einfach eines seiner Konzerte mit einem österreichischen Touristenvisum. Für einige Jahre war das noch möglich.
Neuanfang in Wien
Auf großes Interesse oder Neugier anderer Pianistenkollegen stieß Elisabeth Leonskaja in Wien nicht. Dennoch war eine Wohnung schnell gefunden, der Leiter des Konzerthauses Wien unterstützte sie tatkräftig. Er konnte die Pianistin zügig ins Musikgeschehen einbinden. So machte er sie zum Beispiel mit dem Alban Berg Quartett bekannt. Daraus entwickelte sich eine großartige, langjährige Freundschaft.
Aber auch ein schnelles Wiedersehen mit dem Dirigenten Kurt Masur oder mit dem Cellisten Boris Pergamentschikov ließen eine musikalische Stringenz zu.
Sie gewann neue Partner, neue 'ständige' Kollegen, wie den Cellisten Heinrich Schiff, mit dem sie ab sofort konzertierte. Ebenso kamen Einladungen, Brigitte Fassbaender oder Matthias Goerne zu begleiten.
Allerdings gibt sie bei dem Interview in ihrer Wiener Wohnung zu: "Ich bin keine Liedbegleiterin. Ich bewundere alle, die diese Kunst beherrschen, die Kunst, im Schatten zu führen." Das wolle sie nicht mehr.
Das Ohr der Freunde fragen
Musikalisch vertraut sie sich Freunden an, denen sie ihre Programme vorstellt und -spielt. Aber nicht nur die Gespräche mit ihnen helfen ihr, manchmal sind es die spontanen Reaktionen vom Publikum, denen sie nachhängt.
Teil 3 wird am 25.11.2020 ab 20.03 Uhr ausgestrahlt.