Goldener Bär für "Alcarràs"
Regisseurin Carla Simón mit dem Goldenen Bären für den Besten Film bei der Berlinale 2022. © picture alliance / dpa / Monika Skolimowska
Regisseurin Carla Simón - eine Tochter der Berlinale
06:51 Minuten
Der Goldene Bär für den besten Film der diesjährigen Berlinale ging an "Alcarràs". Regisseurin Carla Simón erzählt von einer Bauernfamilie, deren Lebensgrundlage von einem Solarpark bedroht wird. Sie selbst sieht sich nun als "Tochter der Berlinale".
Den Goldenen Bären der Berlinale für den besten Film hat Carla Simón für "Alcarràs" gewonnen. Sie inszeniere einen fast dokumentarischen Spielfilm mit vielen kleinen Geschichten, sagt der Kritiker Jörg Taszman. Diese machten den Film "zu einem schönen Kaleidoskop, was es heute noch bedeutet, Bauer oder Landwirt zu sein".
Ein Dorf während der Pfirsichernte
Die spanisch-italienische Produktion spielt in einem Dorf in Katalonien zur Zeit der Pfirsichernte. Ein nur per Handschlag verkauftes Grundstück scheint verloren zu gehen, weil dort ein Solarpark errichtet werden soll, was in der vermeintlichen Idylle zu Streit und Zerwürfnissen in der Familie führt. "Alcarràs" sei "ein ganz einfacher, aber sehr sehenswerter und einfach schöner Film", sagt Taszman.
Regisseurin Carla Simón gewinnt mit ihrem erst zweiten Spielfilm den Goldenen Bären. Dass ihr Film überhaupt im Wettbewerb gelaufen sei, sei für sie schon eine Auszeichnung gewesen,
sagt Simón
. "Ich muss das jetzt alles noch verdauen." Sie betrachte sich jetzt als "Tochter der Berlinale" und überlege, nach Berlin zu ziehen.
Ihr Film sei von ihrer Familie, deren Arbeit und der Welt, in der diese lebe, inspiriert gewesen, sagt die Regisseurin. "Die Idee für den Film entstand, als ich sah, wie viele Bauern ihr Land verlassen, weil sie nicht mehr von ihrer Arbeit leben können." Sie wollte mit ihrem Film dem Publikum auch vermitteln, wie es ist, "ständig von vielen Leuten umgeben zu sein", so Simón.
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Der Große Preis der Jury geht an den südkoreanischen Regisseur Hong Sang-soo für "The Novelist's Film". Wieder mal ein fein gearbeiteter Dialogfilm, in dem die Gefühle im Raum stehen, "ohne dass sie so direkt ausgesprochen werden müssen", sagt die Kritikerin Anke Leweke. Man könne den Gefühlen in chronologisch langen Einstellungen beim Entstehen zusehen.
Der Meister der Eskalation
Als ein "Meister der Eskalation" schaffe Hong Sang-soo aber auch sehr unterhaltsame und überraschende Szenen. Er sei "ein Regisseur, der überhaupt kein Gewese machen muss um seine erzählerische Raffinesse."
In schöner Beiläufigkeit schafft er es, von den kleinen und großen Dingen im Leben zu erzählen: Es komme wie immer bei seinen Filmen nicht darauf an, was gesagt wird, sondern wie es gesagt wird. Leweke hebt auch die Schauspielerinnen und deren "Wahrhaftigkeit der Darstellung" hervor.
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18 Filme waren im Wettbewerb um die Bären, darunter zwei deutsche Produktionen.
Für die beste Regie erhielt die französische Regisseurin Claire Denis den Silbernen Bären. Ausgezeichnet wurde sie für ihren Film „Avec amour et acharnement“ mit Juliette Binoche und Vincent Lindon. Darin geht es um eine Frau, deren Leben durcheinandergerät, als ein Ex-Partner wieder auftaucht.
Drogengeschäfte in Mexiko
Den Preis der Jury gewann das Drama „Robe of Gems“. Der Film von Regisseurin Natalia López Gallardo erzählt von drei Frauen in Mexiko, die auf unterschiedlichen Wegen mit dem Drogengeschäft in Konflikt geraten.
Isabelle Huppert wurde mit dem Goldenen Ehrenbären der Berlinale ausgezeichnet. Die 68-jährige Französin war zur Verleihung von Paris aus per Video zugeschaltet. Huppert musste ihren ursprünglich geplanten Besuch der Filmfestspiele kurzfristig absagen, weil sie positiv auf Corona getestet worden war. Stellvertretend für Huppert nahm der Regisseur Laurent Larivière den Ehrenbären in Empfang.
Die deutsche Schauspielerin Meltem Kaptan gewann einen Silbernen Bären: Ausgezeichnet wurde sie für ihre Hauptrolle in „Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush“. Auch das Drehbuch der deutschen Produktion wurde mit einem Silbernen Bären prämiert: Ausgezeichnet wurde die Autorin Laila Stieler. Der Film von Regisseur Andreas Dresen erzählt, wie die Mutter von Murat Kurnaz versucht, ihren Sohn aus dem US-Gefangenenlager Guantánamo zu befreien.
Es sei auch ein Film über Integration, beziehungsweise das Ausbleiben derselben,
sagt Hauptdarstellerin Meltem Kaptan
. "Wo Kulturen zusammenkommen, entsteht Reibung und dort entsteht Energie. Und das ist gut so."
Weitere Silberne Bären gingen an Laura Basuki für die beste schauspielerische Leistung in einer Nebenrolle (in dem Film „Nana“ von Kamila Andini) und für eine herausragende künstlerische Leistung an Rithy Panh und Sarit Mang in „Everything Will Be Ok“.
Der mit 5.000 Euro dotierte Heiner-Carow-Preis geht an den Kameramann Rafael Starman. Damit wird er für den Spielfilm „Gewalten“ gewürdigt, der bei der Berlinale in der Nachwuchsreihe Perspektive Deutsches Kino lief. In einer Welt voller Brutalität erschaffe Starman mit seiner Bildgestaltung eine unglaubliche Poesie, urteilte die Jury zur Verleihung.
Siegerfilme in den Festival-Kinos
Zum ersten Mal wurden die Bären bereits zur Halbzeit der Berlinale vergeben. Das Konzept unter Carlo Chatrians künstlerischer Leitung berücksichtigt, dass die Kinos nicht ausgelastet werden dürfen und das Publikum auch nach der Bekanntgabe der Preisträger noch mehrere Tage Zeit haben soll, die Siegerfilme in den Festival-Kinos zu sehen.