Caritas bezweifelt Prognose zur Altersarmut
Laut einer neuen Berechnung wird im Jahr 2030 jeder zweite Neurentner in Armut leben. Methodisch falsch, zu kurz gegriffen, unseriös - das Urteil des Generalsekretärs der Caritas Georg Cremer über diese Prognose fällt hart aus.
Nach einer Prognose des WDR wird im Jahr 2030 jeder zweite Rentner auf die sogenannte Grundsicherung angewiesen sein und in Armut leben. Der Generalsekretär der Caritas Georg Cremer, der Professor für Volkswirtschaftslehre an der Uni Freiburg ist, hält die Berechnungen schlicht für falsch:
"Sie passt auf einen Bierdeckel und sie hat zwei massive methodische Fehler: Der eine ist, sie nimmt die Bestandsaufnahme, also die jetzt Beschäftigten, und überlegt sich, was für eine Rente bekämen diese, wenn sie denn ihr ganzes Leben so beschäftigt wären, wie sie heute beschäftigt sind."
Kritik an massiven methodischen Fehlern
Das wiederum bedeute, dass auch die heute etwas fünf Millionen geringfügig Beschäftigten – dazu zählten auch Studenten, temporäre Hausfrauen und sogar Rentner, die gar nicht in die Berechnung gehörten – in die Prognose des WDR eingeflossen seien.
Tatsächlich werde es 2030 deutlich mehr Neurentner geben, die auf Grundsicherung angewiesen seien. Doch halte er es für fahrlässig, zu behaupten, es sei jeder zweite – zumal es derzeit bereits große Spannungen wegen der Versorgung der vielen in Deutschland lebenden Flüchtlinge gebe.
"Es bedroht auch den gesellschaftlichen Frieden, wenn man mit einer völlig vagen, methodisch unsauberen Prognose, wo auch die Namen der dies erstellenden Wissenschaftler gar nicht genannt werden, behauptet, in 14 Jahren wären 50 Prozent der Neurentner arm. Und es entsetzt mich, dass diese Geschichte unüberprüft in allen Medien wiedergegeben wird."
Mangelhafte Vorsorgemöglichkeit für Geringverdiener
Cremer kritisierte in diesem Zusammenhang, dass staatlicherseits mehr für den Ausbau der Grundsicherung getan werden müsse und dass Angebote der zusätzlichen Altersvorsorge wie etwa die Riester-Rente auf den Mittelstand und nicht auf die Niedrig- und Niedrigstverdiener zugeschnitten seien. Diese hätten gar nichts von der Riester-Rente:
"Wenn das jemand tut, der im Alter eine Rente unterhalb der Grundsicherung hat, dann wird ihm das alles wieder weggenommen. Er hat gespart und vorgesorgt, ist aber letztlich der Dumme, der dadurch seine Situation nicht verbessern konnte."
Dieser Konstruktionsfehler müsse dringend behoben werden, so Cremer.