Ostberliner Klub SV Lichtenberg 47

Vaters Verein

24:08 Minuten
Eckfahne mit dem Wappen des SV Lichtenberg 47 im Berliner Hans-Zoschke-Stadion
Die Mannschaft des SV Lichtenberg 47 spielt im Berliner Hans-Zoschke-Stadion. © Imago / Picture Point
Von Jörg Degenhardt und Frank Ulbricht |
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Mit Erich Mielke als Nachbarn rückte der SV Lichtenberg 47 für viele Außenstehende in Stasinähe. Doch die Wahrheit war eine andere. Unser Autor erklärt, wie er die Mannschaft seines Herzens von seinem Vater geerbt hat und warum er dem Verein treu bleibt.
Wie wird man eigentlich Fan eines bestimmten Fußballvereins? Sicherlich durch regionale Verbundenheit. Manchmal allerdings auch durch eine Erbschaft, weil schon Mutter oder Vater mit einem Club eng verbunden waren – so wie bei unserem Kollegen Frank Ulbricht.

Verein feiert 75-jähriges Jubiläum

Sein Vater ist seit Jahrzehnten Anhänger des Berliner Regionallisten SV Lichtenberg 47, der nun 75 Jahre alt wird. Das Hans-Zoschke-Stadion, in dem der Verein seine Heimspiele austrägt, lag in unmittelbarer Nachbarschaft des Ministeriums für Staatssicherheit. In der DDR hätte es sich die Stasi gern auch noch einverleibt. Aber das Stadion – benannt nach einem antifaschistischen Widerstandskämpfer – blieb.
Das Hans-Zoschke-Stadion hinter dem Gebäudekomplex des Ministeriums für Staatssicherheit.
Das Hans-Zoschke-Stadion befindet hinter dem Gebäudekomplex des ehemaligen Ministeriums für Staatssicherheit.© Bundesarchiv, Stasi-Unterlagen-Archiv

Irgendwann bin ich mal mit meinem Vater zu einem Pokalspiel mitgegangen. Da dachte ich, das ist doch gar nicht so schlecht. Dann bin ich immer allein hierhergekommen und habe das stellvertretend für meinen Vater gemacht, der dann älter wurde. Dann stellte ich aber fest: Das mache ich gar nicht für meinen Vater. Das mache ich für mich, weil mich interessiert das, das ist mein Verein. Ja, ich war unter vielen älteren Leuten, das muss ich zugeben. Aber ich fand dann irgendwie, das hat mir Spaß gemacht.

Frank Ulbricht erinnert sich an seinen ersten Stadionbesuch

Bis 1970 behauptete sich der Ostberliner Club in der DDR als Privatverein. Dabei zog er ein besonderes Publikum an, darunter Theaterschauspieler und Kabarettisten.

Erinnerungen mit Wehmut und Dankbarkeit

Der Vater von Frank Ulbricht ist mittlerweile seit 70 Jahren mit dem Verein verbunden. Er blickt mit ein bisschen Wehmut und ganz viel Dankbarkeit zurück:
„Wozu ich mich bekenne und was ich steif und fest für mich behaupte: Die Liebe zu diesem Verein, die ist nicht erkaltet. Die trage ich immer noch, hört sich dann so romantisch an, im Herzen. Aber so ist es wirklich. Im Grunde bist du in meine Fußstapfen getreten und hast mein Erbe - oder meine Liebe - angenommen und trägst sie weiter.“

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