Die Gitarre eines Genies zerbricht im Schnee
Ein Künstler, der die politische Gegenwart lange Zeit verdrängt: So zeigt der Eröffnungsfilm den berühmten Gitarristen Django Reinhardt während der Nazi- Besatzungszeit in Paris. Die Umsetzung sei künstlerisch gelungen, meint die Filmkritikerin Katja Nicodemus.
"Künstlerisch und musikalisch gelungen", so lautet das Urteil der Filmkritikerin Katja Nicodemus über den Berlinale-Eröffnungsfilm "Django" von Étienne Comar. Das Werk zeige Django Reinhardt zunächst als introvertierten Musiker, der in Paris eigentlich nur Gitarre spielen wolle:
"Und dieser Musiker hat zunächst erst einmal überhaupt kein Gefühl dafür, dass die deutschen Besatzer in Paris ihn vereinnahmen wollen. Dass sie ihn nach Deutschland auf eine Tournee schicken wollen."
So baue der Film besonders im ersten Drittel eine sehr interessante Spannung auf, sagt Nicodemus:
"Da ist auf der einen Seite dieser berühmte Musiker, der in Paris im Konzertsaal die Leute von den Stühlen reist. Und dann andererseits Django Reinhardt, der französischsprachige Sinti, den die Deutschen jederzeit deportieren und im Konzentrationslager ermorden können."
"Und dieser Musiker hat zunächst erst einmal überhaupt kein Gefühl dafür, dass die deutschen Besatzer in Paris ihn vereinnahmen wollen. Dass sie ihn nach Deutschland auf eine Tournee schicken wollen."
So baue der Film besonders im ersten Drittel eine sehr interessante Spannung auf, sagt Nicodemus:
"Da ist auf der einen Seite dieser berühmte Musiker, der in Paris im Konzertsaal die Leute von den Stühlen reist. Und dann andererseits Django Reinhardt, der französischsprachige Sinti, den die Deutschen jederzeit deportieren und im Konzentrationslager ermorden können."
Das Elend des Flüchtlingsdaseins
Reinhardt versuche dann, in die Schweiz zu fliehen – wo ihm allerdings der Grenzübertritt verwehrt werde:
"Das ist eigentlich eine sehr harte Geschichte, die der Film überspringt. Aber man weiß es eben."
Django Reinhardts Musik werde im Film sehr ausführlich gezeigt, beschreibt Nicodemus – sowohl in den Pariser Konzertsälen als auch beim Warten auf das mögliche Schweizer Exil in einem französischen Grenzort, wo Reinhardt dann sogar in kleinen Kneipen spiele. Diesen ausgiebigen Wartezustand im Mittelteil des Films sehe sie als interessantes Stilmittel, meint die Kritikerin: :
"Man bekommt wirklich auch eine Ahnung von diesem Elend und Ausharren des Flüchtlingsdaseins. Was nutzen ihm seine genialischen Gitarrenkünste im Schnee und auf der Flucht? Da benutzt Django Reinhardt auch einmal seine Gitarre, um ein Loch im Schnee zu graben. Die zerbricht dann. Das ist schon ein schlagendes Bild für den Identitätsverlust eines Flüchtlings."
"Das ist eigentlich eine sehr harte Geschichte, die der Film überspringt. Aber man weiß es eben."
Django Reinhardts Musik werde im Film sehr ausführlich gezeigt, beschreibt Nicodemus – sowohl in den Pariser Konzertsälen als auch beim Warten auf das mögliche Schweizer Exil in einem französischen Grenzort, wo Reinhardt dann sogar in kleinen Kneipen spiele. Diesen ausgiebigen Wartezustand im Mittelteil des Films sehe sie als interessantes Stilmittel, meint die Kritikerin: :
"Man bekommt wirklich auch eine Ahnung von diesem Elend und Ausharren des Flüchtlingsdaseins. Was nutzen ihm seine genialischen Gitarrenkünste im Schnee und auf der Flucht? Da benutzt Django Reinhardt auch einmal seine Gitarre, um ein Loch im Schnee zu graben. Die zerbricht dann. Das ist schon ein schlagendes Bild für den Identitätsverlust eines Flüchtlings."
Wie politisch ist die diesjährige Berlinale wirklich?
Der Eröffnungsfilm hat also starke Bezüge zur politischen Gegenwart. Ohnehin versteht sich die Berlinale gerne auch als politisches Festival, sagt Nicodemus und gibt aber zu bedenken:
"Ich habe aber auch das Gefühl, dass dieses politische Etikett der Berlinale sich so ein bisschen verselbständigt hat. Eigentlich ist die Berlinale in diesem Jahr gar nicht so politisch. Es gibt halt nur so eine exegetische Tendenz, alles, was dieses Festival zeigt, sofort politisch zu deuten und zu lesen – viel stärker als in Cannes oder auch in Venedig."
"Ich habe aber auch das Gefühl, dass dieses politische Etikett der Berlinale sich so ein bisschen verselbständigt hat. Eigentlich ist die Berlinale in diesem Jahr gar nicht so politisch. Es gibt halt nur so eine exegetische Tendenz, alles, was dieses Festival zeigt, sofort politisch zu deuten und zu lesen – viel stärker als in Cannes oder auch in Venedig."