Jeong-Seung Kim, Daegeum
Vilèm Veverka, Oboe
Maud Edenwald, Harfe
Yeree Suh, Sopran
Tutti-Ensemble Seoul
Kammersymphonie Berlin
Leitung: Jürgen Bruns
Kammersymphonie Berlin und Tutti-Ensemble Seoul werden eins
Traditionelle koreanische Instrumente treffen auf Mozart und Eisler. Die Kammersymphonie Berlin sucht damit ungewöhnliche Verbindungen über Kontinente hinweg, und verbindet musikalisch 30 Jahre Mauerfall und sieben Jahrzehnte koreanische Teilung.
"Berlin trifft..." ist eine Konzertreihe der Kammersymphonie Berlin. An diesem Abend ist es das geteilte Land Korea. Und so werden exemplarisch Werke der beiden Kulturen einander gegenübergestellt.
Hanns Eislers "Fünf Orchesterstücke" aus der Filmmusik zu "The 400 Million" ist die erste streng zwölftönig komponierte Filmpartitur der Musikgeschichte. Ein Werk von kühler Sinnlichkeit und Strenge, das in die bewegte Geschichte Asiens führt. Der Dokumentarfilm "The 400 Millions" beschäftigt sich mit dem zweiten Japanisch-Chinesischen Krieg, der auch auf dem Gebiet des heutigen Koreas stattfand.
Gang ins Exil
Wie Hanns Eisler musste auch Isang Yun aus seiner Heimat ins Exil – aber anders als Eisler kehrte Isang Yun nie wieder zurück.
Yun wurde vom südkoreanischen Geheimdienst entführt und später zu lebenslanger Haft verurteilt. Seine Freiheit erlangte er nur aufgrund internationaler Proteste wieder. Er musste Korea verlassen und lebte bis zu seinem Tod 1995 in Berlin.
Sein Doppelkonzert für Harfe und Oboe erzählt die Geschichte zweier Liebender, die nicht zusammenkommen dürfen. Yun greift dabei auf ein koreanisches Märchen zurück: Die Harfe spielende Prinzessin verliebt sich in den Oboe spielenden Kuhirten. Der König verbannt beide an den Himmel, als Sterne, an die entgegengesetzten Seiten der Milchstraße. Nur einmal im Jahr dürfen sie sich in der Mitte treffen.
Wunsch nach Wiedervereinigung
Metaphorisch mahnt das Doppelkonzert natürlich die Wiedervereinigung Koreas an, ist aber auch Ausdruck seiner Sehnsucht nach Harmonie und Frieden.
Eine Brücke zwischen Neuer Musik und koreanischer Tradition schlägt die Komponistin Young-Eun Paik mit ihrem Werk "Das Lied des Mannes, der in Frieden ruht". Young-Eun Paik gehört zu den bekanntesten Komponistinnen Koreas und hat sich in ihren Werken immer wieder mit traditionellen Instrumenten auseinandergesetzt.
Rückbesinnung auf Tradition
Das Lied erklingt auf der Daegeum, einer koreanischen Bambusflöte, deren Ton um einiges variabler ist als der unserer Blockflöten. Der Mann mag in Frieden ruhen, aber das Lied scheint ein bewegtes Leben nachzuzeichnen – mit einer großen dynamischen Bandbreite, mit Höhen und Tiefen.
Während in Berlin auf die Feierlichkeiten zum 30. Mauerfalljubiläum zusteuert, haben Nord– und Südkorea in den letzten Monaten allenfalls vorsichtig Kontakt aufgenommen.
Gemeinsames Musizieren endet im Jubel
Aber auch das Ende der deutschen Teilung kam plötzlich und überraschend, und so endet das Konzert mit der Aufforderung zu Jubel und Freude – dem Exsultate Jubilate von Wolfgang Amadeus Mozart. Es ist ein Jugendwerk, das während einer Italienreise des 16-Jährigen entstand, und das den humanistischen Gedanken und die emotionale Verständigung durch das gemeinsame Musizieren der Ensembles bekräftigt.
(dro)
Aufzeichnung des Konzertes vom 1. Juni 2019 im Kammermusiksaal der Philharmonie Berlin
Hanns Eisler
Fünf Stücke für Orchester (aus dem Film "The 400 Million")
Fünf Stücke für Orchester (aus dem Film "The 400 Million")
Young-Eun Paik
"Song of a Man Resting in Peace" für Daegeum und Orchester
"Song of a Man Resting in Peace" für Daegeum und Orchester
Isang Yun
Doppelkonzert für Oboe, Harfe und Kammerorchester
Doppelkonzert für Oboe, Harfe und Kammerorchester
Wolfgang Amadeus Mozart
"Exsultate jubilate" KV 165 (158a) für Sopran und Orchester
"Exsultate jubilate" KV 165 (158a) für Sopran und Orchester