Viel Beethoven und ein Vergessener
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Kirill Petrenko hat seine erste Pressekonferenz als Chefdirigent der Berliner Philharmoniker gegeben. Sein Programm wird weniger Ausgefallenes bieten als das seines Vorgängers Simon Rattle, aber zu erwarten sind Tiefgang und einige Überraschungen.
Gut gelaunt, auskunftsfreudig und auch schlagfertig gab sich Kirill Petrenko bei der Pressekonferenz. Petrenko, der Medien prinzipiell keine Interviews gibt, habe sich heute ausführlich zum Jahresprogramm der Berliner Philharmoniker geäußert, sagt Olaf Wilhelmer aus der Musikredaktion von Deutschlandfunk Kultur. Die Orchestervorstände, die auch an der Pressekonferenz teilgenommen haben, zeigten sich begeistert, dass nun eine lange Wartezeit vorbei ist – vor vier Jahren bereits war Petrenko von dem Orchester in sein Amt gewählt worden.
Beethovens Neunte: "Eine sehr konventionelle Wahl"
Zum Antrittskonzert im August wird Petrenko Beethovens Neunte Sinfonie dirigieren, garniert allerdings mit Ausschnitten aus der Oper "Lulu" von Alban Berg. Eine "sehr repräsentative und sehr konventionelle Wahl", findet Olaf Wilhelmer, "aber für ihn ist das ein Symbolwerk für die menschliche Zivilisation."
Unnd es stehe eben auch das Beethoven-Jahr bevor, das 2020 zum 250. Geburtstag des Komponisten begangen wird. Neben der Neunten Sinfonie wird Petrenko dann auch die Beethoven-Oper "Fidelio" und seine "Missa Solemnis" dirigieren.
Ein Herz für die vergessenen Komponisten zeige Petrenko mit einem Schwerpunkt zum Werk des tschechischen Komponisten Josef Suk, meint Wilhelmer. Der Rest des Programms sei eine bewährte Mischung als Alt und Neu.
Deutlich weniger Konzerte als unter Rattle
Anders als Simon Rattle sei Petrenko auch als Chefdirigent ein sehr zurückhaltender Mensch. Das zeige sich darin, dass er viel weniger Konzerte geben werde als sein Vorgänger, nämlich 39 in der kommenden Saison, Rattle kam in etwa auf einen Durchschnitt von 60 Konzerten.
Allerdings ist Petrenko auch für eine Spielzeit noch Chefdirigent der Bayerischen Staatsoper in München. Rattle habe übrigens in seiner ersten Saison keine einzige Beethoven-Sinfonie dirigiert, aber es sei typisch für die Philharmoniker, dass ein neuer Chefdirigent sich deutlich von seinem Vorgänger abhebe.
Ein so ausgefallenes Programm wie von Rattle sei von Petrenko nicht zu erwarten, aber auch er sei für Überraschungen gut, glaubt Wilhelmer.