"Die Belarussinen und Belarussen haben 2020 und danach sehr laut verkündet, dass sie den Präsidenten und die eigene Regierung für illegitim halten. So ist es bis heute."
Belarussen und der Ukraine-Krieg
Verbündeter Putins: Alexander Lukaschenko bei einem gemeinsamen Manöver der russischen und belarussischen Streitkräfte wenige Tage vor dem Angriff auf die Ukraine. © picture alliance / dpa / BelTa / Andrei Stasevich
„Ich kenne niemanden in Belarus, der für diesen Krieg wäre“
11:08 Minuten
Die Mehrheit der belarussischen Bevölkerung stehe nicht auf der Seite Russlands im Krieg gegen die Ukraine, sagt die Übersetzerin Iryna Herasimovich. Die Möglichkeiten, gegen den Krieg aufzutreten, seien aber in der Diktatur sehr begrenzt.
Im Krieg gegen die Ukraine hat sich die Regierung in Minsk von Anfang an auf die Seite Moskaus geschlagen. Belarus diente auch als Platz für den russischen Truppenaufmarsch vor dem Angriff auf die Ukraine.
Bevölkerung und Regierung sind getrennt
Das führe unter anderem dazu, dass Russland und Belarus im Westen nicht getrennt gedacht werden, sagt die Übersetzerin und Essayistin Iryna Herasimovich. Die Mehrheit der belarussischen Bevölkerung stehe aber nicht auf der Seite Moskaus und sei auch gegen die eigene Regierung.
Imperialismus gegen Demokratie
Auch gebe es in der belarussischen Bevölkerung sehr viel Sympathie für die Ukraine. "Die Menschen versuchen, wie sie nur können, gegen den Krieg aufzutreten, aber die Möglichkeiten sind sehr begrenzt in einem diktatorischen Land, das total unter dem Einfluss des Kreml steht."
Im russisch-ukrainischen Krieg gehe es um unterschiedliche Lebensentwürfe, meint Herasimovich.
"Die imperiale Macht des Kremls führt Krieg gegen Versuche, eine freiheitliche Demokratie zu etablieren. Deswegen ist es eher hinderlich, in den Kategorien von Ländern oder Nationen zu denken."
Zwar gebe es auch in der Ukraine Probleme, aber die Ordnung, für die die Menschen dort kämpften, gehe in eine demokratische Richtung.
Es sei manchmal nicht einfach, sich auf die Arbeit zu konzentrieren.
"Die Wörter fühlen sich an wie Blei. Es gibt immer wieder Zeiten der Starre und Stille und irgendwie scheint immer wieder alles sinnlos. Aber andererseits glaube ich immer noch an menschliche Beziehungen, und dass wir miteinander sprechen müssen."
(rja)