"Im Grunde ist alles vom Ohr her geschrieben"
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Lutz Seiler hat den Preis der Leipziger Buchmesse für seinen Roman "Stern 111" gewonnen: "Wir sitzen am Frühstückstisch und haben uns sehr gefreut", erzählt er im Interview.
"Es ist für mich ein wunderbarer Preis, umso schöner, weil er aus meiner Lieblingsstadt Leipzig kommt", sagt der Schriftsteller Lutz Seiler. Die Nachricht, dass er Träger des diesjährigen Preises der Leipziger Buchmesse ist, hörte er am Vormittag im Radio. "Wir sitzen am Frühstückstisch und haben uns sehr gefreut", sagt er im Interview.
"Stern 111" ist der Name eines DDR-Kofferradios. Seilers gleichnamiger Roman spielt in der DDR zur Wendezeit und dann auch im Westen. Das Werk sei aber "nicht unbedingt ein zeitgeschichtlicher Roman", wie Jurymitglied Jens Bisky meint, sondern ein "Roman über das Aufbrechen".
Melodie, Rhythmen, musikalische Verläufe
Lutz Seiler gelinge es ganz hervorragend, Gerüche, Handlungen oder Werkzeuge zu beschreiben. Zudem sei die Geisteshaltung der Helden des Romans "vor-digital", so dass es zu unglaublich komischen Szenen komme.
Von der Lyrik zur Prosa, das sei für ihn "irgendwie natürlich" gewesen, berichtet Seiler. Eine Zeit lang habe er sich dagegen gesträubt, wenn seine Prosa mit der Lyrik verglichen wurde.
"Aber heute weiß ich, dass bestimmte Gesetze des Schreibens – also dass man immer wieder auf eine bestimmte Melodie hinaus will, auf bestimmte Rhythmen, dass man eine Syntax baut, um bestimmte musikalische Verläufe im Text drin zu haben – eben auch für die Prosa wichtig sind."
Das sei sein Handwerkszeug als Schriftsteller. "Im Grunde ist alles vom Ohr her geschrieben", so Seiler.
(huc)