Firmenausflug ins Flüchtlingsheim
Gutes tun für Flüchtlinge – und selber Spaß dabei haben. Mitarbeiter einer Bank packten in der Berliner Stadtmission mit an, renovierten Räume, bastelten mit Kindern, sortierten Kleiderspenden und kochten für Flüchtlinge.
Berlins Integrationssenatorin, Dilek Kolat, und ihre Begleiter haben kaum Platz, sich zu bewegen. In der Kleiderkammer der Berliner Stadtmission am Hauptbahnhof liegen Kisten und Plastiksäcke voller Bekleidung. Sechs Mitarbeiter und freiwillige Helfer sortieren Pullover, Hosen, Jacken in die Regale ein. Fatin El-Hajj Chehade leitet eigentlich die Kleiderkammer, als arabisch-sprachige Mitarbeiterin ist sie zur Zeit aber besonders gefragt, erzählt sie der Senatorin.
"Ich wurde vorgestern richtig umarmt von einer Frau. Sie hat wirklich gelitten, dass sie hier mit niemandem richtig reden konnte. Da hat sie Englisch mit mir geredet. Und ich sage zu ihr: Ich verstehe dich, rede mit mir auf deine Sprache. Oh, mein Gott. Ja, das ist ein Stück Heimat, ne?"
Fatin El-Hajj Chehade ist vor über 30 Jahren selbst mit ihrer Familie aus dem Libanon geflüchtet. Die feste Mitarbeiterin der Stadtmission hat heute viele freiwillige Helfer der Berliner Bank, die eine Hilfsaktion durchführen. Auch in der Küche assistieren sie den Frauen und Männern an den Pfannen und Töpfen.
Zwei Frauen und zwei Männer formen eine Hackfleisch-Kartoffel-Masse wie Frikadellen und braten sie. Chami Kebap heißt dieses persische Gericht.
"Wir haben das gesamte Treppenhaus gestrichen"
Wie in der Kleiderkammer so helfen auch hier die Bank-Mitarbeiter mit. Über 100 von ihnen renovieren Räume für neu ankommende Flüchtlinge, sie reparieren Fahrräder und basteln mit den Kindern. Die Materialkosten übernimmt die Bank. Familie Weber von der Geschäftsleitung ist wie viele andere auch mit der kleinen Tochter gekommen.
"Wir sind heute Morgen hier gewesen, haben unsere Mitarbeiter, die Familien begrüßt, haben dann hier in der Ambulanz, in der Notaufnahme das gesamte Treppenhaus gestrichen. Drei Etagen sind es gewesen. Es waren ganz viele Kinder auch in der Notunterkunft. Und die sind jetzt natürlich total gespannt, was da so passiert in ihrem Umfeld. Willkommenskultur halt leben. Das ist das, was uns wichtig ist."
Vor einem Jahr hätte Berlins Integrationssenatorin, Dilek Kolat, nicht so viel Engagement für Flüchtlinge erwartet, sagt sie. Damals dominierten noch die Proteste gegen Flüchtlingsheime. Aber die positive und freundliche Stimmung in Berlin überrasche sie auch nicht, sagt Kolat.
"Berlin ist eine Einwanderungsstadt. In Berlin sind immer geflüchtete Menschen angekommen. Sie wurden hier immer aufgenommen. Und sie haben hier auch immer eine Dynamik, auch wirtschaftlich und kulturell der Stadt immer eine Bereicherung gebracht. Und wir erleben jetzt das gleiche wieder."
Zur Stunde feiern die Mitarbeiter der Bahnhofsmission, Flüchtlinge, Obdachlose und alle ehrenamtlichen Helfer ein großes Fest.