Militärausgaben auf neuem Höchststand
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Im letzten Jahr wurde weltweit so viel Geld ins Militär investiert wie seit 1988 nicht mehr, meldet das Friedensforschungsinstitut SIPRI. Vor allem die USA und China gaben deutlich mehr aus, was im Falle Chinas nicht nur militärische Gründe hat.
1,82 Billionen US-Dollar sind im vergangenen Jahr weltweit für Militärzwecke ausgegeben worden. Das ist der höchste Stand der globalen Militärausgaben seit dem Ende des Kalten Krieges.
Dieses Ergebnis, sagt SIPRI-Direktorin Aude Fleurant, habe sie nicht überrascht: "Das war durch die internationalen Konstellationen angezeigt, durch die Krisen in vielen Regionen der Welt. Gleichzeitig modernisieren viele Staaten ihr Waffenarsenal. Das steigert die Kosten für neue Waffensysteme und weltweite Kriegshandlungen."
USA bleiben Spitzenreiter
Wenig überraschend liegen wieder die USA mit weitem Abstand an der Spitze. 649 Milliarden US-Dollar gaben die Amerikaner im vergangenen Jahr für ihr Militär aus. Diese Spitzenposition sei nicht nur auf den Trump-Effekt zurückzuführen, sagt Fleurant. Dessen Modernisierungsbestreben habe natürlich zu den hohen Ausgaben beigetragen, aber:
"Einige Planungen stammen aus der Zeit vor Donald Trump und wurden von der Obama-Regierung getroffen. Darüber hinaus spielen natürlich die vielen Modernisierungen, die kürzlich beschlossen wurden, beim Wachstum der Ausgaben eine große Rolle."
Es gehe jetzt viel um Entwicklungskosten für neue Systeme.
Chinas Militärausgaben orientieren sich am BSP
Auf Platz zwei folgt China mit 250 Milliarden Dollar. Die Chinesen, so Fleurant, würden sich dabei immer an die politische Vorgabe halten, nicht mehr als zwei Prozent des Bruttosozialprodukts für Militärzwecke auszugeben.
"Wenn es ein starkes Wachstum in China gibt, steigen auch die Militärausgaben entsprechend - und umgekehrt."
Saudi-Arabien, Indien und Frankreich folgen im Ranking der weltweiten Militärausgaben. Deutschland liegt mit 49,5 Milliarden Dollar auf Platz acht. Von 2009 bis 2018 stiegen die deutschen Militärausgaben laut SIPRI um neun Prozent.
SIPRI ging es in dieser Untersuchung nicht um die größten Exporteure oder Importeure von Waffen, sondern um die höchsten Militärausgaben. Dazu zählen Rüstungskäufe bei einheimischen Unternehmen genauso wie Importe. Auch Personaletats und Entwicklungskosten für neue Waffensysteme sind mitgerechnet.
"Es geht also auch um Gehälter, Forschungs- und Entwicklungskosten, nicht nur um Waffenproduktion und Kriegsführung."
Pakistan gibt 73 Prozent mehr aus als 2009
Die Krisenherde dieser Welt lassen sich dabei durchaus in den steigenden Militärausgaben ablesen, sagt Fleurant. Auffallend sei beispielsweise die signifikante Steigerung des Militäretats Pakistans um 73 Prozent seit 2009, bedingt durch das heftige Wiederaufflammen des Konflikts mit Indien.
Die SIPRI-Direktorin blickt nicht allzu optimistisch in die Zukunft: "Es gibt so viele Konflikte in der Welt, gefährliche Konflikte. Das Wachstum der Militärausgaben wird sich ganz sicher fortsetzen."