Meerapfel ist neue Präsidentin der Akademie der Künste
Die Filmemacherin Jeanine Meerapfel ist die neue Präsidentin der Berliner Akademie der Künste und löst damit Plakatkünstler Klaus Staeck ab. Die gebürtige Argentinierin wurde am Sonnabend bei der Mitgliederversammlung in Berlin gewählt.
Als Meerapfels Stellvertreterin wurde die Schriftstellerin Kathrin Röggla (43) bestimmt. Der Plakatkünstler Klaus Staeck durfte laut Satzung nach drei Amtszeiten nicht erneut antreten. Er hatte die Berliner Akademie der Künste seit 2006 geführt.
Unsere Kulturkorrespondentin Christiane Habermalz über die Entscheidung für Meerapfel und Röggla:
"Am Ende wird die Frage sein, inwieweit es jetzt den beiden Frauen gelingt, die Akademie als Stimme weiter in der Gesellschaft zu verankern und zu stärken." Nötig sei dafür "auf jeden Fall ein politisches Verständnis dieses Amtes – und wenn man auf Jeanine Meerapfel blickt und auf ihre Biografie, auf ihr Selbstverständnis, dann kann man davon ausgehen, dass sie da durchaus an diese Tradition, die Klaus Staeck vorgegeben hat, aber auch andere politische Intellektuelle an der Spitze der Akademie, Günter Grass, Walter Jens, Heiner Müller, dass sie da durchaus anknüpfen wird."
Jeanine Meerapfel wurde 1943 in Buenos Aires Kind jüdischer Einwanderer geboren. Im Interview mit Deutschlandradio Kultur sagte die Regisseurin 2012 anlässlich ihres Films "Der deutsche Freund":
"In Ulm hat man mir beigebracht, zu denken und Geschichte zu verstehen. Das war sehr wichtig. Nicht nur Film. Ich hatte das Glück, Alexander Kluge und Edgar Reitz als meine Eltern – als meine Eltern ... wunderbarer Freud'scher Fehler! – als meine Lehrer zu haben, und das hat eine lange Zeit gebraucht, bis ich das gemerkt habe. Und erst, als ich mich in Wolf Donner verliebte und an Wolf alle diese Wunden gesehen habe von einem Nazi-Vater bis hin zu der ganzen Geschichte, da habe ich angefangen zu verstehen, was es bedeutet. Und ich habe verstanden auch, wie diese Deutschen, diese jungen Deutschen dieses Deutschland verändert haben. Diesem Deutschland ein anderes Gesicht gegeben haben."
"Endlich mal eine Frau"
Der scheidende Präsident der Berliner Akademie der Künste, der 77-jährige Grafiker und Satiriker Klaus Staeck, hatte sich für eine Frau als Nachfolgerin ausgesprochen: "Erst einmal wünsche ich mir, dass nach 300 Jahren hier endlich mal eine Frau Präsidentin wird. Wir werden sehen, ob diese männerlastige Institution bereit ist, diesem Gedanken näherzutreten."
Grundsätzlich kann sich bei der Mitgliederversammlung jeder aus dem Kreis der derzeit 404 Mitglieder bewerben. Auch die anderen Führungspositionen im 14-köpfigen Senat werden heute neu besetzt. Die Akademie hat die Aufgabe, die Künste zu fördern und die Politik in kulturpolitischen Fragen zu beraten.