Berlin Art Week

Mammut-Event in der Künstlerhauptstadt

Die Installation "Sandfountain" von Klaus Weber ist im Rahmen der Art Week am 14.09.2015 im KW Institute for Contemporary Art in Berlin zu sehen.
"Molecule Man" an der Spree: Die Kunstszene trifft sich diese Woche in Berlin. © picture alliance / dpa / Jörg Carstensen
Von Alexandra Mangel |
Die Berliner Kunstszene erwirtschaftet 700 Millionen Euro pro Jahr. Die vom Senat geförderte Berlin Art Week soll der Stadt das passende Image verleihen. Gelingen könnte es, meint unsere Kritikerin Alexandra Mangel.
Diese Woche steht in Berlin wieder voll im Zeichen der Kunst. Die Berlin Art Week geht in ihre vierte Runde und bietet diesmal nicht nur zwei Kunstmessen, sondern auch über 50 Ausstellungen und 100 Veranstaltungen in Museen, Kunstvereinen, Galerien und freien Projekträumen. Mehr Kunst als irgendwer in einer Woche sehen kann – doch hinter diesem Überangebot steckt durchaus Kalkül, das zeigt schon die Tatsache, dass allein die Berliner Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und Forschung die Art Week mit 280.000 Euro fördert. 700 Millionen Euro Umsatz erwirtschaftet die Berliner Kunstszene pro Jahr – so hat es die Senatsverwaltung gerade vorgerechnet – und einer so umtriebigen Branche hilft man doch gern weiter auf die Sprünge.
Gelingen könnte es, denn Berlin präsentiert sich auf dieser Art Week überzeugend als Stadt der Künstler. 20.000 Künstler leben und arbeiten in Berlin – und warum das so ist, macht das gemeinsame Ausstellungsprojekt "Stadt/Bild" deutlich, an dem Berlinische Galerie, die Nationalgalerie, die Deutsche Bank Kunsthalle und die Kunst Werke beteiligt sind. So liefert der Architekt Arno Brandlhuber mit seiner Schau in der Berlinischen Galerie ein eindrucksvolles Plädoyer für eine sozial durchmischte, lebendige Stadt – für das Berlin, das bis heute junge Künstler aus aller Welt anzieht. Und ein paar Schritte weiter zeigt eine weitere Ausstellung das Archiv des Kurators René Block als Kraftzentrum für die junge Kunst in dieser Stadt.
Kunstmesse abc contemporary öffnet Donnerstag
Aber auch aktuell drängende Fragen werden aufgegriffen. "Xenopolis" heißt der Ausstellungsbeitrag der Deutsche Bank Kunsthalle – schon im Titel drängt das Fremde in die Stadt. So zeigt die Schweizer Künstlerin Laurence Bonvin eine Containerstadt in der Nähe von Kapstadt und filmt den Alltag der Menschen dort mit einer Ruhe und Zurückhaltung, die spürbar machen, was es bedeutet, dort zu leben, jahrelang. Auch die Basisarbeit jenseits der etablierten Institutionen kommt nicht zu kurz. Wer sich in seinem Kiez auf die Suche nach den beteiligten freien Projekträumen begibt, entdeckt nicht nur Kunsträume, sondern auch den Stadtraum neu.
Am Donnerstag wird dann die abc contemporary eröffnen – die Messe, die sich nicht Messe nennen mag. Auch sie setzt auf die zeitgenössische Kunst und versucht, die Sammler mit Atelierbesuchen und VIP-Programm zu locken. Das Rahmenprogramm der Art Week bietet ihr dafür in diesem Jahr eine ziemlich ideale Bühne. Und darüber können sich nicht nur reiche Sammler freuen, sondern alle Kunstinteressierten, die sich in dieser Woche Zeit für Kunst in Berlin nehmen können.
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