Die Absurdität im Angesicht des Terrors
Der Film "Utøya 22. Juli" setzt sich mit dem Anschlag von Anders Breivik 2011 auf ein Feriencamp in Norwegen auseinander. Er vermittle gut das mitunter sinnlose Handeln im Angesicht der Bedrohung, sagt "Tagesspiegel"-Filmkritikerin Christiane Peitz.
Der norwegische Spielfilm "Utøya 22. Juli", der am Montag im Wettbewerb der Berlinale Premiere hatte, setzt sich mit dem Attentat von Anders Breivik auseinander. Breivik überfiel 2011 schwer bewaffnet ein Feriencamp auf der norwegischen Insel Utøya und tötete 69 Menschen.
Der Film von Erik Poppe vermittle gut das mitunter sinnlose Handeln seiner Protagonisten im Angesicht des Terrors, sagt Christiane Peitz, Filmkritikerin beim Berliner "Tagesspiegel", im Deutschlandfunk Kultur. Er folgt in einer einzigen Einstellung dem Mädchen Kaja. Als in der Ferne Schüsse fallen, bricht Panik aus. Die Jugendlichen rennen weg, Kaja sucht ihre Schwester.
"Opfer taugen nicht als Identifikationsfigur"
Man ertappe sich dabei, dass man - wie die Figuren auf der Leinwand - selbst auch sinnlose Dinge im Kino tue, erklärt Peitz. "Zum Beispiel verstecken sie sich, müssen mucksmäuschenstill sein. Und man hält selbst die Luft an, um die Figuren auf der Leinwand nicht zu gefährden. Die Absurdität dieser Situation vermittelt sich sehr gut."
Dass Anders Breivik nicht gezeigt wird und nur die Schüsse aus dem Off zu hören sind, hält Peitz für eine gute Entscheidung. Denn es gebe selten Filme aus der Perspektive der Opfer - zumindest jenseits der Opfer, die selbst zu Helden oder Märtyrern würden. "Aber diese Sinnlosigkeit, dieses 'Ich weiß nicht, ob ich hier überlebe und in welche Richtung ich jetzt rennen soll'", das sehe man normalerweise im Kino nicht. "Das taugt nicht so richtig als Identifikationsfigur." Dieser Film biete die Haltung: "Schaut euch das doch einfach mal an", so Peitz.
(abr)