Bekämpfung von Korruption als Unternehmensethik
Nach Ansicht des ehemaligen Benediktinermönches Anselm Bilgri zeigt der Umstand, dass die Telekom den aktuellen Korruptionsverdacht selbst der Staatsanwaltschaft angezeigt habe, dass die Sensibilität für ethische Unternehmensführung gestiegen sei.
Nana Brink: Zwei der größten deutschen Konzerne sind ins Fadenkreuz der Staatsanwaltschaft geraten. Bei der Telekom und bei VW prüfen die Ermittler, ob es illegale Absprachen bei einem millionenschweren Sponsoring-Vertrag gegeben haben soll. Mitarbeiter der Telekomtochter T-Systems sollen versucht haben, einen Sponsoring-Vertrag beim VFL Wolfsburg zu verlängern und im Gegenzug dafür Großaufträge für die Telekom gefordert haben. Der VW-Konzern ist ja bekanntlich der Hauptgeldgeber des VFL Wolfsburg.
Am Telefon ist jetzt Anselm Bilgri, ehemaliger Benediktinermönch, Prior im bekannten bayerischen Kloster Andechs gewesen und jetzt Berater für werteorientierte Unternehmensführung. Einen schönen guten Morgen, Herr Bilgri!
Anselm Bilgri: Guten Morgen!
Brink: Ein Telekomsprecher hat den Vorfall nun bestätigt. Verzweifeln Sie angesichts solcher Meldungen an Ihrem Job?
Bilgri: Also, ich habe das Gefühl, dass das ja gerade ein Beweis dafür ist, dass die Sensibilität für solche Themen gestiegen ist, weil so weit ich das weiß, hat Telekom ja selbst den Staatsanwalt informiert, und das zeigt doch nur, dass so Themen wie Compliance und Corporate Governance inzwischen allgemeines Thema für unsere Vorstände geworden sind.
Brink: Können Sie uns das mal übersetzen?
Bilgri: Compliance ist nun einmal Vereinbarung innerhalb des Unternehmens, die also sagt, wir halten uns an bestimmte Vorschriften, die wir uns selbst geben, natürlich auch an die Vorschriften, die das Gesetz vorgibt. Aber Compliance ist noch ein bisschen mehr. Das ist ein ethisches Verhalten in einem engeren Maßstab. In dem Fall war es ja so, dass ein eigentlich vor ein paar Jahren erst neu eingeführter Tatbestand, diese Korruption im geschäftlichen Verkehr, zum Tragen kam.
Vor 20 Jahren war das, glaube ich, was da gemacht wurde zwischen Telekom und VW, Gang und Gäbe und damals hat man das eher so als mit Handschlag etwas in der Grauzone befindliche Geschäfte gemacht, aber da ist man heute sehr sensibel geworden, dass eben dadurch der Wettbewerb auch gefährdet wird innerhalb unseres Wirtschaftslebens und so ein Unternehmen, so eine Marktmacht wie Telekom, sozusagen andere aushebeln kann. Und ich finde das ganz gut, dass man da etwas strengere Maßstäbe inzwischen anlegt.
Brink: Dann ist es Ihrer Ansicht nach eigentlich positiv, dass Telekom das angezeigt hat, also spricht eher dafür, dass die eine Art ethisches Bewusstsein haben bei der Unternehmensführung?
Bilgri: Also, es hat sich ja in den letzten Jahren durchgesetzt. Das ist für mich schon ein Zeichen, dass man bei uns in der Wirtschaft sich auch bemüht, Unternehmensethik und Unternehmenskultur wirklich zu leben. Das ist natürlich jetzt so ein positiver Fall unter vielen und ich weiß nicht, wie es bei anderen ist. Ich denke, dass die meisten wahrscheinlich, eher um das eigene Unternehmen aus den Schlagzeilen herauszuhalten, das ein bisschen unterm Tisch regeln.
Brink: Das wollte ich gerade sagen. Ich höre die Botschaft gerne, allein mir fehlt der Glaube, wenn man sich ja an die letzten Skandale erinnert, wie die Mitarbeiter über Wochen bei der Deutschen Bahn, oder die Korruptionsfälle im Baugewerbe. Wir erinnern uns da zum Beispiel an den Bau der Kölner U-Bahn?
Bilgri: Ja, das ist auf alle Fälle, dass es immer wieder so was gibt und vorkommt. Aber ich denke, gerade weil es eben Skandale gibt, kann ja dann erst daraufhin der Gesetzgeber oder ein Unternehmen mit seinem eigenen Wertesystem darauf reagieren und ein bisschen die Maßstäbe enger fassen. Also, ich glaube schon, dass sich da was tut und dass da was passiert.
