"Der kleine Prinz"
von Antoine de Saint-Exupéry, Illustration Nicolas Mahler, Übersetzung Peter Sloterdijk
Insel Verlag, 16 Euro
Sloterdijk, Gottschalk und "Der kleine Prinz"
Der Philosoph Peter Sloterdijk stellte im Berliner Ensemble seine Neuübersetzung des Kultbuchs "Der kleine Prinz" vor. Dabei schienen der Moderator Thomas Gottschalk und er Lichtjahre voneinander entfernt.
"Begrüßen wir zwei illustre Gäste ..."
Illuster allemal: Thomas Gottschalk und Peter Sloterdijk , die der Insel-Verlag sich da aufs Podium gesetzt hat. Der eine hat jetzt also auch noch eine neue Übersetzung vom "Kleinen Prinzen" vorgelegt. Der andere soll ihn dazu befragen.
"Großer-Jungen-Charme" versus Mann des Geistes
"Ich bin hier die Seele und Sie der Geist ..."
Leitet der der ergraute Showmaster das folgende zaghafte Frage-Antwort Spiel ein und kokettiert charmant mit seiner Bildungsferne.
Wenn also schon nicht die literarische Kenntnis für die Wahl des Moderators ausschlaggebend war, was war es dann? Vielleicht der immer noch glaubwürdige "Große-Jungen-Charme", der ihn zumindest auf den ersten Blick als großen Bruder des kleinen Prinzen erscheinen lässt, oder doch der Marktwert des abgedankten Großunterhalters für eine nicht gerade vor Originalität sprühende Übersetzung.
Frauen als kapriziöse Pflanzenwesen
Wo Hans Magnus Enzensberger in seiner Neu-Übersetzung, vor einem knappen Jahr bei DTV erschienen, eine ganz eigene Alltagssprache findet, unterscheidet sich Sloterdijk nur in Nuancen von der ersten deutschen Übersetzung aus den 50er-Jahren. Viel zu bereden gibt es da nicht. Also verlegen sich die beiden aufs allgemeine Palaver: Gottschalk fragt sich und seinen Gesprächspartner nach Lieblingsstellen im Buch.
Und schon sind Sloterdijk und Gottschalk bei einem typischen Altherren-Thema. Frauen als kapriziöse Pflanzenwesen. Später werden noch die beiden anderen Großthemen älter werdender Männer erörtert: Fußball und die eigene Bedeutsamkeit.
Und spätestens da wird klar , dass der Mann des Geistes und der seelenvolle Unterhaltungsheld vom Planeten des kleinen Prinzen dann doch Lichtjahre entfernt sind. Die Rose, in die der kleine Prinz so unglücklich verliebt ist und deren Eitelkeiten er erträgt, ist ihr Alter Ego, so bespiegeln sie sich gegenseitig.
Warum überhaupt eine Neuübersetzung?
Gottschalk redet über den Verlust der Fernsehunterhaltung als Kitt, der alle Generationen zusammenbringt. Sloterdijk spricht über die Bedeutung des Spiegels für die Selbstwahrnehmung des modernen Menschen. Dabei hätte man gerne etwas gehört zum Weltbild von Saint Exupéry, von seiner Sicht etwa auf den "Anderen", zu seiner Nähe zu den Existenzialisten etwa oder seiner Theorie der Freundschaft, die in der Begegnung des kleinen Prinzen mit dem Fuchs deutlich wird.
Immerhin liest dann zum Schluss der Schauspieler Veit Schuster das Kapitel: "Man sieht nur mit dem Herzen gut ...".
Gottschalks letzte Frage bringt es endlich auf den Punkt: Ob er denn nicht versucht gewesen sei, fragt er Sloterdijk, genau diesen viel zitierten Satz anders zu übersetzen. Sloterdijks antwortet entlarvend ehrlich:
"Ich habe darüber nachgedacht und habe mich dann für die konservative Version entschieden, weil der Satz seine eigene Klassizität erlangt hat. Und daran muss man nicht rühren! Letztlich ist es ein Lutherisches Prinzip, was bei mir nachwirkt. Dinge, die schon unübertrefflich gut aus welcher Sprache auch immer übersetzt sind, rührt man am besten nicht an."
Genau: Warum dann überhaupt eine Neuübersetzung? Besser und grundsätzlicher kann man nicht formulieren, was von dem ganzen Buchprojekt zu halten ist.