Eine lebenslange Liebe
Die Spezialität des Dirigenten Christian Thielemann ist die Musik der Romantik. Mit den Berliner Philharmonikern tastet er sich von der Musik Robert Schumanns über die seines Favoriten Richard Strauss bis in die Gegenwart vor: Zu einem Werk Aribert Reimanns "in memoriam Robert Schumann". Außerdem spielt Maurizio Pollini Frédéric Chopins e-Moll-Klavierkonzert.
Die Würfel sind gefallen: Christian Thielemann, Chefdirigent der Sächsischen Staatskapelle Dresden, wechselt nicht als Nachfolger von Simon Rattle zu den Berliner Philharmonikern. Lange Zeit war der gebürtige Berliner als möglicher Nachfolger Rattles gehandelt worden, dann entschied sich das Orchester in geheimer Abstimmung für Kirill Petrenko. Dass Thielemann in diesen Tagen gleich zwei verschiedene Programme der Berliner Philharmoniker dirigiert hat, klingt selbstverständlicher, als es ist: Die philharmonische Geschichte kennt Fälle von Dirigenten, die sich nach verlorener Wahl in Berlin nicht mehr oder nur noch selten blicken ließen.
Nun ist Thielemann als einstiger Assistent Herbert von Karajans dem Orchester wohl doch zu sehr verbunden, als dass er sich hier zurückziehen könnte – überdies jährt sich sein philharmonisches Dirigierdebüt in diesem Jahr bereits zum 20. Mal. Als Solist bringt Thielemann allerdings einen Pianisten mit, der auf eine noch viel längere philharmonische Ära zurückblicken kann: 1970 trat Maurizio Pollini erstmals mit den Berliner Philharmonikern auf; unvergessen sind die Konzerte mit seinem engen Freund, dem ehemaligen Chefdirigenten Claudio Abbado.
Endgültig zur philharmonischen Zeitreise wird der Abend durch die Aufführung der Schumann-Fragmente von Aribert Reimann: Das Werk, in den späten 1980er Jahren entstanden, umkreist einen musikalischen Gedanken Schumanns mit allen Mitteln der modernen Orchestermusik. Reimann, der am 4. März seinen 80. Geburtstag feiern kann, kennt die Berliner Philharmoniker bereits seit 1961, als sie mit Dietrich Fischer-Dieskau den "Totentanz" des damals erst 25-jährigen Komponisten uraufführten. Auch wenn Reimann in seinen Fragmenten der offenen Form huldigt: An diesem Abend werden sich einige Kreise schließen.
Philharmonie Berlin
Aufzeichnung vom 14. Januar 2016
Robert Schumann
Ouvertüre zur Oper "Genoveva" op. 81
Frédéric Chopin
Konzert für Klavier und Orchester Nr. 1 e-Moll op. 11
ca. 21:00 Konzertpause, darin: "Robert Schumann – eine lebenslange Liebe" -
Olaf Wilhelmer im Gespräch mit Aribert Reimann
Aribert Reimann
Sieben Fragmente für Orchester in memoriam Robert Schumann
Richard Strauss
Vier sinfonische Zwischenspiele aus der bürgerlichen Komödie "Intermezzo" op. 72
Maurizio Pollini, Klavier
Berliner Philharmoniker
Leitung: Christian Thielemann