Berliner Theatertreffen 2019

Wenig politisch und keine spektakulären Newcomer

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Die Jury des Theatertreffens: Christian Rakow, Eva Behrendt, Andreas Klaeui, Dorothea Marcus, Margarete Affenzeller, Shirin Sojitrawalla und Wolfgang Höbel. Die Jury stellte bei eine Pressetermin ihre Auswahl der "zehn bemerkenswertesten Inszenierungen" für das diesjährige Festival im Mai 2019 vor.
Die Jury des Theatertreffens: Christian Rakow, Eva Behrendt, Andreas Klaeui, Dorothea Marcus, Margarete Affenzeller, Shirin Sojitrawalla und Wolfgang Höbel. Die Jury stellte bei eine Pressetermin ihre Auswahl der "zehn bemerkenswertesten Inszenierungen". © Jörg Carstensen/dpa
Susanne Burkhardt im Gespräch mit Vladimir Balzer |
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Zum Berliner Theatertreffen im Mai 2019 werden gleich zwei Produktionen aus Dresden anreisen. Auch die freien Produktionen sind stark vertreten. Als dezidiert politisch verstehe sich allerdings kaum ein Stück, meint Theaterkritikerin Susanne Burkhardt.
Zum Berliner Theatertreffen sind gleich zwei Inszenierungen vom Staatsschauspiel Dresden eingeladen. Die Juroren gaben heute ihre Auswahl der "zehn bemerkenswertesten" Inszenierungen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz bekannt.
Die beiden Stücke aus Dresden basieren auf Romanvorlagen: Regisseur Sebastian Hartmann hat sich "Erniedrigte und Beleidigte" des Russen Fjodor M. Dostojewski vorgenommen. Ulrich Rasche inszeniert "Das große Heft" nach dem Roman von Ágota Kristóf.
Kristófs Roman werde gerade an mehreren Bühnen entdeckt, sagte Jurymitglied Christian Rakow. Er handle von zwei Jungs zu Weltkriegszeiten. "Das ist ein Buch voll sexueller Obsessionen, voll Gewalt. Ein sehr düsteres Buch", sagte Rakow.
Zum Theatertreffen vom 3. bis 19. Mai werden zehn Produktionen nach Berlin eingeladen. Darunter sind auch das Antikenprojekt "Dionysos Stadt" der Münchner Kammerspiele, "Hotel Strindberg" vom Wiener Burgtheater und "Oratorium" vom Bühnenkollektiv She She Pop.

