Türen auf, Maske ab
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In Berlin öffnen einige Clubs am Wochenende wieder - sogar das Tanzen ohne Maske wird möglich sein. Hinein dürfen Geimpfte und Genesene, das sogenannte 2G-Modell. Die Clubszene wollten allerdings ein anderes Modell.
In Berlin dürfen an diesem Wochenende die Clubs erstmals wieder regulär öffnen – nicht nur im Rahmen eines Pilotprojektes wie Anfang August. Es gilt die 2G-Regel, nur Geimpfte oder Genesene dürfen in die Innenräume.
Wer zu diesen Gruppen gehört, kann etwa in der "Wilden Renate", im "Ritter Butzke", dem "KitKatKlub" oder dem "Watergate" drinnen auch ohne Maske tanzen. Nur ein negativer Test reicht allerdings nicht, um am Türsteher vorbeizukommen.
Viele Clubs brauchen noch Zeit
Lutz Leichsenring von der Clubcommission, dem Lobbyverband der Berliner Clubs, sagt, bei den Gästen herrsche schon Aufbruchstimmung. Auf Seiten der Clubs mache allerdings zunächst nur ein kleiner Teil mit, denn das Urteil, das zur Öffnung der Clubs führte, sei überraschend gekommen.
Die Clubbetreiber, die mit tourenden Künstlerinnen und Künstlern arbeiteten, bräuchten noch Zeit, um ein Programm aufzusetzen. "Da braucht man einfach noch ein, zwei Monate", sagt Leichsenring.
Clubs wie "Tresor" oder "Berghain" bleiben noch geschlossen. Insgesamt, so Leichsenring, machten vor allem diejenigen Clubs auf, die bereits ihren Außenbereich geöffnet hatten. "Die werden jetzt auch mal ein paar Innenbereiche öffnen können."
Dadurch gehe es nun ein bisschen länger als bis 22 Uhr. "Die größeren Klubs, würde ich sagen, sind alle etwas zeitverzögert dran."
2G-Regel statt PCR-Test-Lösung
Die Öffnung nach der 2G-Regelung ist allerdings nicht die Wunschlösung der Clubbetreiber, erklärt Leichsenring. "Wir hatten dem Senat eigentlich vorgeschlagen, dass wir das anders lösen, nämlich mit einem PCR-Test."
Man habe mit den Laboren auch schon einen sehr günstigen Preis verhandeltt: Über das sogenannte Pool-Testing hätte solch ein Test 15 Euro gekostet. Dann, so Leichsennring, wäre ein inklusives Nachtleben möglich gewesen.
Auf diese Lösung habe sich der Senat aber nicht eingelassen, sagt Leichsenring. Er vermutet, dass die Politik damit Diskussionen aus dem Weg gehen wollte, etwa der, ob dann nicht auch Kinder in den Schulen PCR-getestet werden sollten.
Mit PCR-Tests war bei dem Pilotprojekt mit der Charité gearbeitet worden: Dabei seien im Vorfeld unter den 2000 Ticketkäufern, die sich testen lassen mussten, sieben infizierte Personen herausgefiltert worden, von denen eine auch schon geimpft gewesen sei. Zwei hätten zudem eine sehr hohe Viruslast gehabt.
Bei der zweiten Testung, eine Woche später, seien aber alle gemachten Tests negativ ausgefallen: "Das Modellprojekt hat eigentlich gezeigt: Mit PCR-Tests kann man sichere Clubs schaffen."
Zukunftsfragen für die Clubkultur
Jetzt haben wir die 2G-Regel, sagt Leichsenring. Das werfe auch Fragen für die Zukunft auf: "Die Inzidenzen werden im Herbst wieder steigen, es wird wahrscheinlich auch mehr Impfdurchbrüche geben."
Er könne nur hoffen, dass die Erkrankten dann einen günstigen Verlauf haben. "Aber man geht natürlich ein Risiko ein, wenn man sich über lange Zeit in einem Club mit vielen anderen Menschen aufhält", räumt er ein.
Was aber, wenn die Clubs wieder schließen müssen im Herbst? "Das wäre der Super-GAU für uns", sagt Leichsenring. Trotz Hilfsgeldern sei die Lage existenziell für die Clubs.
"Aber wenn man jetzt wieder aufmacht, dann geht man in Vorleistung. Man muss Touren buchen, man hat vielleicht auch wieder in Renovierung investiert." Bei einer erneuten Schließung drohe manchem Club die Insolvenz, vermutet Leichsenring.
Durchbruch vor dem Verwaltungsgericht
Dass die Clubs in Berlin überhaupt wieder aufmachen können, liegt an einem Urteil des Verwaltungsgerichts, das vor zwei Wochen das generelle Verbot gewerblicher Tanzveranstaltungen in geschlossenen Räumen gekippt hat.
Das Gericht argumentierte, uneingeschränkte Öffnungen seien zwar vor dem Hintergrund der Coronapandemie weiterhin nicht erlaubt, Veranstaltungen ausschließlich für geimpfte und genesene Personen seien jedoch zuzulassen.
(mfu)