Nachdenken über einen "schändlichen Abriss"
07:56 Minuten
Vor 70 Jahren wurde das beschädigte Stadtschloss gesprengt, nun erlebt Berlin den Wiederaufbau des Gebäudes in abgewandelter Form. Viele Menschen finden Architektur der Vergangenheit schöner, sagt Steffen de Rudder, Professor für Städtebau in Weimar.
Am 7. September 1950, vor 70 Jahren, begann die DDR im sowjetischen Sektor von Berlin das im Zweiten Weltkrieg durch Bomben beschädigte Stadtschloss zu sprengen. Übrig blieben die Fundamente – auf denen seit einigen Jahren ein Nachbau des einstigen Barockschlosses für das Humboldt-Forum errichtet wird.
Architekten wollen neu bauen
Viele Menschen fänden, dass der Städtebau der Moderne nicht so schön sei wie die Architektur der Vergangenheit, sagt der Professor für Städtebau an der Bauhaus Universität Weimar, Steffen de Rudder. "Wir Architekten sind dagegen."
Schließlich bestehe ihre Aufgabe darin, neue Gebäude zu bauen. Wenn immer mehr restauriert und erhalten werde, bedeute das für seinen Berufsstand weniger Arbeit. Aber jede Zeit habe ihre eigene Architektur und Stadtbilder, sagt de Rudder. Darin zeige sich, wer wir als Gesellschaft sind.
Platz für Aufmärsche schaffen
Es gebe das große Thema der Geschichtlichkeit. Deshalb verbinde sich auch mit dem Aufbau zerstörter Gebäude auch immer die Frage, warum sie einst zerstört worden seien. Das Berliner Schloss sei zunächst im Zweiten Weltkrieg ausgebrannt. Dann sei 1950 der "schändliche Abriss" gefolgt. Er sollte damals einen großen Aufmarschplatz schaffen, aber sei auch eine Abrechnung mit dem preußischen Militarismus gewesen. Im Bundestag habe es eine große Mehrheit für den Wiederaufbau des Schlosses gegeben, daran erinnert der Architekt.
(gem)