Boy-Meets-Girls-Geschichte - charmant erzählt
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Die reduzierte und rigide Erzählweise der US-Amerikanerin Kelly Reichardt in "First Cow" konnte unseren Filmkritiker Jörg Taszman nicht begeistern. "Le Sel des Larmes" des französischen Altmeisters Philippe Garrel ließ ihn hingegen sehr berührt zurück.
Mit "First Cow" hat die Amerikanerin Kelly Reichardt einen Film gedreht, bei dem zwei Männer im Amerika des frühen 19. Jahrhunderts illegal eine Kuh melken, um an Milch fürs Keksebacken zu kommen. Was nach einem "sehr skurrilen Film" klinge und auch sehr amüsant sein könnte, sei aber doch leider "wahnsinnig ernst" gemeint, sagt Filmkritiker Jörg Taszman.
Streng gefilmt und ohne Ästhetik
Das Werk sei ein "sehr naturalistischer Film", das noch dazu auch "sehr streng" gefilmt sei - "im akademischen 4:3-Format". Jedoch entwickele der Film weder von der Bildkomposition noch von den Farben her eine Ästhetik, meint Taszman, so dass ihn "First Cow" cineastisch "nicht hinterm Ofen hervorgelockt" habe. Fazit: Überwiegend langweilig mit einigen netten Momenten.
Eine schöne, zeitlose Liebesgeschichte
Im zweiten Wettbewerbsfilm des Abends "Le sel des larmes" erzählt Philippe Garrel, Altmeister des französischen Kinos, die Geschichte des jungen Tischlers Luc, der aus der Provinz nach Paris kommt, um an der Kunsthochschule angenommen zu werden. An einer Bushaltestelle lernt er Djamila kennen und die beiden sind schnell voneinander angetan.
Als Luc kurz darauf wieder zurück zum Tischleratelier seines Vaters zurückfährt, trifft er zufällig auf seine Jugendliebe Genevieve und geht mit ihr wieder eine Beziehung ein. Dafür verrät er Djamila, und als er wieder nach Paris zurückkehrt, verlässt er auch die schwangere Genevieve. In Paris lernt er Betsy kennen und verliebt sich so in sie, dass er sogar eine Menage á trois in Kauf nimmt.
In Cinemascope und schwarz-weiß gedreht, erzähle der Film eine schöne, zeitlose Liebesgeschichte, in der es um die Feigheit eines Mannes geht. Was ihn aber wirklich berührt habe, so Taszman, seien die Frauenfiguren. Interessanterweise habe Philippe Garrel das Drehbuch nicht alleine geschrieben, sondern mit Jean-Claude Carriere, der auch für Luis Bunuel und Volker Schlöndorff gearbeitet hat, und Arlette Langmann, der Schwester von Claude Berri. Sie alle sind über 70 Jahre alt, hätten aber einen "frischen Film" gedreht, den sie auch vor 50 oder 60 Jahren so hätten drehen können, meint Taszman.
(kpa)