Bergwerk und Abraumhalde
Steinkohleabbau in 1250 Metern Tiefe: Die Zeche Prosper-Haniel schloss als letzte in Deutschland. © picture alliance/dpa/Oliver Berg
Die Spur der Kohle in der Literatur
53:38 Minuten
Das Zeitalter der Kohle geht zu Ende. Sie steht nicht mehr für den Aufbruch in eine bessere Zukunft, sondern für eine vergangene Kultur. In der Literatur hat die Kohle eine lange Spur hinterlassen.
Das Zeitalter der Kohle versinkt langsam in der Vergangenheit. Schon lange gibt es keine Kohlehaufen mehr vor den Wohnhäusern. Die Literatur erlaubt einen Blick zurück in die Geschichte der Arbeit im Bergwerk und an der Abraumhalde.
Die Spur der Kohle reicht von den Märchen und Mythen des Mittelalters, in denen die Natur sich noch in Form von Geistern gegen die Ausbeutung durch den Menschen wehrte, über die schwarze Romantik, die den Bergmann mit seinem Arbeitsplatz in finsterer Tiefe in die Nähe des Todes rückte, bis zur sozialistischen Bergarbeiterliteratur mit ihren proletarischen Heldensagen und weiter in die melancholische Gegenwart, in der die Arbeitsgesellschaft gerade in den alten Kohlegebieten sichtbar an ihre Grenzen stößt.
Schon in den 60ern schloss man Zechen
In Ralf Rothmanns Roman "Milch und Kohle" über eine Kindheit im Ruhrgebiet der 60er Jahre bedeutete die Kohle vor allem Arbeit, bot aber auch Gelegenheit für eine in den Staub geschriebene Poesie. Schon damals wurden Zechen stillgelegt. Die Kinder spielten im zurückgebliebenen Schrott der Gute-Hoffnung-Hütte. Kohle stand nicht mehr für den Aufbruch in ein neues Zeitalter, für Stahl und Strom und Industrie und den Reichtum der Nation, sondern für den Abschied von einer eher schmutzigen Epoche.
Dass die Väter immer noch zur Zeche gingen, hinter den großen Eingangstoren und unter der Erde verschwanden, war eine subventionsgestützte Vereinbarung auf Zeit. Man ahnte, dass sie zu Ende gehen würde, ohne es sich einzugestehen. Und doch, trotz Armut und Arbeit und all dem Kohledreck ist es eine Zeit, die in der Erinnerung seltsam zu leuchten beginnt.