Mit Lebensmitteln die Welt verbessern
Safran statt Opium: Zwei junge Gründer haben mit "Conflictfood" ein soziales Unternehmen ins Leben gerufen, das mit Lebensmitteln aus Konfliktregionen handelt. So soll etwa Bauern in Afghanistan eine neue Perspektive ermöglicht werden.
Zwei bärtige Männer, beide Mitte 30, sitzen auf wackeligen Stühlen in einem Büro in Berlin-Kreuzberg – hier ist der Sitz der Firma "Conflictfood". Auf dem Tisch steht ein grauer Karton. Hier lagert die heiße Ware.
Salem El-Mogaddedi und Gernot Würtenberger handeln seit 2015 mit Safran. Die zarten, roten Fäden, die die beiden prüfend gegen das Licht halten, kommen nicht irgendwo her. Es ist Importware aus Afghanistan.
"Historisch nannte sich die ganze Region Chorasan und wird als Wiege des Safrans bezeichnet."
El-Mogaddedis Eltern stammen aus Afghanistan, sein Vater leistet dort humanitäre Hilfe. El-Mogaddedi und Würtenberger haben ihn auf einer Reise begleitet und von einem Frauenkollektiv gehört, das auf ehemaligen Schlafmohnfeldern Safran anbaut. Das hat sie neugierig gemacht.
"In Kabul angekommen haben wir auch von diesem Projekt erfahren dieses Frauenkollektivs in Herat und da wollten wir dann mal so hinter die Kulissen schauen. Wir sind dann nach Herat geflogen, im Westen des Landes und haben das Frauenkollektiv besucht und waren bei der Ernte dabei und waren sehr beeindruckt von der Arbeit, von den Frauen, die es geschafft haben: weg vom Opium-, hin zum Safrananbau."
Ein Teil des Gewinns geht zurück nach Afghanistan
Den ersten Safran haben die beiden im Handgepäck nach Berlin gebracht. Die Reise zu den Frauen auf dem Safranfeld in Afghanistan war gleichzeitig die Geburtsstunde einer ungewöhnlichen Idee:
Nämlich mit Waren aus Konfliktregionen zu handeln, um den Menschen dort eine Perspektive zu geben. Die beiden Freunde gründen das Unternehmen "Conflictfood". Seit Mai gibt es den Safran online und in ausgewählten Läden zu kaufen.
Ein Teil des Gewinns aus dem Verkauf geht zurück nach Afghanistan, in ein Heim für kriegsversehrte Kinder. Auch dort sind El-Mogaddedi und Würtenberger mehrmals selbst gewesen. Sie kennen das Projekt gut.
"Das Kinderheim nennt sich Paiwand-e-Noor – Quelle des Lichts, in Kabul und das ist ein schönes Projekt und wir sind froh, dass es dieses Projekt gibt, weil es gibt viele kriegsversehrte Kinder. Im Grunde genommen ist das ganze Land traumatisiert, vier Jahrzehnte Krieg, das zeichnet."
"Conflictfood" will zum Wiederaufbau des Landes beitragen. Ohne Zwischenhändler soll die Ware nach Deutschland kommen.
"Das wird nicht irgendein Standbein"
"Die Grundidee ist, den Bauern vor Ort wirtschaftliche Perspektiven zu ermöglichen und neue Absatzmärkte zu erschließen und vor allem auch lokale Strukturen zu stärken, weil die oft keinen Zugang zum globalen Markt haben."
"Über diesem ganzen Konzept könnte auch der Wunsch stehen, Fluchtursachen an der Wurzel zu bekämpfen."
Eine große Aufgabe, für die die beiden Gründer sich quasi neu erfunden haben.
"Wir kommen aus ganz anderen Herkunftsberufen. Ich selber war viele Jahre Architekt in Berlin und Wien. Mit dem Jahreswechsel von 2015 auf 2016 haben wir beide beschlossen, dass wir uns jetzt zu hundert Prozent diesem Projekt widmen."
"Und ich komme aus dem Bereich Event und Fashion und habe dann auch beschlossen, das wird nicht irgendein Standbein, sondern das wird das Standbein von uns."
Afghanistan ist nur der erste Schritt; Länder mit einer ähnlich konfliktreichen Geschichte gibt es viele. In Eritrea und Äthopien möchte "Conflictfood" nachhaltigen Kaffeeanbau unterstützen; in Malaysia und Indonesien Monokulturen und Landraub bekämpfen. Das nächste Ziel ist Palästina. Olivenöl, Nüsse, getrocknete Früchte… was sie von dort genau mitbringen wollen, ist noch geheim. Sicher ist nur: es soll Frieden stiften und Entwicklung bringen.