Brink: Nun ist ja die Katholische Kirche bekannt für ihr Wertesystem, auch bekannt dafür, dass es ja bisweilen, um nicht zu sagen, häufig auch versagt. Welche Regeln empfehlen Sie denn Konzernen wie der Telekom zum Beispiel?
Bilgri: Na ja, ich denke, dass gerade so ein großer Konzern, der ja früher mal in Staatshand war und der Monopolist war, dass sich der vor allem dem Wettbewerb stellen muss, aber dabei eben – und das ist es ja vielleicht auch, worum es da geht -, dass man vor allem versucht, nicht durch ein Bonus-System für Manager einen Anreiz zu bieten, möglichst nur einen finanziellen Erfolg zu erwirtschaften, und dadurch auch solche, in der Grauzone liegenden Machenschaften zu tätigen, sondern wirklich möglichst viel Transparenz, möglichst viel auch Hineinhören in die Gesellschaft, was die eigentlich von einem Unternehmen erwartet, von einem Manager, dass der auch Vorbild sein muss, zunehmend.
Das hat man vielleicht die letzten 20, 30 Jahre vergessen und so auch nur die schwarzen Zahlen als einzigen Erfolgsfaktor eines Unternehmens gesehen. Erfolg ist symphonisch. Das muss auch Standing innerhalb der Gesellschaft, es müssen die Beziehungen zu den Kunden, zu den Mitarbeitern, zu den Lieferanten, eben zu den Kräften der Gesellschaft, wie in so einem Fall, wenn man also einen Fußballverein sponsert, das muss transparent und sauber, aber auch natürlich der Verantwortung des jeweiligen Unternehmens und seines Managements gerecht sein.
Brink: Als ehemaliger Benediktinermönch und jetzt ja Berater für werteorientierte Unternehmensführung, werden Sie gehört, wenn Sie dies in einem Unternehmen sagen?
Bilgri: Also, gehört werde ich immer und ich höre immer begeisterten Beifall. Ich bin ja so ein bisschen ein Gratwanderer zwischen Kirche und Welt. Ich bin zwar Priester, aber nicht mehr Mönch, aber ich red dann doch so ein bisschen von den europäischen, abendländischen Grundprinzipien von Führen. Das hat ja mitunter mit dem Menschenbild zu tun, das wir hier in Europa haben, und ich glaube, das sehen manche ganz gut, wir müssen uns darauf besinnen, wie das ist. Aber die Frage ist ja dann, wie setzt man es um, und deshalb kann man das nicht oft genug erzählen und darüber reden und appellieren.
Brink: Anselm Bilgri, ehemaliger Benediktinermönch und Berater für werteorientierte Unternehmensführung. Schönen Dank für das Gespräch, Herr Bilgri.
Bilgri: Herzlichen dank!
Am Telefon ist jetzt Anselm Bilgri, ehemaliger Benediktinermönch, Prior im bekannten bayerischen Kloster Andechs gewesen und jetzt Berater für werteorientierte Unternehmensführung. Einen schönen guten Morgen, Herr Bilgri!
Anselm Bilgri: Guten Morgen!
Brink: Ein Telekomsprecher hat den Vorfall nun bestätigt. Verzweifeln Sie angesichts solcher Meldungen an Ihrem Job?
Bilgri: Also, ich habe das Gefühl, dass das ja gerade ein Beweis dafür ist, dass die Sensibilität für solche Themen gestiegen ist, weil so weit ich das weiß, hat Telekom ja selbst den Staatsanwalt informiert, und das zeigt doch nur, dass so Themen wie Compliance und Corporate Governance inzwischen allgemeines Thema für unsere Vorstände geworden sind.
Brink: Können Sie uns das mal übersetzen?
Bilgri: Compliance ist nun einmal Vereinbarung innerhalb des Unternehmens, die also sagt, wir halten uns an bestimmte Vorschriften, die wir uns selbst geben, natürlich auch an die Vorschriften, die das Gesetz vorgibt. Aber Compliance ist noch ein bisschen mehr. Das ist ein ethisches Verhalten in einem engeren Maßstab. In dem Fall war es ja so, dass ein eigentlich vor ein paar Jahren erst neu eingeführter Tatbestand, diese Korruption im geschäftlichen Verkehr, zum Tragen kam.
Vor 20 Jahren war das, glaube ich, was da gemacht wurde zwischen Telekom und VW, Gang und Gäbe und damals hat man das eher so als mit Handschlag etwas in der Grauzone befindliche Geschäfte gemacht, aber da ist man heute sehr sensibel geworden, dass eben dadurch der Wettbewerb auch gefährdet wird innerhalb unseres Wirtschaftslebens und so ein Unternehmen, so eine Marktmacht wie Telekom, sozusagen andere aushebeln kann. Und ich finde das ganz gut, dass man da etwas strengere Maßstäbe inzwischen anlegt.
