Klezmer bei den Berliner Philharmonikern

Verlust und Neugewinn

Noah Bendix-Balgley steht vor den runden zum Teil bunten Fenstern im Foyer der Berliner Philharmonie.
Noah Bendix-Balgley wurde in Asheville, North Carolina, geboren und begann im Alter von vier Jahren mit dem Geigenspiel. Mit 9 Jahren begeisterte er den als Legende verehrten Lord Yehudi Menuhin. © Nikolaj Lund
Moderation: Olaf Wilhelmer |
Die Berliner Philharmoniker spielen Klezmer-Musik. Ein Widerspruch? Nicht für den Konzertmeister Noah Bendix-Balgley, der an diesem Abend auch als Komponist hervortritt.
„Identität“. Mit diesem ebenso schlichten wie viel diskutierten Schlagwort haben die Berliner Philharmoniker ihre Saison überschrieben. Ein Late-Night-Konzert setzte sich nun mit jüdischen Musikkulturen auseinander: mit israelischer Musik, Exilmusik von jüdischen Komponisten und schließlich Klezmer. Konzertmeister Noah Bendix-Balgley stellte das Programm zusammen und leitete es teils als Solist, teils vom ersten Geigenpult aus.

Eigene Werke aus den Reihen der Philharmoniker

Ein Orchestermitglied als Komponist, das ist ein relativ seltenes Phänomen. Der Konzertmeister der Berliner Philharmoniker als Komponist und Interpret von Klezmer-Musik, das ist ungewöhnlich und symbolträchtig, aber auch: schlichtweg mitreißend.

Eigene Wurzeln freilegen

Seit 2014 ist Noah Bendix-Balgley einer der drei Ersten Konzertmeister der Berliner Philharmoniker. Er wurde 1984 in den USA in eine traditionsreiche Familie mit deutschen und ostjüdischen Wurzeln hineingeboren.
Schon als kleines Kind kam er mit Klezmer-Musik in Berührung, die ihn nicht weniger als Bach und Beethoven prägte. In „Fidl-Fantazye. A Klezmer-Concerto“ für Violine und Kammerorchester huldigt Bendix-Balgley dieser Musikkultur.

Brückenschlag

Der Geiger und Komponist schlägt mit diesem Werk nicht nur zwischen Nationen und Kulturen eine Brücke, sondern auch zwischen Generationen: Die Instrumentation des im Entwurf für Violine und Klavier geschriebenen Werks übernahm ein Freund, der 1928 in Mannheim geborene Samuel Adler, der einst vor den Nazis ins amerikanische Exil geflohen war.
Aufzeichnung der Late Night Klezmer vom 22.04.2023 in der Philharmonie Berlin

Ödön Pártos
„Yizkor (In memoriam)“ für Viola und Streichorchester

Samuel Adler
„Just for Two“, Duo für Oboe und Fagott
„Duo for Eight Strings“ für Violine und Viola

Noah Bendix-Balgley
„Fidl-Fantazye. A Klezmer-Concerto“ für Violine und Kammerorchester (Instrumentation von Samuel Adler)

Noah Bendix-Balgley, Violine
Amihai Grosz, Viola
Mitglieder der Berliner Philharmoniker