Soft-Pornos auf Japanisch
Auf der Berlinale werden in der Reihe "Pink Film" Softpornos aus Japan aus den 60er Jahren gezeigt. Die besondere Entdeckung von Christoph Terhechte, der die Sektion Forum kuratiert: Viele wurden von einer Frau gedreht, die aus einem bestimmten Grund unter Pseudonym auftrat.
Auch in Japan gab es seit den 1960er-Jahren Softpornos, aber anders als zum Beispiel der Schulmädchen-Report aus Deutschland waren die japanischen "Pinku eiga", also die pink-farbigen Filme, nicht nur mit dürftiger Handlung aneinander gereihte Softcore-Szenen, sondern oft Kunstfilme mit geradezu avantgardistischer Bildsprache. Vier Sexszenen waren aber Pflicht.
In der Berlinale-Sektion Forum laufen jetzt ein paar "Pinku eiga"-Raritäten: Zum Beispiel Atsushi Yamatoyas surreal absurdes Werk "Inflatable Sex Doll of the Wastelands" von 1967 oder auch "Abnormal Family" von Masayuki Suo über eine sexbesessene Familie.
Die großen Regisseure begannen in diesem Genre
Christoph Terhechte leitet das Berlinale Forum. Reizvoll für die jungen Filmemacher seien – neben den Sexszenen – die thematische Freiheit und die künstlerische Verfremdung von Sex gewesen:
"Natürlich muss man die Filme im historischen Kontext sehen, der eben ist, dass fast kein Regisseur in den 60er, 70er, 80er Jahren in Japan debütiert hat, ohne sich in diesem Medium zu probieren. Das war das erste Spielfeld von vielen heute großen Regisseuren wie zum Beispiel Kiyoshi Korusawa, der im Panorama seinen neuen Film zeigt. Auch der hat im 'Pink eiga'- Genre begonnen. (...) Sie haben in dem Genre begonnen, weil es keine Regeln gab, außer dieser einen wichtigen Regel, vier Sexszenen unterzubringen. Ansonsten konnte man machen, was man wollte, man konnte einen Horrorfilm drehen oder einen Film drehen, der zum Umsturz der Regierung aufrief oder einen Experimentalfilm. Vier Sexszenen – dann war alles klar."
Eine Frau filmte unter Pseudonym
Besonders reizvoll sei für ihn die Entdeckung gewesen, dass zirka 500 bis 600 der insgesamt etwa 1000 Filme von einer Frau produziert wurden. Keiko Sato sei immer unter dem männlichen Pseudonym Daisuke Asakura aufgetreten, so dass man lange Zeit gar nicht gewusst habe, dass es sich um eine Frau handelte.
"Deren Filme waren in Japan bekannt. Sie sagt von denen: Die waren dunkel, unverständlich und die hatten keinen Sex. Also eigentlich genau das Gegenteil von der Erwartung."
Sato veröffentlichte die Filme übrigens deswegen unter Pseudonym, so sagte sie jedenfalls in einem Interview, weil sie nicht gewollt habe, dass einer ihrer Lehrer ihren Namen im Abspann finde, falls er die Filme schauen sollte.
(cosa)