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Reise ins Ungewisse
"The Turn of the Screw" – "Die Drehung der Schraube". Kein gefälliger Titel für eine Oper. Überschrieben ist damit ein beklemmendes Kammerspiel von Benjamin Britten, das heute aktueller ist denn je.
"The Turn of the Screw" ist unter Benjamin Brittens Bühnenwerken in vieler Hinsicht das rätselhafteste – was schon mit dem im Wortsinne verschraubten Titel beginnt, der freilich von dem amerikanischen Schriftsteller Henry James übernommen wurde, dessen gleichnamige Novelle der Kammeroper zugrunde liegt. Viele Freunde von Benjamin Britten halten das 1954 komponierte Drama für sein faszinierendstes Werk.
Das liegt besonders an den psychoanalytischen Tiefen und Untiefen der Handlung, bei der sich Geistererscheinungen, verstohlene pädophile Gelüste und die allgemein morbide Atmosphäre des spätviktorianischen England zu einem ebenso seltsamen wie verführerischen Gebräu verbinden.
Durchweg zwielichtig
Brittens ebenso leise unheimliche wie lyrisch berückende, gleichsam mit changierenden Aquarellfarben malende Musik findet dafür die adäquate Tonlage. Unser Autor Jürgen Otten greift für diese Sendung, die 2013 anlässlich des 100. Geburtstages von Benjamin Britten erstmals ausgestrahlt wurde, ausschließlich auf englische Originalaufnahmen zurück – geleitet unter anderem von Daniel Harding, Colin Davis und dem Komponisten selbst. Das gibt Gelegenheit, jenen Feinheiten von Brittens Sprachbehandlung, aus der er seine durchweg zwielichtigen Charaktere formt, besonders detailliert nachzugehen.