Harpain wird neuer künstlerischer Leiter am Grips
Seit Monaten kriselte es am Berliner Kinder- und Jugendtheater Grips schon. Geschäftsführer Volker Ludwig und der künstlerische Leiter Stefan Fischer-Fels stritten sich um die inhaltliche Ausrichtung des Hauses. Fischer-Fels hat seinen Vertrag jetzt vorzeitig gelöst.
Er kennt das Grips, er ist ein leidenschaftlicher Theatermann und Philipp Harpain liebt sein Publikum, Kinder und Jugendliche. Kinder und Jugendliche seien die tollsten Zuschauer und Zuhörer, weil sie ehrlich sind, so Harpain.
Harpain, in Kiel geboren und am Rande des Teufelsmoors aufgewachsen, hat schon mit 14 Jahren Straßenmusik und Straßentheater gemacht und nach der Ausbildung zum Theaterpädagogen als Dramaturg und Regisseur u.a. am Landestheater Neustrelitz, im Mokstheater Bremen und am Karouselltheater an der Parkaue gearbeitet. Seit zwölf Jahren ist er am Grips und dort, so Volker Ludwig, das politische Gewissen des bekanntesten deutschen Kinder und Jugendtheaters. Hinzu kommt: durch die momentanen Probleme mit dem jetzigen künstlerischen Leiter Fischer Fels ist das Ensemble gespalten. Es galt also, eine integrative Persönlichkeit als Nachfolger zu finden. Volker Ludwig:
"Gerade mit seiner politischen Haltung und seiner Integrität und seiner besonderen Fähigkeit, zuzuhören und auf Menschen zuzugehen, steht Philipp für ein realistisches Gegenwartstheater, in dem sich das Publikum wieder erkennt, dass die Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen ins Herz trifft, ihre soziale Phantasie beflügelt und die Veränderbarkeit der Verhältnisse herausstellt."
"Gerade mit seiner politischen Haltung und seiner Integrität und seiner besonderen Fähigkeit, zuzuhören und auf Menschen zuzugehen, steht Philipp für ein realistisches Gegenwartstheater, in dem sich das Publikum wieder erkennt, dass die Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen ins Herz trifft, ihre soziale Phantasie beflügelt und die Veränderbarkeit der Verhältnisse herausstellt."
Gute Arbeit von Philipp Harpain
Genau dieses Verändern der Verhältnisse ist Philipp Harpain mit seiner Arbeit am Grips immer wieder erstaunlich gut gelungen. Mit einer vielschichtigen Bleiberechtskampagne in den Berliner Schulen hat er die Innenpolitik der Hauptstadt aufgemischt. 280 Vorstellungen des Stückes "Hier geblieben!" über die Abschiebung eines bosnischen Mädchens in Neukölln waren ausverkauft. Es gibt nichts Gutes, außer man tut es. Schrieb Kinderbuchautor Erich Kästner, und nach diesem Motto verfährt Philipp Harpain
"Wenn diese Stücke und Projekte dann als noch als Zugabe noch das Bleiberecht hatten, dass die Leute dann noch eine Ausbildung bekommen haben, dass sie plötzlich Teil dieser Gesellschaft geworden sind, dann war das ganz, ganz groß. Leider haben wir auch die Erfahrung machen müssen, dass zwischendurch Jugendliche abgeschoben wurden. Das war dann auch der Ausgangspunkt für das zweite Projekt für 'SOS für Human Rights', da hatten wir Briefe bekommen, Tagebuchaufzeichnungen von Leuten, die auf dem Mittelmeer getrieben sind. Das waren Leute, die wir kannten, die eigentlich vorher hier gelebt hatten und das war der Grund, warum wir so ein zweites Stück gemacht haben, und immerhin ist es bis nach Brüssel gegangen und es war der Versuch, es dort in Teilen des EU-Parlaments zu spielen und damit auch eine Aufmerksamkeit auf die Situation der Flüchtlinge zu lenken."
