Die Zeichen stehen auf Rückgabe
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Die Benin-Bronzen sind zum Symbol für koloniale Raubkunst geworden. Dass ein Teil von ihnen im Humboldt Forum gezeigt werden sollte, stieß auf Kritik und befeuerte die Restitutionsdebatte. Die Rückgabe scheint nur noch eine Frage der Zeit zu sein.
Die beiden spektakulären Säle im Ostflügel mit den prachtvollen Benin-Bronzen sollen eine der Hauptattraktionen des Humboldt Forums werden. Doch in der Leitung des Hauses geht man nicht mehr davon aus, dass die wertvollen Kunstwerke wie geplant gezeigt werden. Schon jetzt wird darüber nachgedacht, wie der Raum auch ohne einen Teil der Objekte gestaltet werden kann - durch Leerstellen, Kopien oder Fotografien, die die Geschichte der Bronzen vielleicht sogar anschaulicher erzählen könnten, als es die eigentlichen Kunstwerke hätten tun können.
Wie die Ausstellung am Ende aussehen wird, soll nach Möglichkeit gemeinsam mit Partnern in Nigeria entschieden werden. Klar sei, man werde das Unrecht zeigen, sagte Intendant Hartmut Dorgerloh. Er wäre sicher froh, wenn die Frage der Rückgabe geklärt würde, bevor der Trakt mit den außereuropäischen Sammlungen Ende des Jahres eröffnet wird.
Die Benin-Bronzen werden für das Humboldt Forum zunehmend zum Problem. Die Glaubwürdigkeit des Hauses wird längst daran gemessen, wie mit den berühmten Kunstwerken umgegangen wird. Die Stücke, die 1897 bei einer blutigen britischen Strafexpedition aus dem Königspalast des Oba im heutigen Nigeria geraubt und über den Kunsthandel an zahlreiche europäische Museen weiterverkauft wurden, sind mehr als alles andere zum Symbol für koloniale Raubkunst geworden.
Berlin besitzt allein 530 Benin-Objekte. Dass die Stiftung Preußischer Kulturbesitz, zu deren Beständen die Kunstwerke gehören, offen für Rückgaben ist, hatte Stiftungspräsident Hermann Parzinger mehrfach betont. Doch die Entscheidung kann nur im Stiftungsrat getroffen werden - also von der Politik. Doch es gibt Anzeichen, dass Bewegung in die Sache kommt.
Neues Museum in Benin-City
Am Wochenende war Andreas Görgen, Leiter der Abteilung für Kulturpolitik im Auswärtigen Amt, nach Nigeria gereist, um Gespräche zu führen, unter anderem mit Godwin Obaseki, Gouverneur der Provinz Edo State, auch nigerianische Zeitungen berichteten darüber. In Benin-City in Edo State wird derzeit ein großes neues Museum für westafrikanische Kunst gebaut, in dem auch Benin-Bronzen aus europäischen Museen ausgestellt werden sollen - und längst geht es nicht mehr nur um Leihgaben, sondern auch um Rückgaben.
Wie Obaseki auf Twitter schrieb, werde derzeit der Aufbau einer unabhängigen Stiftung vorangetrieben, des "Legacy Restoration Trust", an der die Vertreter des Königshauses des amtierenden Oba, die Nationalregierung, die Regierung des Staates Edo sowie internationale Partner beteiligt seien.
Im Hintergrund passiere gerade sehr viel in Sachen Benin-Bronzen, bestätigt Barbara Plankensteiner. Die Direktorin des Hamburger Völkerkundemuseums ist Leiterin der "Benin Dialogue Group", in der die großen europäischen Museen, die Benin-Bronzen besitzen, zusammen mit nigerianischen Partnern seit Jahren die Bedingungen für Rückgaben ausloten.
Berliner Entscheidung mit bundesweiten Auswirkungen
"Mit dem Governeur Obaseki kam da eine neue Persönlichkeit ins Spiel, der dieses Projekt zu einem seiner wichtigen Regierungsinhalte gemacht hat. Und er ist sicher ein entscheidender Motor, dass sich hier sehr viel bewegt hat und dass dieser Trust gegründet worden ist", erklärt Plankensteiner, die die "Benin Dialogue Group" zusammen mit Prinz Gregory Akenzua vom Königshaus der Oba leitet. "Und Herrn Görgens Besuch hat da jetzt auch noch mal Gespräche in Gang gesetzt, weil Deutschland hier sehr unterstützend tätig werden wird."
Über 90 Prozent der Museen, die in der "Benin Dialogue Group" vertreten sind, seien bereit für Rückgaben, sagt Plankensteiner. Doch die Entscheidung darüber können am Ende nur die Träger der Museen treffen. Für das Humboldt Forum wären das gleich der Bund und alle 16 Bundesländer zusammen - sie alle sitzen im Stiftungsrat der Stiftung Preußischer Kulturbesitz.
Eine Entscheidung in Berlin bliebe daher nicht ohne Auswirkungen auch für die Landesmuseen mit eigenen Benin-Beständen, wie Leipzig, Hamburg oder Dresden. Andererseits muss sich die deutsche Politik auch an ihren eigenen Ansprüchen messen lassen. Und neben dem Bund haben sich auch die Kulturminister der Länder vor drei Jahren in einer gemeinsamen Erklärung klar committed - für die Rückgabe von Kulturgütern, wenn diese ihren Herkunftsgesellschaften gewaltsam entwendet wurden. Was bei den Benin-Bronzen nicht mehr groß erforscht werden muss.