Auf den Spuren des Kolonialismus
Im Afrikanischen Viertel in Berlin heißen Straßen noch nach deutschen Kolonialherren. Eine Initiative möchte das ändern. Doch das ist schwerer, als gedacht. Zwei junge Filmemacher haben darüber die Videoinstallation "Café Togo" gedreht. Sie verbindet Dokumentarisches mit Fiktion und Aktionskunst.
In der Akademie der Künste in Berlin, wo das Berlinale Forum Expanded seinen Platz hat, ist die Videoinstallation "Café Togo" zu sehen. Sie beschäftigt sich mit dem Afrikanischen Viertel in Berlin-Wedding. Dort gibt es Straßen, die nach afrikanischen Staaten, Flüssen, Städten oder auch nach deutschen Kolonialherren wie Adolf Lüderitz und Gustav Nachtigal benannt sind. Um die Umbenennung der Lüderitzstraße oder des Nachtigalplatzes gab es komplizierte Prozesse. Bislang ist kein geeigneter neuer Name gefunden worden.
Das fiktive Geburtstagsfest
Die Videokünstler Musquiqui Chihying, der von der Nationalität her Taiwanese ist, und Gregor Kasper haben zusammen mit dem Aktivisten Abdel Amine Mohammed, der Führungen durch das Viertel anbietet, den Dokumentarfilm "Café Togo" gemacht. Er spielt auf verschiedenen Ebenen. Man sieht Abdel Amine Mohammed, wie er auf seinen Führungen die Hintergründe erklärt oder mit Musquiqui Chihying in einem Café über das gemeinsame Projekt spricht. Zum anderen gibt es vor der Schrebergarten-Kolonie "Klein Afrika" eine inszenierte Entschuldigungs- und Geburtstagsfeier - die Endszene des Films, erklärt Gregor Kasper.
"Ein Opfer des deutschen Kolonialismus, der ein Schwarzer und ein deutscher Schauspieler während der NS-Zeit war, bekommt von uns eine neue Rolle. Er macht eine Geburtstagsfeier zu seinen Ehren, wo die alten deutschen Kolonialherren sich für ihre Verbrechen entschuldigen und so zusammen die Grundlage für eine gemeinsame Zukunft der Gesellschaft gelegt ist."
Kolonialherren an der Straßenecke
In einer anderen Szene tauchen an einigen Straßenecken im Wedding die alten Kolonialherren in Kostümen wieder auf. Passanten wunderte die Kostümierung kaum, sagt der Videokünstler Gregor Kasper. "In Berlin ist das eher so normal." Außerdem gebe es viele Leute, die die Gründe einsehen, warum diese Straßen unbedingt umbenannt werden müssen. "Aber es gibt auch viele Leute, die die Argumente zwar rationell verstehen, aber das auf einer emotionalen Ebene nicht einsehen wollen."
(cosa)