Bergwelt und Klimawandel

Was der Deutsche Alpenverein für mehr Klimaschutz tun will

06:48 Minuten
Das Bild zeigt einen Skifahrer auf einem weißen Kunstschneeband in einer grünen und braunen Herbstlandschaft. Aufgenommen im Skigebiet Resterhoehe von Kitzbühel bei Mittersill, Österreich. Der frühe Start der Skisaison auf einer Kitzbüheler Piste am Wochenende löste eine hitzige Debatte zwischen Klimaaktivisten und Beamten im berühmten österreichischen Ferienort aus.
Skigebiet Resterhoehe von Kitzbühel im Oktober 2019. © AFP / Joe Klamar
Steffen Reich im Gespräch mit Ute Welty |
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Schmelzende Gletscher, schneefreie Skigebiete - in den Alpen sind die Auswirkungen des Klimawandels bereits jetzt spürbar, warnt Steffen Reich, Ressortleiter Naturschutz beim Deutschen Alpenverein. Er plädiert für neue Wege im Tourismus.
Um Menschen in die Berge zu bringen, wurde der Deutsche Alpenverein (DAV) 1869 gegründet. 150 Jahre später muss er sich mit der Frage beschäftigen, was der Klimawandel mit den Alpen macht – und wie ein verantwortlicher Tourismus dort möglich ist.
Denn die Auswirkungen des Klimawandels seien bereits sichtbar, sagt Steffen Reich, Ressortleiter Naturschutz beim DAV. Vor allem dort, wo es Gletscher gibt: "Wenn Sie über das Höllental auf die Zugspitze gehen, dann geht man auch über einen natürlich sehr kleinen Gletscher – in Deutschland gibt es keine sehr großen Gletscher. Aber auch da haben Sie das Thema: Der Gletscher wird kleiner, die Randklüfte werden immer größer, also der Abstand des Gletschers zur Wand."

Skifahren zu jeder Jahreszeit, das muss nicht sein

Auch für den Skitourismus bringt der Klimawandel Veränderung: So seien sehr niedrig liegende Skigebiete in Zukunft nicht mehr schneesicher, sagt Reich. Mit künstlicher Beschneiung ließe sich das zwar noch etwas hinauszögern. Aber es sei ziemlich grotesk, zum einen mit viel Energieaufwand und Schneekanonen zu versuchen, die Auswirkungen des Klimawandels zu kompensieren, und zum anderen mit genau diesen Maßnahmen zum Klimawandel beizutragen.
"Das ist aus unserer Sicht nicht besonders verantwortungsvoll", betont der Ressortleiter Naturschutz des DAV. "Ich denke, wir brauchen da im Tourismus auch andere Weichenstellungen hin zu einem Ganzjahrestourismus."
Das bedeute nicht, dass man nicht mehr Ski mehr fahren dürfe. "Aber es heißt eben nicht Skifahren um jeden Preis und zu jeder Jahreszeit, zum Beispiel auch jetzt mitten im Oktober, wo wir noch herrlichste Wandersaison haben."

Soli für den Klimaschutz

Auch auf der am Wochenende stattfindenden Jahreshauptversammlung des Alpenvereins soll der Klimawandel ein wichtiges Thema sein: So wolle man einerseits von der Politik einen konsequenteren Klimaschutz einfodern, andererseits aber auch selbst als Verein einen Beitrag dazu leisten, etwa indem der DAV eine Art Klimasoli in Höhe von einem Euro pro Mitglied und Jahr erhebt. Bei derzeit 1,3 Millionen Mitgliedern sei das "eine ganze Menge", betont Reich. "Die Maßnahmen, die dann damit finanziert werden sollen, sollen in einem Dialogprozess im nächsten halben Jahr festgelegt werden."
(uko)
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