"Wenn diese Stücke und Projekte dann als noch als Zugabe noch das Bleiberecht hatten, dass die Leute dann noch eine Ausbildung bekommen haben, dass sie plötzlich Teil dieser Gesellschaft geworden sind, dann war das ganz, ganz groß. Leider haben wir auch die Erfahrung machen müssen, dass zwischendurch Jugendliche abgeschoben wurden. Das war dann auch der Ausgangspunkt für das zweite Projekt für 'SOS für Human Rights', da hatten wir Briefe bekommen, Tagebuchaufzeichnungen von Leuten, die auf dem Mittelmeer getrieben sind. Das waren Leute, die wir kannten, die eigentlich vorher hier gelebt hatten und das war der Grund, warum wir so ein zweites Stück gemacht haben, und immerhin ist es bis nach Brüssel gegangen und es war der Versuch, es dort in Teilen des EU-Parlaments zu spielen und damit auch eine Aufmerksamkeit auf die Situation der Flüchtlinge zu lenken."
Er ist ein Vollbluttheatermann
Die Aufmerksamkeit in den letzten Wochen war eher auf die Schwierigkeiten zwischen dem Gründer und Geschäftsführer des Grips, Volker Ludwig und seinem derzeitigen künstlerischen Leiter Stefan Fischer Fels gerichtet. Fischer-Fels hat mittlerweile um eine vorzeitige Auflösung des Vertrages gebeten. Das Zerwürfnis hätte nichts damit zu tun, dass er, so Ludwig, nicht loslassen könne, im Gegenteil, er hat ja aktiv einen Nachfolger gesucht. Es ginge, so der berühmte Autor und Theatermacher, in erster Linie um die inhaltliche Ausrichtung des Grips, nur die älteren Stücke liefen wirklich gut, ein Teil der neuen musste aus dem Spielplan genommen werden. Mit dem 48-jährigen Philipp Harpain will Ludwig jetzt die Verbindungen der Berliner Schulen und der Jugendeinrichtungen zum Theater noch mehr betonen. Harpain hat die Kinderkongresse organisiert und den Grips Jugendclub gegründet. Er ist ein Vollbluttheatermann, und eine Aufführung ist für ihn erst dann gelungen...
"…wenn Kinder noch ein halbes Jahr später unsere Geschichten nachspielen, irgendwo, dass das wieder auftaucht, dass Figuren wieder auftauchen, dass Musik wieder auftaucht, dass Themen wieder auftauchen und da mache ich eine Differenzierung über Jugendlichen, die werden die Sachen nicht mehr so nachspielen, sondern da ist es, glaube ich, am spannendsten, wenn man nach dem Stück mit Jugendlichen über ein Stück redet und die plötzlich völlig die Zeit vergessen. Das heißt, entweder wenn ich in einer Schulklasse bin und das Klingeln ist egal, oder am Theater selber und irgendwann sagt die Lehrerin, ´wir müssen mal los`. Das ist ein toller Moment."
Harpain beginnt im Herbst 2016 als künstlerischer Leiter des bekanntesten deutschen Kinder und Jugendtheaters. Seine Vision:
"Was ich mir vorstelle, ist, das ist ein radikales Kinder- und Jugendtheater mit allen Mitteln, mit allen künstlerischen Mitteln, im besten Sinne für unser Publikum wird. Und, dass das Publikum unser Theater weiter liebt."
"…wenn Kinder noch ein halbes Jahr später unsere Geschichten nachspielen, irgendwo, dass das wieder auftaucht, dass Figuren wieder auftauchen, dass Musik wieder auftaucht, dass Themen wieder auftauchen und da mache ich eine Differenzierung über Jugendlichen, die werden die Sachen nicht mehr so nachspielen, sondern da ist es, glaube ich, am spannendsten, wenn man nach dem Stück mit Jugendlichen über ein Stück redet und die plötzlich völlig die Zeit vergessen. Das heißt, entweder wenn ich in einer Schulklasse bin und das Klingeln ist egal, oder am Theater selber und irgendwann sagt die Lehrerin, ´wir müssen mal los`. Das ist ein toller Moment."
Harpain beginnt im Herbst 2016 als künstlerischer Leiter des bekanntesten deutschen Kinder und Jugendtheaters. Seine Vision:
"Was ich mir vorstelle, ist, das ist ein radikales Kinder- und Jugendtheater mit allen Mitteln, mit allen künstlerischen Mitteln, im besten Sinne für unser Publikum wird. Und, dass das Publikum unser Theater weiter liebt."