Bei Facebook schauen, wie es der Enkeltochter geht
Für viele junge Menschen ist es selbstverständlich: Per Smartphone checken sie, wie es Freunden geht, schicken Botschaften oder tauschen Schnappschüsse aus. Auch Menschen jenseits der 60 oder 70 entdecken die kommunikative Seite des Internets - aber die Suche nach der "echten" Begegnung bleibt das Wichtigste.
Als Verdrahtung von Rechenmaschinen hat es begonnen, zu einem Netzwerk der Menschen ist es geworden: das Internet. Fast zwei Drittel der Nutzerinnen und Nutzer bewegen sich aktiv in mindestens einem sozialen Netzwerk, die meisten davon beim Branchenriesen Facebook.
Doch während die Jungen fast alle chatten, bloggen oder mailen, pflegt laut einer Studie des Branchenverbandes "Bitkom" nur etwa die Hälfte der über Fünfzigjährigen soziale Internet-Kontakte. Dabei könnten sie davon profitieren, sagt die Medienwissenschaftlerin Anja Hartung von der Universität Leipzig:
"Wenn Sie denken, dass viele Familien heute auseinander gerissen leben und neue Formen des Miteinanders entwickeln müssen, ist das ganz wichtig. Kinder leben in einer anderen Stadt, die Enkelkinder machen Au-Pair, studieren im Ausland - und hier eröffnet das Internet natürlich neue Möglichkeiten, in Kontakt zu bleiben. Das ist ein ganz wichtiges Motiv, das haben wir in unseren eigenen Studien auch sehen können, noch im höheren Lebensalter sich mit unvertrauten Kommunikationstechnologien auseinander zu setzen."
"Ich hab das bekommen, was man einen "Tablet-Computer" nennt, aber wie das funktionierte, das wusste ich natürlich auch nicht. Ja, und dann hat meine Enkelin sich freundlicherweise bereit erklärt zu kommen - "Oma, ich zeig dir das". Und tatsächlich: Ich hab es versucht - und da habe ich dann Blut geleckt. Und hab gesagt, verdammt noch mal, und jetzt will ich es doch endlich wissen!"
Es sind die Menschen jenseits der 70 und 80, die um den Computer oft einen großen Bogen gemacht haben. Doch wenn alle Welt über das Internet redet, dann möchten auch sie mitmischen. Im "Senioren-Computerclub" in Berlin-Mitte lernen sie, überhaupt erst einmal mit der Technik umzugehen. Die Gruppen sind klein und persönlich. Statt an festen Lehrplänen orientiert sich Kursleiter Günter Voß an den Bedürfnissen der Computer-Neulinge:
"Im Moment haben wir vier Teilnehmer, weil dann auch die Hemmschwelle, mal was zu fragen oder so einfach niedriger ist. Erfahrungsgemäß haben die Männer da bisschen Problem mit, sich zu outen, dass sie eben auch keine Ahnung haben. (Frauen kichern) Die Senioren wollen! Sie sind nicht hier, um Zeit totzuschlagen, sondern sie wollen etwas erfahren - unter anderem auch andere Menschen kennenlernen."
Bei Facebook schauen, wie es der Enkeltochter geht. Über StayFriends alte Schulkameraden treffen - das sind Anreize für Ältere, sich ins digitale Getümmel zu wagen. Doch eines fürchten sie mehr als Jüngere: Datenmissbrauch und Betrug.
"Als Problem wird aber auch die Gültigkeit und Zuverlässigkeit von Information eingeschätzt. Was kann ich hier eigentlich glauben und was nicht? Aber das ist nicht nur negativ zu sehen! Denn diese Skepsis ist natürlich auch geboten. Denken wir daran, dass Medien natürlich auch Interessen verfolgen. Da stehen Konzerne und Organisationen dahinter. Und ich denke, das ist gerade auch ein Vorteil der älteren Generation, dass sie da ein Stück weit distanzierter und reflektiver herantreten."
"Seniorentreff", "Herbstzeit", "PlanetSenior" - an speziellen Portalen für Ältere mangelt es nicht. Optisch meist dürftig dargeboten, kreisen viele Beiträge um Kaffeefahrten und Kochrezepte, während Werbebanner Hüftbandagen feilbieten - so richtig zündet das nicht.
"Spezielle Handys für ältere Menschen oder Computeranwendungen - das geht oft schief, weil natürlich keiner abgestempelt werden will, sondern sagt: Ich bin in erster Linie ein Individuum und möchte mich da nicht in einen Topf werfen lassen. Deshalb ist Facebook auch interessant! Da sind die Familienangehörigen, da sind wieder die Freunde von den Freunden; ich krieg mit, was da los ist - ältere Menschen wollen nicht nur separiert werden und das ist auch ganz verständlich."
Laut Forschung sind die Alten von heute - sofern nicht pflegebedürftig - die am besten integrierte und aktivste Altengeneration, die es je gab. Entgegen Vorurteilen klappt auch der familiäre Austausch meist gut, vor allem zwischen Großeltern und Enkeln. Twitter hin, Facebook her - es ist die unmittelbare, persönliche Begegnung, die sich ältere Menschen in erster Linie wünschen:
"Ich bin immer glücklich, wenn meine Familie mich besucht; ich bin nicht vernetzt, ich weiß wohl, wo Facebook ist und ich kann das auch tippen - und wenn ich dann schon sehe, wer sich mit wem befreundet, da hab ich gedacht - nee, das willste doch lieber nicht tun! Ich hab einen kleinen Kreis und das reicht mir."
