Berliner Ruder-Club am Kleinen Wannsee

1880 gegründet – und nur für Herren

Blick auf das Gebäude des Ruder-Clubs, ein Ruderer zwischen Ruderbooten an Land
Fast schon ein Schloss: das Club- und Bootshaus der Ruderer am Kleinen Wannsee. © Elmar Krämer
Von Elmar Krämer |
Rudern ist ein traditionsreicher Sport. Schon in der Antike betrieben, damals allerdings eher als Fortbewegungsmöglichkeit. Zu den ältesten Vereinen in Deutschland gehört der Berliner Ruder-Club – gegründet 1880.
Seit rund 110 Jahren hat der Berliner Ruder-Club sein äußerst repräsentatives Club- und Bootshaus am kleinen Wannsee in Berlin. Ein imposantes Treppenhaus, holzvertäfelte Veranstaltungs-Räume – erster Eindruck: Fast schon ein Schloss und eine Reise in die Vergangenheit.
"Wir sind ja ein reiner Herrenruderclub", sagt Georg Grützner, Vorstandsmitglied des Vereins, "insofern führt der Weg in die Bootshallen nur durch die Umkleiden und was man hier so sieht, ist original Baujahr 1909."
Seine ganze Pracht entfaltet die Anlage vor allem von der Wasserseite und dem großen Steg. Und da wird schnell klar: Es geht hier nicht nur um Tradition, sondern in erster Linie um Training.
"Wir haben hier samstags bis zu 140 Leute, die samstags morgens, gerade bei traumhaftem Wetter aufs Wasser gehen."
Sportler auf dem Steg des Berliner Ruder-Clubs am Kleinen Wannsee
Samstags gehen im Ruder-Club bis zu 140 Leute aufs Wasser.© Elmar Krämer
Einer bis Achter für Breiten- bis Spitzensportler. Um die 80 Boote stehen bereit für die rund 700 Mitglieder im Alter von 10 bis weit über 80 und man kennt sich, viele der Sportskameraden sind seit Jahrzehnten im Verein
"Gute Kameradschaft, das gehört zum Rudern. / Wie lange sind sie schon dabei? / 50 Jahre."
Siegfried Müller ist 77 Jahre alt und wird wohl solange rudern, wie es geht – für ihn gehört der Sport zum Leben dazu, sagt der sportliche Senior
"Weil es eine Betätigung ist, die den ganzen Körper beansprucht und wenn man älter wird, müssen sie ständig dabei bleiben, weil, wenn sie längere Zeit pausieren und dann wieder anfangen, dann fällt es doppelt so schwer."

"Da kann man nichts für eintauschen"

Die Konzentration auf kraftvolle und synchrone Bewegungen im Achter machen für Müller den besonderen Reiz des Ruderns aus.
"Das ist jedes Mal ein schönes Erlebnis, wenn das Boot gut läuft, die Mannschaft richtig zulangt und man wunderbar vorwärts kommt, also das ist unvergleichlich und wenn sie morgens früh am Wochenende hier auf dem Wasser sind und sind nur ein Boot, da kann man nichts für eintauschen, ne."
1880 wurde der BRC als leistungssportlich orientierter Ruder-Club gegründet. Mittlerweile geht Leistungs- und Breitensport sehr harmonisch Hand in Hand – auch an diesem Tag treffen sich die Seniorenachter mit Kindern und durchtrainierten Nachwuchs- und Nationalmannschaftsmitgliedern auf dem Steg.
Der 17-jährige Ruderer Alexander Finger vor Booten im Ruder-Club
Der 17-jährige Alexander Finger ist im Berliner Ruder-Club groß geworden.© Elmar Krämer
Einer von Ihnen ist Alexander Finger, 17 Jahre alt. Seit 10 Jahren aktiv, ist er seit einigen Jahren im Kader und trainiert 6 bis 8 Trainingseinheiten in der Woche. Mit der deutschen Juniorennationalmannschaft holte er bei der U19 WM in diesem Jahr die Bronzemedaille im Doppelvierer und auch Gold und Bronze bei den deutschen Meisterschaften kann er schon verbuchen. Doch auch ohne den Nervenkitzel des Wettkampfs steigt er jedes Mal gern ins Boot.
"Das ist einfach das geniale Gefühl von der Symbiose von dem Menschen mit dem Boot und dann eben noch das Wasser und wie man dann durchs Wasser gleiten kann, das hat dann manchmal schon ein Gefühl von Magie, so leicht wirkt das dann."
Alexander Finger ist im BRC großgeworden, sein Vater war ein erfolgreicher Ruderer sein Bruder ist es auch, seine Mutter (in einem befreundeten Verein) ebenfalls – dass der BRC ein reiner Männerclub ist und Frauen höchstens als Gäste, als Steuerfrauen oder in Betriebssportgruppen mit in die Boote steigen kennt der 17-Jährige nicht anders.
"Das stört mich keineswegs. Ich bin damit aufgewachsen ich kenne es nicht anders und man hat seine Freunde hier und es fühlt sich jetzt nicht an, als würde was fehlen."

"Wir sehen da auch keine Diskriminierung"

So wird auch im Jahre 2018 die Tradition gewahrt – in einer Stadt wie Berlin aber kein Problem, findet Georg Grützner.
"Zum Thema Herrnruderclubs ist zu sagen, dass es einige wenige in Deutschland gibt. In Hamburg zwei noch aktuell meines Wissens, in Berlin auch. Aber dafür gibt es eben auch reine Damenrudervereine. Bei kleinen Städten würde man sagen, naja es hätte vielleicht ein Geschmäckle, aber wir haben hier in Berlin 55 Ruder-Clubs und Rudervereine. Insofern ist für jeden der Rudersport treiben möchte, die breite Auswahl in allen Stadtgebieten gegeben insofern sehen wir da auch keine Diskriminierung."
Als Gäste sind auch Frauen im BRC willkommen – auch im sogenannten Kaiserpreiszimmer, einem Raum, mit Blick auf die Boote und das Wasser und die Erfolge eines der ältesten Ruderclubs Deutschlands.
"Wir haben hier an den Wänden hängen die jeweiligen Urkunden vor den Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften und wir haben hier noch zwei Pokale die vom Kaiser damals den Mannschaft überreicht worden sind. Da mussten sie fünfmal hintereinander jeweils eine Regatta gewinnen und dann haben sie den Pokal für den dauerhaften Verbleib im Club gewinnen können."
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