Brink: Dann ist es Ihrer Ansicht nach eigentlich positiv, dass Telekom das angezeigt hat, also spricht eher dafür, dass die eine Art ethisches Bewusstsein haben bei der Unternehmensführung?
Bilgri: Also, es hat sich ja in den letzten Jahren durchgesetzt. Das ist für mich schon ein Zeichen, dass man bei uns in der Wirtschaft sich auch bemüht, Unternehmensethik und Unternehmenskultur wirklich zu leben. Das ist natürlich jetzt so ein positiver Fall unter vielen und ich weiß nicht, wie es bei anderen ist. Ich denke, dass die meisten wahrscheinlich, eher um das eigene Unternehmen aus den Schlagzeilen herauszuhalten, das ein bisschen unterm Tisch regeln.
Brink: Das wollte ich gerade sagen. Ich höre die Botschaft gerne, allein mir fehlt der Glaube, wenn man sich ja an die letzten Skandale erinnert, wie die Mitarbeiter über Wochen bei der Deutschen Bahn, oder die Korruptionsfälle im Baugewerbe. Wir erinnern uns da zum Beispiel an den Bau der Kölner U-Bahn?
Bilgri: Ja, das ist auf alle Fälle, dass es immer wieder so was gibt und vorkommt. Aber ich denke, gerade weil es eben Skandale gibt, kann ja dann erst daraufhin der Gesetzgeber oder ein Unternehmen mit seinem eigenen Wertesystem darauf reagieren und ein bisschen die Maßstäbe enger fassen. Also, ich glaube schon, dass sich da was tut und dass da was passiert.
Brink: Nun ist ja die Katholische Kirche bekannt für ihr Wertesystem, auch bekannt dafür, dass es ja bisweilen, um nicht zu sagen, häufig auch versagt. Welche Regeln empfehlen Sie denn Konzernen wie der Telekom zum Beispiel?
Bilgri: Na ja, ich denke, dass gerade so ein großer Konzern, der ja früher mal in Staatshand war und der Monopolist war, dass sich der vor allem dem Wettbewerb stellen muss, aber dabei eben – und das ist es ja vielleicht auch, worum es da geht -, dass man vor allem versucht, nicht durch ein Bonus-System für Manager einen Anreiz zu bieten, möglichst nur einen finanziellen Erfolg zu erwirtschaften, und dadurch auch solche, in der Grauzone liegenden Machenschaften zu tätigen, sondern wirklich möglichst viel Transparenz, möglichst viel auch Hineinhören in die Gesellschaft, was die eigentlich von einem Unternehmen erwartet, von einem Manager, dass der auch Vorbild sein muss, zunehmend.
Das hat man vielleicht die letzten 20, 30 Jahre vergessen und so auch nur die schwarzen Zahlen als einzigen Erfolgsfaktor eines Unternehmens gesehen. Erfolg ist symphonisch. Das muss auch Standing innerhalb der Gesellschaft, es müssen die Beziehungen zu den Kunden, zu den Mitarbeitern, zu den Lieferanten, eben zu den Kräften der Gesellschaft, wie in so einem Fall, wenn man also einen Fußballverein sponsert, das muss transparent und sauber, aber auch natürlich der Verantwortung des jeweiligen Unternehmens und seines Managements gerecht sein.
Brink: Als ehemaliger Benediktinermönch und jetzt ja Berater für werteorientierte Unternehmensführung, werden Sie gehört, wenn Sie dies in einem Unternehmen sagen?
Bilgri: Also, gehört werde ich immer und ich höre immer begeisterten Beifall. Ich bin ja so ein bisschen ein Gratwanderer zwischen Kirche und Welt. Ich bin zwar Priester, aber nicht mehr Mönch, aber ich red dann doch so ein bisschen von den europäischen, abendländischen Grundprinzipien von Führen. Das hat ja mitunter mit dem Menschenbild zu tun, das wir hier in Europa haben, und ich glaube, das sehen manche ganz gut, wir müssen uns darauf besinnen, wie das ist. Aber die Frage ist ja dann, wie setzt man es um, und deshalb kann man das nicht oft genug erzählen und darüber reden und appellieren.
Brink: Anselm Bilgri, ehemaliger Benediktinermönch und Berater für werteorientierte Unternehmensführung. Schönen Dank für das Gespräch, Herr Bilgri.
Bilgri: Herzlichen dank!