Miese Charaktere und schöne Küsse
Welche Serien sieht man in Südafrika? Millionen sitzen vor dem Fernseher, wenn die Seifenoper "Generations" läuft. Ähnlich beliebt ist die Serie "7de Laan", wo sich auch mal zwei Männern küssen. "Isidingo" verbindet das Tagesgeschehen mit Liebe und Intrigen.
Wenn in Deutschland die Tagesschau anfängt, dann sitzen Millionen Südafrikaner vor den Bildschirmen, um "Generations" zu sehen. Montag bis Freitag läuft die Seifenoper, die alles verkörpert, was Südafrika zu bieten hat. Träume, Hoffnungen, aber auch krumme Geschäfte, Kriminalität oder Drogen. Zu Zeiten, als noch nur US-Serien über die Bildschirme am Kap flimmerten, da war "Generations" die erste eigene südafrikanische Produktion. Gestartet 1994, ist sie immer wieder für Überraschungen gut. Chi Mende zum Beispiel, eine attraktive Frau, spielt in der Serie einen Mann.
Chi Mende: "Ich erlaube mir selbst, komplett in diese Rolle zu schlüpfen. Ich trage zum Beispiel größere Schuhe. Es ist eine wunderbare Möglichkeit, ein Thema anzugehen, das derzeit sehr wichtig ist. Es gibt so viele junge Männer und Frauen, die sich mit ihrem Geschlecht schwertun. Ich bin einfach dankbar, dass ich Geschichten verkörpern darf, die wir so noch nicht hatten.
Das südafrikanischen Pendant zur "Lindenstraße"
Im multikulturellen Südafrika – immerhin gibt es hier elf offizielle Sprachen – sieht man auch die "7de Laan", die siebte Straße, vergleichbar mit der deutschen "Lindenstraße". In dieser Serie wird Afrikaans gesprochen. Sie spielt in Johannesburg, und die siebte Straße ist voller Geschäfte, Büros und Restaurants. Da geht es nicht nur um tägliche Arbeit, sondern auch um Themen aus dem Alltag der Südafrikaner, so wie in dieser Szene: "'Ich fühle mich schrecklich, sagt eine Frau nach der Trennung von ihrem Mann.' Die Freundin sagt nur: 'Was hättest du tun sollen? Weißt du eigentlich, wie viele Frauen jeden Tag von ihren Männern und Freunden ermordet werden?'"
Diese Aussage hat einen ernsten Hintergrund: Laut Statistik werden in Südafrika jedes Jahr 2.500 Frauen von ihren Partnern ermordet. "7de Laan" hat aber auch für Furore gesorgt, weil sie den ersten Kuss von zwei Männern zeigte.
Schauspielerin Deirdre Wolhuter war am Drehtag dabei - und fand das ganz normal: "Ich hatte den Kuss total vergessen, weil es keine große Sache war. Jetzt sah ich die Folge, und der Kuss kam – und das war so schön! Die Reaktionen waren bewegend. Ein junger Mann, der mit seinen Eltern die Folge angeschaut hatte, schrieb uns. Durch die Kuss-Szene hatte er den Mut, seinen Eltern zu sagen, dass er schwul ist."
Die sozialen Netzwerke in Südafrika überschlugen sich förmlich, Zeitungen berichteten darüber – und das, obwohl es hier schon seit zwölf Jahren die Ehe für alle gibt.
In "Isidingo" gibt es Aktuelles, Intrigen und Liebe
Die dritte Vorabendserie mit hohen Einschaltquoten ist auf Zulu und heißt: "Isidingo", das bedeutet so viel wie "Not". Allzu oft werden tatsächliche Situationen auch in der Serie umgesetzt. Neulich erst gingen in "Isidingo" Arbeiter einer Goldmine auf die Straße und demonstrierten für mehr Geld. Die Proteste schlugen in Gewalt um, Autoreifen brannten.
"'Das ist nicht fair', sagt eine Minenarbeiterin. 'Ein Freund wird angegriffen, und als er sich wehrt, wird er festgenommen'. 'Ich rufe die Jungs', sagt ihr Kollege. 'Ok', meint sie, 'aber du musst vorsichtig sein.'"
"Isidingo" ist so eine Art Flaggschiff für das öffentlich-rechtliche Fernsehen in Südafrika. Aber alle drei Abend-Serien sind Kult. Und natürlich geht es auch ganz banal um Liebe und Intrigen. Auch Südafrikaner mögen es, wenn es gute und miese Charaktere zu sehen gibt.
"'Du bist wirklich herzlos', sagt er. Und sie erwidert: 'und du hast kein Rückgrat. Wir sind ein perfektes Team, nicht wahr?'"
Welche Serie ist in Nairobi beliebt?
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