Berlinale: "Genius" und "Soy Nero"

Unmögliche Frauenrollen und amateurhafte Kampfszenen

Von Katja Nicodemus |
Der Wettbewerbsfilm "Genius" über den US-Autor Thomas Wolfe und seinen Lektor beschreibt die intensive Beziehung zweier Männer. Leider bleiben dabei die Frauenrollen auf der Strecke. In "Soy Nero" verfolgt ein mexikanischer Migrant seinen amerikanischen Traum.
Der britische Regisseur Michael Grandage zeichnet in dem Berlinale-Wettbewerbsfilm "Genius" eine sich vertiefende Freundschaft zwischen dem Schriftsteller Thomas Wolfe (Jude Law) und seinem Verleger Max Perkins (Colin Firth), die sich fast zu einer Liebesbeziehung entwickelt. Den laut Filmkritikerin Katja Nicodemus interessanten schauspielerischen Leistungen der Protagonisten steht jedoch das zu biedere Ambiente im New York in den 20er Jahren entgegen. Noch problematischer seien außerdem die als "brave, dumme Trutschen" dargestellten Frauen.
Der britisch-iranische Regisseur Rafi Pitts, dessen Film "Soy Nero" im Wettbewerb der Berlinale 2016 läuft
Der britisch-iranische Regisseur Rafi Pitts, dessen Film "Soy Nero" im Wettbewerb der Berlinale 2016 läuft© Deutschlandradio / Annette Bräunlein
In "Soy Nero", gedreht vom Exil-Iraner Rafi Pitts, geht es um einen Mexikaner, der illegal in die USA einreist und unter falschem Namen für den Afghanistan-Krieg rekrutiert wird, weshalb er schließlich eine Green Card erhält. Der Versuch, den amerikanischen Traum und Rassismus auf abstrakte Weise gegenüberzustellen, misslingt nach Ansicht von Kritikerin Nicodemus allerdings. Die Kampfszenen in Afghanistan seien zudem "amateurhaft" gedreht, weshalb der Film letztlich "zerfällt - trotz seines tollen Themas".
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