Diese Objekte wurden durch den Raub entweiht. Aber da sie nun in unser Land zurückgekehrt sind, gibt es Rituale, um ihnen die Macht zurückzugeben, die sie einmal hatten, bevor sie nach Frankreich gebracht wurden.
Unklare Zukunft für restituierte Kunst
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Deutschland will im Frühjahr mit der Restitution von Kulturgütern an Nigeria beginnen. Vorreiter in diesem Prozess ist Frankreich. Letztes Jahr wurde erstmalig Raubkunst an Benin zurückgegeben. Nun sind die Objekte dort in einer Ausstellung zu sehen.
Vor dem Palast des Präsidenten in der Stadt Cotonou in Benin stehen etwa 50 Menschen im Schatten großer Palmen und warten. Sie sind hergekommen, um die von Frankreich in der Kolonialzeit geraubten und letztes Jahr zurückgegebenen Kunstobjekte zu sehen. Für die Ausstellung wird der Palast der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Nur ein Bruchteil der geraubten Schätze ist zurück
Sobald die Menschen drin sind, werden die Handys zum Fotografieren gezückt. Höhepunkte der Ausstellung sind unter anderen der etwa zwei Meter hohe Thron von König Gezo, der versprach den Sklavenhandel abzuschaffen, und zwei lebensgroße Statuen der letzten beiden Könige. Die eine hat den Kopf eines Löwen, die andere Statue den Körper eines Hais.
Alle 26 Objekte gehörten einst dem Königreich Dahomey, das auf dem Gebiet des heutigen Benins bestand. Ende des 19. Jahrhunderts von Frankreich erobert, kamen die Schätze als Kriegsbeute nach Paris. Im vergangenen Herbst hat Frankreich nun mit der Rückgabe begonnen. Wann Weitere folgen, ist noch ungewiss. Sicher ist nur: In dieser Ausstellung ist nur ein Bruchteil dessen zu sehen, was Frankreich einst geraubt hat.
„Unsere Regierung hat nie gefordert, dass Frankreich an einem Tag alle 7000 Objekte zurückgibt. Es gab natürlich Diskussionen über Fristen. Aber normalerweise sollte es nicht der französische Staat sein, der entscheidet, welche Objekte an uns zurückgegeben werden und wann“, sagt der Historiker Dieudonné Gnammaknou.
Manche Kunstgegenstände sind Ritualobjekte
Er hat sich die Ausstellung mit seiner Familie angesehen und ist begeistert. Gnammaknou gehört zu einer Kommission, die beauftragt ist, eine neue, nationale Museumslandschaft zu konzipieren. Das kulturelle Erbe Benins soll so zum Leuchten gebracht werden. Auch um neue Touristen anzulocken.
Allerdings gebe es noch wenig Einigkeit darüber wie der Weg aussehen und was als Nächstes passieren soll, sagt Gnammaknou: „Manche sind dafür, diese Objekte im Museum auszustellen. Andere sagen Nein, weil diese Objekte ganz unterschiedlicher Natur sind. Es gibt zum Beispiel Kultobjekte, die für Rituale genutzt wurden.“
Das Königreich von Dahomey existiert zwar nicht mehr. Doch die Nachfahren der königlichen Familien sind bis heute weit verstreut. Viele halten an den Traditionen fest, so auch König Dah Goudou, der XV. Er ist das Oberhaupt einer königlichen Seitenlinie und eng verbunden mit der Voodoo-Religion. Für ihn sind diese Objekte keine Kunstwerke. Sie symbolisieren die Macht seiner Vorfahren.
Das Interesse an der Ausstellung ist jetzt bereits riesig – und das in einem Land, in dem knapp die Hälfte der Menschen unter der Armutsgrenze lebt. Nur wenige haben die Möglichkeit, sich mit ihrer Geschichte zu befassen.
Die Besucherin Carmelie Soumaleke fasst ihre Eindrücke so zusammen: „Für mich persönlich ist es sehr wichtig etwas mehr über meine Wurzeln kennenzulernen, darüber weiß ich wenig. Und ich glaube wirklich, dass all diese Dinge hier eine besondere Energie in sich tragen, selbst wenn ich sie nicht fühlen kann.“