Kaum politische Stücke

Es handele sich bei dem Programm für das diesjährige Berliner Theatertreffen um eine "solide Auswahl". "Spektakuläre Newcomer" seien nicht dabei, erklärte unsere Theaterkritikerin Susanne Burkhardt. Nur ein klassisches Stück sei unter den Produktionen - nämlich "Tartuffe oder das Schwein der Weisen" vom Theater Basel, eine Komödie von PeterLicht nach Molière - doch auch dieses sei sehr stark für die Gegenwart "überschrieben" worden.
"Auffällig fand ich, dass es dreimal freie Produktionen in die Auswahl geschafft haben, das ist wirklich schön", sagte Burkhardt, die "Oratorium" von She She Pop hervorhob. Das sei "ein ganz herrlicher Abend", nach Brecht, zum Thema Eigentum und zu der Verantwortung, die man habe, wenn man Erbe sei.
Themen wie Gendergerechtigkeit, Postkolonialismus oder Diversität spielten bei den Theatermachern aber eher eine geringe Rolle. Als dezidiert politisch verstehe sich kaum ein Stück, meinte Burkhardt. In diesem Zusammenhang erwähnte sie die Kritik der schwarzen Schauspielerin Thelma Buabeng, die vom "weißen Theater für weiße Leute" spricht und gestern die Jury-Sitzung für ein Facebook-Video gekapert hatte.
(dpa/huc)
Die Auswahl für das Theatertreffen in Berlin vom 3. - 19. Mai 2019 im Überblick:
Das große Heft - Staatsschauspiel Dresden
Nach dem Roman von Ágota Kristóf,
aus dem Französischen von Eva Moldenhauer,
in einer Fassung von Ulrich Rasche und Alexander Weise
Regie und Bühne Ulrich Rasche
Premiere 11. Februar 2018
Das Internat - Schauspiel Dortmund
Von Ersan Mondtag,
mit Texten von Alexander Kerlin und Matthias Seier
Regie, Bühne und Kostüme Ersan Mondtag
Uraufführung 9. Februar 2018
Dionysos Stadt - Münchner Kammerspiele
Antikenprojekt von Christopher Rüping
Regie Christopher Rüping
Uraufführung 6. Oktober 2018
Erniedrigte und Beleidigte - Staatsschauspiel Dresden
Nach dem Roman von Fjodor M. Dostojewski,
unter Verwendung der Hamburger Poetikvorlesung von Wolfram Lotz
Regie und Bühne Sebastian Hartmann
Premiere 29. März 2018
Girl From The Fog Machine Factory - Gessnerallee Zürich
Eine zeitgenössische Geschichte mit magischem Ende von Thom Luz
Regie, Raum, Lichtdesign Thom Luz
Eine Produktion von Thom Luz und Bernetta Theaterproduktionen in Koproduktion mit Gessnerallee Zürich, Théâtre Vidy-Lausanne, Kaserne Basel, Internationales Sommerfestival Kampnagel Hamburg, Theater Chur, Südpol Luzern
Uraufführung 17. Mai 2018
Hotel Strindberg - Burgtheater, Wien
Von Simon Stone nach August Strindberg
Regie Simon Stone
Koproduktion mit dem Theater Basel
Uraufführung 26. Januar 2018
Premiere Basel 16. Januar 2019
Oratorium - HAU Hebbel am Ufer, Berlin
Kollektive Andacht zu einem wohlgehüteten Geheimnis
Von und mit Sebastian Bark, Johanna Freiburg, Fanni Halmburger, Lisa Lucassen, Mieke Matzke, Ilia Papatheodorou, Berit Stumpf sowie dem Chor der lokalen Delegierten
Eine Produktion von She She Pop in Koproduktion mit HAU Hebbel am Ufer, Festival Theaterformen, Münchner Kammerspiele, Schauspiel Stuttgart, Kaserne Basel, Schauspiel Leipzig, Kampnagel Hamburg, Künstlerhaus Mousonturm, FFT Düsseldorf/ Forum Freies Theater, Konfrontacje Teatralne Festival Lublin und ACT Independent Theater Festival Sofia
Premiere Berlin 9. Februar 2018
Persona - Deutsches Theater, Berlin
Von Ingmar Bergman
Übersetzung Renate Bleibtreu
Regie Anna Bergmann
Koproduktion mit dem Malmö Stadsteater
Premiere Malmö 15. September 2018
Premiere Berlin 30. November 2018
Tartuffe oder das Schwein der Weisen - Theater Basel
Komödie von PeterLicht nach Molière
Regie Claudia Bauer
Uraufführung 14. September 2018
Unendlicher Spaß - Sophiensæle, Berlin
Von David Foster Wallace,
in der Übersetzung von Ulrich Blumenbach,
in einer Textfassung von Thorsten Lensing unter Mitarbeit von Thierry Mousset und Dirk Pilz
Regie Thorsten Lensing
Eine Produktion von Thorsten Lensing in Koproduktion mit Schauspiel Stuttgart, Schauspielhaus Zürich, Ruhrfestspiele Recklinghausen, Kampnagel Hamburg, Theater im Pumpenhaus Münster, HELLERAU – Europäisches Zentrum der Künste, Künstlerhaus Mousonturm, Les Théâtres de la Ville de Luxembourg und SOPHIENSÆLE
Premiere 22. Februar 2018