Restaurieren oder verblassen lassen?
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In Berlin restaurieren zwei Street-Art-Künstler eigene Bilder auf Teilen der Berliner Mauer. Tut das dem Symbol der Teilung gut?
Schlecht ist es jedenfalls nicht, meint der Organisationspsychologe Bertolt Meyer - auch Buntheit habe immer zur Mauer gehört.
Ab heute restaurieren die beiden Pioniere der Berliner Street-Art-Szene, Thierry Noir und Kiddy Citny, eigene Motive auf Abschnitten der Berliner Mauer, die schon vor dem Fall der Mauer entstanden waren. Die Kunstwerke sind als Denkmal auf dem Leipziger Platz zu sehen und wurden bereits zweimal auf eigene Kosten von den Künstlern restauriert. Nun werden die Mauerreste zum dritten Mal überpinselt. Was auch nicht schlimm ist, findet der Organisations- und Wirtschaftspsychologe Bertolt Meyer.
Mauer auch in ihrer Buntheit erhalten
Die Mauer sei ein Mahnmal für die deutsche Teilung, deshalb sei es wichtig sie zu erhalten, so Meyer im Deutschlandfunk Kultur - "in ihrer Krassheit, aber ich finde, auch in ihrer Buntheit. Um auch zu zeigen, wie auch unter diesen harschen Bedingungen im geteilten Berlin, wie kreativ die Leute damit umgegangen sind." Eine derartige Restaurierung sei allemal besser als Teile der Mauer abzureißen, um Platz für Investitionsobjekte zu machen.
Anarchischer Umgang gehört dazu
Es sei aber auch wichtig, dass es Orte wie die Gedenkstätte Berliner Mauer in der Bernauer Straße gebe, wo ein Stück Todesstreifen konserviert worden sei, um den Schrecken der Mauer erfahrbar zu machen, so Meyer. Andererseits habe es gleich nach der Wende die 'Mauerspechte' und Mauerstückchen in Souvenirläden gegeben. "Ich finde, dieser etwas anarchische Umgang mit der Mauer, den es seit der Wiedervereinigung sofort gegeben hat - das gehört irgendwie auch dazu."