"Einen Freund gewinnen kannst du nur im persönlichen Umgang. Auge in Auge. Ich entdecke in Facebook niemanden. Ich entdecke 'ne Meinung und die ist im großen und ganzen ja anonym. Also hab ich auch keinen Freund, auf den ich mich dann verlassen kann."
Doch während die Jungen fast alle chatten, bloggen oder mailen, pflegt laut einer Studie des Branchenverbandes "Bitkom" nur etwa die Hälfte der über Fünfzigjährigen soziale Internet-Kontakte. Dabei könnten sie davon profitieren, sagt die Medienwissenschaftlerin Anja Hartung von der Universität Leipzig:
"Wenn Sie denken, dass viele Familien heute auseinander gerissen leben und neue Formen des Miteinanders entwickeln müssen, ist das ganz wichtig. Kinder leben in einer anderen Stadt, die Enkelkinder machen Au-Pair, studieren im Ausland - und hier eröffnet das Internet natürlich neue Möglichkeiten, in Kontakt zu bleiben. Das ist ein ganz wichtiges Motiv, das haben wir in unseren eigenen Studien auch sehen können, noch im höheren Lebensalter sich mit unvertrauten Kommunikationstechnologien auseinander zu setzen."
"Ich hab das bekommen, was man einen "Tablet-Computer" nennt, aber wie das funktionierte, das wusste ich natürlich auch nicht. Ja, und dann hat meine Enkelin sich freundlicherweise bereit erklärt zu kommen - "Oma, ich zeig dir das". Und tatsächlich: Ich hab es versucht - und da habe ich dann Blut geleckt. Und hab gesagt, verdammt noch mal, und jetzt will ich es doch endlich wissen!"
Es sind die Menschen jenseits der 70 und 80, die um den Computer oft einen großen Bogen gemacht haben. Doch wenn alle Welt über das Internet redet, dann möchten auch sie mitmischen. Im "Senioren-Computerclub" in Berlin-Mitte lernen sie, überhaupt erst einmal mit der Technik umzugehen. Die Gruppen sind klein und persönlich. Statt an festen Lehrplänen orientiert sich Kursleiter Günter Voß an den Bedürfnissen der Computer-Neulinge:
"Im Moment haben wir vier Teilnehmer, weil dann auch die Hemmschwelle, mal was zu fragen oder so einfach niedriger ist. Erfahrungsgemäß haben die Männer da bisschen Problem mit, sich zu outen, dass sie eben auch keine Ahnung haben. (Frauen kichern) Die Senioren wollen! Sie sind nicht hier, um Zeit totzuschlagen, sondern sie wollen etwas erfahren - unter anderem auch andere Menschen kennenlernen."
Bei Facebook schauen, wie es der Enkeltochter geht. Über StayFriends alte Schulkameraden treffen - das sind Anreize für Ältere, sich ins digitale Getümmel zu wagen. Doch eines fürchten sie mehr als Jüngere: Datenmissbrauch und Betrug.
"Als Problem wird aber auch die Gültigkeit und Zuverlässigkeit von Information eingeschätzt. Was kann ich hier eigentlich glauben und was nicht? Aber das ist nicht nur negativ zu sehen! Denn diese Skepsis ist natürlich auch geboten. Denken wir daran, dass Medien natürlich auch Interessen verfolgen. Da stehen Konzerne und Organisationen dahinter. Und ich denke, das ist gerade auch ein Vorteil der älteren Generation, dass sie da ein Stück weit distanzierter und reflektiver herantreten."
"Seniorentreff", "Herbstzeit", "PlanetSenior" - an speziellen Portalen für Ältere mangelt es nicht. Optisch meist dürftig dargeboten, kreisen viele Beiträge um Kaffeefahrten und Kochrezepte, während Werbebanner Hüftbandagen feilbieten - so richtig zündet das nicht.
"Spezielle Handys für ältere Menschen oder Computeranwendungen - das geht oft schief, weil natürlich keiner abgestempelt werden will, sondern sagt: Ich bin in erster Linie ein Individuum und möchte mich da nicht in einen Topf werfen lassen. Deshalb ist Facebook auch interessant! Da sind die Familienangehörigen, da sind wieder die Freunde von den Freunden; ich krieg mit, was da los ist - ältere Menschen wollen nicht nur separiert werden und das ist auch ganz verständlich."
Laut Forschung sind die Alten von heute - sofern nicht pflegebedürftig - die am besten integrierte und aktivste Altengeneration, die es je gab. Entgegen Vorurteilen klappt auch der familiäre Austausch meist gut, vor allem zwischen Großeltern und Enkeln. Twitter hin, Facebook her - es ist die unmittelbare, persönliche Begegnung, die sich ältere Menschen in erster Linie wünschen:
"Ich bin immer glücklich, wenn meine Familie mich besucht; ich bin nicht vernetzt, ich weiß wohl, wo Facebook ist und ich kann das auch tippen - und wenn ich dann schon sehe, wer sich mit wem befreundet, da hab ich gedacht - nee, das willste doch lieber nicht tun! Ich hab einen kleinen Kreis und das reicht mir."
"Einen Freund gewinnen kannst du nur im persönlichen Umgang. Auge in Auge. Ich entdecke in Facebook niemanden. Ich entdecke 'ne Meinung und die ist im großen und ganzen ja anonym. Also hab ich auch keinen Freund, auf den ich mich dann verlassen kann."