"Benjamin" an der Hamburger Staatsoper

Die Verzweiflung des Walter Benjamin

Eine Szene aus der Oper "Benjamin" mit Dietrich Henschel, im Hintergrund zu sehen: der sehr überzeugende Chor der Hamburgischen Staatsoper.
Eine Szene aus der Oper "Benjamin" mit Dietrich Henschel, im Hintergrund zu sehen: der sehr überzeugende Chor der Hamburgischen Staatsoper. © Bernd Uhlig
Uwe Friedrich im Gespräch mit Sigrid Brinkmann |
Die von Peter Ruzicka komponierte und an der Hamburger Staatsoper uraufgeführte Oper "Benjamin" setzt Stationen im Leben von Walter Benjamin musikalisch brillant um. In dem Stück kommen auch Weggefährten, etwa Hannah Arendt und Bertolt Brecht, vor.
Kaum ein Denker habe ihn so stark geprägt wie Walter Benjamin – das sagt der Komponist Peter Ruzicka. Kein Wunder also, dass er sich auch künstlerisch mit dem 1940 verstorbenen Philosophen und Kulturkritiker auseinandergesetzt hat. Ruzickas Oper mit dem Titel "Benjamin" wurde am Wochenende in der Hamburger Staatsoper uraufgeführt. An dem Haus also, das Peter Ruzicka neun Jahre lang, bis 1997, geleitet hat.
Das Stück streift mehrere Stationen des Lebens von Walter Benjamin, ist aber kein auserzähltes biografisches Werk. Es kommen zum Beispiel die Begegnung mit seiner Geliebten in Riga, der Gedankenaustausch mit Hannah Arendt und ein Schachspiel mit Bertolt Brecht in Moskau vor. Benjamin beging auf der Flucht Suizid, seine Verzweiflung wird mit exaltiertem Gesang eindrücklich musikalisch umgesetzt.

Musik, die emotional packt

Der Opernkritiker Uwe Friedrich kritisierte im Deutschlandfunk Kultur das Libretto von Yona Kim und den simplen Bühnenrealismus, der die Wirkung des Stücks verkleinere. Allerdings biete die Inszenierung einige überzeugende Einfälle in der Ausstattung und eine letztlich alles andere überragende musikalische Darbietung.
"Das ist Musik, die auch einen echten emotionalen Gehalt hat", sagte Friedrich. Diese emotionale Komponente vermisse er sonst häufig in zeitgenössischen Opern-Aufführungen.
(mau)
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